Ganz ehrlich... da hatte ich mir irgendwie mehr erwartet. Wobei das ja schon nach dem ersten Spieltag abzusehen war. Denn allein schon, dass es in Gruppe A und B Spiele um die "Goldene Ananas" gab. Also sowohl bei England - Nordirland als auch bei Deutschland - Finnland ging es ja nur um die Ehre.
Und Gruppe C sah dann auch so furchtbar eindeutig aus, da denkt man sich, dass die beiden überlegenen Mannschaften doch nur übers Torverhältnis den Gruppensieg entschieden haben. Aber dann fällt einem auf, dass das Ergebnis der Niederländerinnen definitiv zu hoch ausgefallen ist, denn da stand es bis zur 84. Minute Unentschieden... und die Schweizerinnen hätten durchaus in Führung gehen können, dann wären die weitergekommen. Dann kassieren die aber 3 Tore in 11 Minuten und es sieht nach einem souveränen Sieg des Favoriten aus.
Gruppe D war eigentlich die enttäuschende. Also von den Voraussetzungen war es eigentlich das spannendste: Island lag gegen den größten Favoriten früh zurück, was bedeutete... dass sie mit 2 Punkten ins Viertelfinale einziehen würden. Also sowohl Belgien als auch Italien mussten gewinnen um dieses Weiterkommen zu verhindern. Aber gerade in der ersten Halbzeit sah es eher danach aus, als würden beide mit einem Unentschieden weiterkommen... Zu Beginn der 2. Halbzeit nahm das Spiel dann endlich Tempo auf und es passierte in den ersten 10 Minuten mehr, als in den ersten 45 Minuten. Allerdings war Italien dann zwar drückend überlegen, aber im Strafraum einfach zu ungefährlich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass sie 2 Tore erzielen mussten.
Und dass sie als Vollprofis gegen eine Mannschaft antraten, die teilweise aus Spielerinnen mit einem Clark Kent Job besteht, sollte man halt auch nicht außer Acht lassen. Was den Respekt vor den Belgierinnen nicht schmälern sollte, aber Italien gehört doch eher zu den Enttäuschenden.
Nebenbei haben sich Island Dottirs ohne eine Niederlage verabschiedet, weil sie in der 102. Minute den Ausgleich erzielten. Manchmal braucht der VAR eben länger. Ich fand es superfaszinierend, dass die Kommentatorin dann Mitleid mit den Isländerinnen hatte, die halt ohne Niederlage ausscheiden. Das wäre ihnen mit 24 Teilnehmern garantiert nicht passiert. Aber ganz ehrlich: Eine Mannschaft, die kein einziges Spiel gewinnt, kann halt auch nicht ins Viertelfinale einziehen.
Dabei waren die Isländerinnen eine der positiven Überraschungen. Allein schon, weil sie die für Isländer ganz normale Unterstützung von den Rängen bekommen haben. Und weil sie halt auch in jedem Spiel mithalten konnten. Andererseits "schonte" Frankreich halt auch 5 Spielerinnen und es reichte trotzdem nicht zu einem Sieg.
Wenn wir über Enttäuschungen reden, kommen wir direkt zu Dänemark und Norwegen, die sich quasi geschlossen für das "Wir haben den Urlaub schon gebucht" Team beworben haben. Während Pernile Harder wenigstens behaupten kann, dass sie das eine (!) Turniertor der Däninnen erzielt hat und an quasi allen gefährlichen Aktionen beteiligt war, hätte Ada Hegerberg auch einfach weiter streiken können.
Wenn diese Norwegen, Dänemark und Italien ihre erwartbaren Leistungen abrufen, sehen wir ein wesentlich spannenderes Turnier. Und dahinter stellt man halt doch fest, wie groß der Unterschied zwischen den geförderten Nationen mit ordentlicher Struktur (also England, Frankreich, Deutschland, Spanien, Schweden und die Niederlande) und dem Rest ist. Als konkretes Beispiel: Die Portugiesinnen hätten eine richtig gute Rolle als größte Überraschung spielen können, wenn die halbwegs Standards verteidigen würden. Stattdessen kassierten sie 7 Gegentore nach Ecken und Freistößen.
Jetzt kommt man aber beim "Durchzählen" schon zum nächsten "Problem": Das sollten eigentlich 8 Mannschaften sein, es sind aber nur 6. Damit haben wir, bei allem Respekt, 2 Viertelfinale, die ungefähr so aussehen sollten, wie die Gruppenspiele vorher: Sehr dominante und überlegene Favoritinnen fahren einen souveränen 3:0 Sieg ein. Selbst eine knappe Niederlage für Österreich und Belgien wären schon eine Überraschung. Aber das "Deutschland Spiel" wird trotzdem (verständlicherweise) die höchsten Einschaltquoten haben. Dann sehen die alle dieses einseitige Spiel und denken sich: "Das ist jetzt also dieser Frauenfußball, von dem alle geredet haben, was soll daran jetzt so toll sein"... da gucke ich lieber Deutschland gegen Algerien als WM Achtelfinale, das ist wenigstens spannend...
Dabei sollte man sich eigentlich den Mittwoch und den Samstag im Kalender markieren, wenn man wirklich sehen will, was in diesem Turnier alles geht. Denn da gibt es Duelle auf Augenhöhe. Da werden England und Frankreich (gerade letztere kamen bisher eher im Schongang durch) das erste Mal richtig gefordert werden.
Nebenbei... muss ich gerade nochmal über die Präsentation reden. Es ist schon verdammt peinlich, dass das ZDF nicht hinbekommt, Bild und Ton zu synchronisieren. Vor allem, weil der Ton vor dem Bild kommt. Da schreit Claudia Neumann dann schon Tor, bevor der Kopfball abgegeben wird. Und das passiert nicht nur bei einem Video. Get that shit fixed.
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