Welch Überraschung. Sonst fällt mir so was immer nur beim Kicker auf. Aber die Kollegen können das auch. Aber das kann man ja auch nicht erwarten.
Ich hab also letztens mal auf die Sport1 Seite geklickt und da diesen schönen Kommentar von Pit Gottschalk zu Robert Lewandowski gefunden. Ist schon nen paar Tage her, ich war halt beschäftigt...
Dort wird dann die These in den Raum geworfen, dass Lewandowski "das Erbe von Gerd Müller" nicht verdient hat, weil er jetzt die beleidigte Leberwurst gibt und weg will.
Also klar, sportlich hat er es eigentlich erreicht. Wenn er noch 2 Jahre bliebe, würde er auch den letzten Müller-Rekord brechen, aber er will halt nicht. Er ist halt zu enttäuscht von den Bayern-Bossen und schaltet deswegen in den Trotzmodus. Ranadliert wie so ein Kleinkind, nur um den Verein zu verlassen... das würde Gerd Müller natürlich nie...
Oh, warte... kurz Wikipedia aufgeschlagen, was für einen professionellen Sportjournalisten natürlich eine Demütigung ist... so was macht man halt einfach nicht. Und klar, als Quelle für einen Vortrag stimmt das auch, aber als grundlegende Orientierung ist die Seite schon nicht verkehrt. Und die Geschichte wird ja auch von anderen Quellen belegt.
Wie lautet die Geschichte? Nun ja: Pál Csernai wechselte das kleine dicke Müllerchen in der 82. Minute aus sportlichen Gründen aus... am 3. Februar 1979. Das passierte ihm zum ersten Mal in seiner Karriere. Müller drohte direkt mit dem Karriereende, bestand auf eine Vertragsauflösung und wechselte 25. Februar in die USA. Er war halt menschlich vom Verein und Trainer so enttäuscht, dass er auf keinen Fall mehr für seine Bayern spielen wollte... Die Auswechslung war dabei nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, denn „all die anderen Dinge wiegen viel schwerer – und alles zusammen war einfach zuviel für mich“.
Ich frage mich nebenbei gerade selber, ob diese "Das Fass zum Überlaufen" Metapher korrekt ist, wenn der Mensch dann in Amerika mit heftigen Alkoholproblemen zu kämpfen hatte... Oder ob sie nicht genau deswegen noch treffender ist, denn es sind sich abgesehen von den Steuerfahndern alle einig, dass er das besser gelassen hätte... oder zumindest direkt nach dem Karriereende nach Deutschland zurückgekehrt wäre.
Jedenfalls wäre, wenn es damals schon Twitter, Facebook und 24-stündige Berichtserstattung gegeben hätte, genau so abgelaufen, wie Lewandoskis Abgang jetzt. Müller hätte genau so alle Möglichkeiten ausgenutzt, um seiner Unmut Luft zu verschaffen und hat de facto den Bayern genau so gedroht, dass sie ihn auf keinen Fall halten wollen. Lewandowski ist damit also der ultimative Bayern-Nachfolger.
Aber das kann man ja so nicht schreiben. Dann müsste man ja dieses Fass aufmachen, welches nicht angezapft werden darf: Dass die Bayern-Legenden alle irgendwo in der Provinz ihre Karriere beenden mussten. Von Müller über Beckenbauer (der tatsächlich auch mit dem HSV Meister wurde), zu Hoeneß und Schweinsteiger. Oder Robben und Ribery... Die Liste ist echt lang. Loyalität ist im Fußball häufig eine Einbahnstraße... sie wird von den Spielern verlangt, aber Vereine dürfen verdiente Spieler selbstverständlich abschieben. Und ja, am Ende hat Philipp Lahm sich das nur erspart und ist in einem relativ jungen Alter in den Ruhestand gegangen, bevor die Bayern wirklich darüber nachdenken konnten, ob sie den nicht durch jemand jüngeres ersetzen... So wie er es mit Bixente Lizarazu gemacht hat.
Natürlich haben die Bayern unter Hoeneß die Legenden nach dem Karriereende immer und gerne wieder aufgenommen. Aber auf dem Fußballfeld wird man in diesem Verein nicht alt.
Wenn man sich die derzeitige Entwicklung um die Personalie Lewandowski anguckt, ist sie eigentlich völlig normal. Lewi hat dieselben Probleme wie der Müller vor 40 Jahren. Er zeigt exakt dieselbe Reaktion, auch wenn die völlig übertrieben dargestellt wird. Und der einzige Unterschied ist ja, dass der Stürmer schon ein Jahr bevor die Bayern ihn eigentlich loswerden wollen, gehen will. Vielleicht auch 2. Und damit wird er endgültig zum perfekten Erbe der Vereinslegende.
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