Es reicht noch nicht mal für die Ungarn. Wobei, das sollte einem noch nicht mal wirklich überraschen, schließlich sah das Spiel ungefähr genau so aus, wie das letzte Aufeinandertreffen der beiden während der EM... Was aber zu einer viel schockierenden Erkenntnis führt: Die Mannschaft hat sich unter Hansi Flick gar nicht verbessert, sie sind jetzt an demselben Leistungspunkt wie vor einem Jahr.
Ganz ehrlich, dieser Nations League Spieltag ist so ziemlich das Worst-Case-Szenario. Das fängt schon damit an, dass jetzt alle behaupten können, dass es ohne Thomas Müller ja gar nicht besser läuft. Wir brauchen den, die anderen sind ohne ihn völlig überfordert! Auf die Idee, dass das vielleicht anders aussehen könnte, wenn Kai Havertz mal 3 oder 4 Spiele am Stück in der Rolle machen darf, kommt keiner... obwohl das genau jetzt die Gelegenheit dafür gewesen wäre...
Aber das eigentlich Schlimmste: Jonas Hofmann hat sich gerade als einziger Leistungsträger im Offensivspiel etabliert... wenn Hansi Flick diese Spiele nicht komplett unter den Tisch fallen lassen will, muss er plötzlich einen Platz für den in seinem System finden... oder er tappt direkt in die Jogi Löw Falle, dass allen bewusst ist, dass diese "Testphasen" am Ende egal sind, was wiederum das Niveau dieser Testspiele beeinflusst. Da haben dann doch alle spontan Wehwehchen und müssen absagen...
Aber mit Hofmann in der Stammformation wird man halt nicht Weltmeister. Ok, vielleicht als Rechtsverteidiger, aber selbst das könnte eng werden... denn wenn man auf der Position des Außenverteidigers eine praktikable Lösung sucht, sollte die ja hauptsächlich durch stabile Defensivarbeit auffallen... siehe Benedikt Höwedes oder Joan Capdevilla, die beide als solide Rollenspieler Weltmeister wurden. Aber Hofmann ist halt eigentlich eher Offensivspieler.
Dazu kommt dieser winzige Nebenfakt, dass er im Verein eine enttäuschende Rückrunde gespielt hat. 5 Tore und 5 Vorlagen sind für einen Nationalspieler nicht wirklich viel. Die Gladbacher Saison verlief im Allgemeinen sooo gut, dass man sich einvernehmlich vom Trainer trennte. Und die sollen jetzt den Hoffnungsträger stellen? Hoffnungsträger kann man gar nicht sein.
Und das ist jetzt keine Kritik an Jonas Hofmann. Der ist ein sehr solider Bundesligaspieler, der auch mit Ende 20 noch deutlich wahrnehmbare Entwicklungsschritte macht. Der sich vom "Patrick Herrmann" Spieler (Memo an mich selbst: Positionsbeschreibung anlegen) Einwechselspieler zum Stammspieler gemausert hat. Aber das sind doch nicht die Ansprüche an einen Stammspieler und Leistungsträger in der deutschen Nationalmannschaft... So schlimm kann die Lage doch gar nicht sein...
Und klar, am Ende ist es einfach nur eine Motivationsfrage. Also Hofmann hat halt richtig Bock, er musste aber auch nicht international spielen... Das ist auch einfach was anderes, wenn man nur 28 Spiele in den Beinen hat, und nicht auf 45 Einsätze kommt. Er hat also schon einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil und den hat er bisher auch genutzt.
Am Ende sind wir da auch wieder bei dem eigentlichen Grundproblem: Alle jammern über den zu vollen Terminkalender... aber mit den Einschränkungen müssen am Ende die Nationalmannschaften leben, weil man sich da die Meter als Erstes spart. Was ja auch nachvollziehbar ist. Also Gareth Bale hat ja gerade darauf hingewiesen, wie wahnsinnig der anstehende Spielplan für seinen Kollegen Kevin de Bruyne ist, weil er 79 Spiele für ihn prognostiziert. Klar, für die deutschen Nationalspieler werden ein paar Spiele weniger anstehen, weil man ja frühzeitig ausscheiden wird weil es ja nur einen Pokalwettbewerb gibt... Aber hier ist halt das Problem: Die Trainer (wie Jürgen Klopp) jammern regelmäßig darüber, aber sie schicken trotzdem ihre A-Elf zur Klub-WM, obwohl sie es da einfach mal in der Hand gehabt hätten. Und dann erwarten sie, dass die Stars bei der Nationalmannschaft geschont werden.
Und natürlich wird in den englischen Pokalwettbewerben viel geschont. Auch unumstrittene Stammspieler bei Manchester City kommen in der Premiere League "nur" auf 30 von 38 Einsätzen. Aber am Ende ist es schon problematisch, dass man mit dieser "Wir müssen weniger spielen" nur bei den Länderspielpausen um die Ecke kommt. Dieses Problem besteht aber hauptsächlich, weil die Vereine auch während der Pandemie auf möglichst wenig verzichten wollten. Man kann aber einfach nicht erwarten, dass nur die anderen verzichten und dann davon ausgehen, dass sich Dinge ändern werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen