That was pretty good.
Also das war jetzt genau der Punkt des Turniers, wo gleichstarke Gegnerinnen aufeinander treffen. Und die Spiele waren alle verdammt eng.
Die Schwedinnen waren die einzigen, die zwischenzeitlich eine 2-Tore-Führung hatten. Und die brauchten 3 Aluminiumtreffer in 10 Minuten, um diesen Vorsprung zu halten. Also um mal zu verdeutlichen, wie eng diese Spiele waren: Der Schuss von Kiko Seike sprang an die Latte, dann an den Rücken von Zecira Musovic, von dort an den Pfosten und dann nicht ins Tor... sondern er kullert durch den 5 Meter Raum an 5 Schwedinnen vorbei, die sich nicht trauten den Ball irgendwie zu berühren, weil man ihn ja ins Tor stolpern könnte. Offiziell gilt das als "Parade" der Torhüterin...
Spanien gegen die Niederlande war vor allem deswegen beeindruckend, weil beide Mannschaften definitiv nicht ins Elfmeterschießen wollten. Lineth Beerensteyn vergibt die Riesenchance zur Führung, als sie relativ frei im Strafraum zum Abschluss kommt. Davon konnte man aber nicht mal die Wiederholung zeigen, weil die 19-jährige Salma im direkten Gegenzug mit einem überragenden Abschluss die Führung erzielt. Damit hat sie sich auch endgültig in diesem Turnier angemeldet, denn der Name fehlte bewusst bei meinem All Youngstar Team, weil sie halt bisher trotz genügend Spielzeit auf keine einzige Torbeteiligung kommt.
Salma wurde nebenbei vor der 2-maligen Weltfußballerin Alexia Putellas eingewechselt, was auch einfach mal ein Statement des Trainers ist. Und klar, Alexia kommt von einer schlimmen Knieverletzung und ist nicht bei 100 %, trotzdem hätte sich ein Vlatko Andonosvksi nie getraut.
Dieses spannende Ende ließ seinem das Drama um Stefanie van der Gragt fast vergessen. Die verursachte in ihrem offiziell letzten Spiel mit einem kompletten Blackout einen völlig unnötigen Elfmeter. Also eines dieser Handspiele, bei denen man hinterher nicht mal protestiert, weil es so dumm war. Und dann geht sie in der Schlussphase in die Spitze und erzielt in der 91. Minute mit einem strammen und platzierte, Lauren James-esquen Abschluss den Ausgleich. Nur um dann in der Pause der Verlängerung ausgewechselt zu werden.
Nur um dieses Detail auch nochmal festhalten: Das Spiel dauerte Ewigkeiten. Es war das vielleicht längste offizielle Fußballspiel aller Zeiten, weil es 16 Minuten Nachspielzeit nach 90 Minuten gab... und dann nochmal 4 Minuten für die beiden Verlängerungen. Das sind dann 140 Minuten. Und trotzdem nutzte Andries Jonkers die offizielle Pause, um zu wechseln und das Spiel zu beeinflussen... anstatt einfach nur zu wechseln, um das Spiel zu unterbrechen und allen eine weitere Pause zu gönnen.
Und beide Trainer gingen mit dieser Haltung in die Verlängerung. So was geht. Das sollte jemand einem Gareth Southgate verraten.
Die Spanierinnen sind nebenbei im absoluten Arsenal-Modus unterwegs. Also wenn man mit Arsène Wengers Team aufgewachsen ist, muss man die lieben. Das fing schon in der Gruppenphase gegen Japan an. Dort hatte man 77 % Ballbesitz und spielte 894 zu 265 Pässe. Mit einer Passquote von 87 %. Die Japanerinnen waren nur auf 60 %. Die schossen auch "nur" 5-mal aufs Tor... aber gewannen 4:0. Bei so einer Überlegenheit so abgeschossen zu werden, Arsène Wenger wäre stolz auf euch.
Im Achtelfinale war man von Anfang an drückend überlegen. Die Schweizerinnen kamen in der Anfangsphase nicht mal aus der eigenen Hälfte... trotzdem stand es zwischenzeitlich 1:1, weil man sich ein absurdes Eigentor einschenkte, um sich selbst das Leben möglichst schwer zu machen.
Jetzt war man gegen die Niederlande wieder brutal überlegen, spielte aber den Ball im 5 Meter Raum lieber auf die im Abseits stehende Kollegin ab, anstatt selber das Tor zu erzielen. Und bewegte sich kollektiv im Gomez der Woche Modus. Ohne den absurden Elfmeter wären die nie in Führung gegangen. Den Elfmeter schießt man natürlich für den Nervenkitzel an den Innenpfosten.
Dann läuft man in der 86. Minute plötzlich in einen Konter... bei eigener Führung steht man hinten in Unterzahl. Wie schafft man so was? Und natürlich spielt man in der 91. Minute auf Abseits, obwohl der Wenger doch abschaffen wollte, dass man in solchen Momenten überhaupt auf Abseits spielen kann.
Kolumbien ging als Außenseiter gegen England überraschend in Führung, weil Torhüterin Mary Earps kurzzeitig ihre beste David Seaman Imitation präsentiert. Alessia Russo gleicht aus, weil Catalina Perez als neu Bremerin ihr Version von der Tim Wiese Rolle auf den Rasen bringt. Und am Ende erzielen überlegene Engländerinnen doch noch das 2:1 und ziehen relativ souverän ins Halbfinale ein.
Australien - Frankreich schaffte es irgendwie Torlos ins Elfmeterschießen zu gehen. Was im Wesentlichen an den richtig guten Torhüterinnen lag... und daran, dass Mary Fowler das leere Tor nicht traf. Hervé Renard toppte alle bescheuerten Trainer, in dem er in der 123. Minute nicht nur Eve Perisset als angeblich sichere Schützin bringt, sondern mit Solene Durand auch noch eine frische Torhüterin. Der letzte Move wäre als Geniestreich in die Geschichte eingegangen, weil 2 Elfmeter halten konnte und ihr bei einem dritten der Pfosten half. Nur scheiterte die extra fürs Elfmeterschießen eingewechselte Perisset zur allgemeinen Überraschung des Trainers an Mackenzie Arnold... die diese Parade postwendend mit einem Pfostentreffer feierte.
Weil das nicht genug Drama war, musste der Elfmeter von Kenza Dali nach einer weiteren Parade wiederholt werden, weil Arnold die Linie zu früh verlassen hat. Die Regeln für die Torhüter*innen sind halt mittlerweile so brutal und sollen ja noch schlimmer werden. Aber Arnold hielt einfach die erneute Ausführung ebenfalls. Nur damit Clare Hunt die nächste Gelegenheit auf die Entscheidung liegen ließ.
Am Ende waren es 21 Elfmeter und ein Pfostenschuss der 19-jährigen Vicki Becho, die das Spiel entschieden. Becho schoss de facto den souveränsten Elfmeter von allen, die Torhüterin hätte da nicht mal eine Chance gehabt, wäre sie in die richtige Ecke gesprungen... Aber sie zielte halt 5 cm zu weit nach links. So brutal kann der Fußball sein.
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