War der nicht mal ein Guter? Jetzt fordert er anscheinend in einem Interview, dass wir die Bundesligasaison am Jahreskalender ausrichten, damit... ähm... wir das Klima schützen? Wirklich? Das soll der Grund sein? Wie albern ist das denn bitte?
Also ich frage mal ganz dreist: Wäre es wirklich besser, wenn Sadio Mané seine 18.000 Flugmeilen im Winter abreist? Und ja, dass Mané hat in Zeiten von Versorgungsängsten derartige Strecken zurücklegt ist dreist. Aber er musste ja bei der Ehrung unbedingt persönlich anwesend sein... Und machen wir uns nichts vor: Die großen Vereine würden ihre Promotouren ähm ich meine natürlich ihre Vorbereitung dann halt in den Januar legen. Da ergibt es vielleicht sogar Sinn.
Vielleicht hat Rettig das in seinem Vorruhestand nicht mitbekommen, aber irgendein Depp spielt irgendwo immer. Also auch innerhalb von Europa. Also um das mal kurz festzumachen: Das DFB-Pokalfinale als praktisch letzter deutscher Termin des Jahres fand am 21.05. statt. Das Champions League Finale als letzter europäischer Feiertag eine Woche später am 28.05.. Und dann ging am 21.06. die erste Runde der neuen Champions League Qualifikation los. Mit dem Überklassiker FC Levadia Tallinn gegen Vilingur Reykjavik. 23 Tage nach dem Finale. Ach und ja, das ist der estnische Meister der da gegen den isländischen spielt. Dazwischen war dann auch noch die Nations League, so dass sich die eigentliche Sommerpause auf die Phase zwischen dem 4.6. und den 21.6. beschränkte.
Wenn Rettigs Plan jetzt also vorsieht, dass das Champions League Finale im möglichst südländischen Bereich im November stattfindet (dass er damit praktisch halb Europa als Spielort ausschließt, ignorieren wir dabei mal...), dann bedeutet das auch nur, dass die Esten und die Isländer dann im Dezember einen Austragungsort für ihr Erstrundenmatch brauchen... Und einen Heimspielort für ihr Date in der Nations League auf Nationalmannschaftsebene. Denn im Dezember spielt man dort eher nicht draußen Fußball. Und danach muss der Sieger dann nach Malmö, das liegt in Schweden. Auch Schweden ist eine der Regionen, in denen man eher nicht im Dezember auf einem "Rasen" stehen will.
Und das ist ja nicht nur die Champions League. Die Conference League fing am 5.7. mit ihrer ersten Qualifikationsrunde an. Das sind dann wieder 60 Mannschaften, die quer über Europa verteilt gegeneinander antreten. Und ja, es gibt keinen Anlass und keine Grundlage, die Mannschaften aus Armenien oder Nordmazedonien von diesen Wettbewerben auszuschließen. Aber da man ja mittlerweile Gruppenphasen und Absteiger braucht, wurden diese Wettbewerbe halt so sehr aufgebläht, dass sie halt über 11 Monate im Jahr gestreckt werden müssen. Allein schon deswegen ist es praktisch unmöglich, den Spielplan auf den Jahreskalender anzupassen.
Und da haben wir noch nicht mal die Turniersommer mit eingerechnet. Also alle 2 Jahre wird buchstäblich durchgespielt, weil die ersten Runden, der Champions League Qualifikation schon anfangen, bevor die WM beendet ist. Also 2018 begann die Champions League Vorsaison am 26.06. und Frankreich wurde am 15.07. zum Weltmeister gekürt.
Dann kommt da noch dieser ideelle Faktor. Also wollen wir die Meisterparaden durch die Innenstadt wirklich bei strömenden Regen und unangenehmen 9 Grad stattfinden lassen? Gut, bei den Bayern wäre das egal, da kommt eh kaum jemand zur Meisterparade. Und in Hamburg würde es eh regnen. Als ob der HSV jemals wieder was gewinnt.
Aber auch die Reisekultur, die natürlich in der entscheidenden Saisonphase nochmal an Fahrt aufnimmt. Also außer bei den Leipzigern. Stellt euch vor, die so begeisternden Frankfurter Fans hätten Anfang November nach London reisen dürfen, um gegen West Ham United im Stadion eine Party zu feiern. Und hinterher auch noch in der Stadt. Bei einem letzten Gruppenspiel ist das praktisch egal, weil da ja selbst die Frankfurter noch nicht in Massen hinfahren. Aber spätestens ab dem Viertelfinale sollte man mit halbwegs verlässlichen Wetter planen können.
Und natürlich ist der Fußball als Kulturgut auch ein kritischer Klimafaktor. Wie quasi alles, was der Mensch so macht. Allein schon wegen der ganzen Flugmeilen, die man als Profi so zusammensammelt. Die werden ja auch immer absurder, weil immer absurdere Wettbewerbe erfunden werden. AS Pirae 15.000 Flugmeilen zurücklegt, um ein einziges Spiel in den Vereinigten Arabischen Emiraten im Rahmen der Klub-WM zu verlieren und dann wieder heimzureisen... AS Pirae kommt aus Tahiti. CF Monterrey aus Mexico. Palmeiras kommt aus Brasilien. Die sind zusammen 80.000 Kilometer für die Klub-WM geflogen.
Aber selbst das dürfte ja noch lächerlich sein, wenn man bedenkt, dass die ganzen großen europäischen Vereine gerade durch die Weltgeschichte fliegen, ohne offizielle Wettbewerbe auszutragen. Einfach so. Aber mit Kicker Tagebuch, weil man ja unbedingt dabei sein muss, wenn sinnlos Kerosin verbrannt wird.
Und klar, man kann auch die Diskussion führen, wie man die Rasenheizungen möglichst wenig benutzt. Das erreicht man am ehesten, in dem man in den kalten Monaten möglichst wenig spielt. Das erreicht man aber nicht durch eine Verschiebung des Spielplanes um 6 Monate, sondern durch eine Verschlankung des Rahmenterminkalenders.
Früher, das ist ja heute gar nicht mehr vorstellbar, begann die Europacup-Saison im September. Da konnte man es sich dann auch leisten, vom 16.12. bis 23.02. eine Winterpause einzuplanen. Da hätte jeder Verein die Rasenheizung 2 Mal im Jahr gebraucht. Jetzt müsste auch im Jahresrhythmus die Saison am 6.1. beginnen, damit man alles bis zum Dezember durchgezogen bekommt, was halt so ansteht.
Und bevor jetzt jemand mit "Ja, aber die aufgeblähten Weltmeisterschaften!" kommt: Die WM in dem zufällig ausgesuchten Jahr 1990 dauerte vom 8. Juni bis zum 9. Juli. 31 Tage vom Eröffnungsspiel zum Finale. Jetzt in Qatar geht der Scheiß vom 21. November bis zum 18. Dezember. Das sind 4 Tage weniger. An den Rahmenterminen der WM hat sich in den letzten 30 Jahren nichts geändert, aber bei der Champions League sind 6 Wochen und haufenweise Termine dazugekommen.
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