Auch wenn der Originalbeitrag noch gar nicht soo alt ist... so muss ich mich halt doch mal selber feiern, weil ich eventuell doch mal recht hatte. Und ja, ich weise auch immer wieder darauf hin, dass echte Experten das nicht müssen, aber echte Experten erkennen auch den Unterschied zwischen Thuram und Plea... und wenn man wie ich in relativer Häufigkeit Namen verwechselt, muss man auch mal darauf hinweisen, dass man manchmal auch was Sinnvolles schreibt...
Und als ich am Montag die Kicker Rangliste der Torhüter in der Hand hatte, musste ich schon schmunzeln. Weil meine Prognose, dass es egal ist, wer in Freiburg im Tor stehen wird, so was von wahr geworden ist.
Also praktisch sollte der SC Freiburg ja Probleme bekommen, wenn sie mit Alexander Schwolow einen absoluten Fixpunkt abgeben müssen. Und Hertha BSC Berlin sollte wesentlich stabiler auftreten, wenn sie einen gestandenen, aber trotzdem noch entwicklungsfähigen Torhüter im Kasten haben. Stattdessen ist Hertha das reinste Chaos und Schwolow hat keinerlei Einfluss auf die Entwicklung der Mannschaft. Er spielt meistens solide, hilft aber nicht wirklich und kann den Einbruch der Mannschaft nicht verhindern.
In Freiburg trat dann aber das Worst-Case-Szenario ein: Kurz vor dem Bundesligastart verletzte sich der designierte Nachfolger Mark Flekken schwer und man stand plötzlich ohne einen Bundesligatorhüter da. Also holte man sich Florian Müller, der gerade den Kampf um das Mainzer Tor verloren hatte.
Und genau dort wird es wirklich spannend. Also im Sommer kamen die Mainzer nach gründlicher Untersuchung zu dem Schluss, dass Robin Zentner der bessere Torhüter ist. Und wer, wenn nicht die Mainzer, soll das beurteilen können? 6 Monate später steht Müller in der Rangliste auf Platz 10, Zentner fehlt dagegen komplett. Hat sich Mainz jetzt für den falschen Torhüter entschieden?
Wahrscheinlich nicht. Also wenn sich die Freiburger Zentner gesichert hätten, würde der jetzt eine sehr solide Saison spielen, weil er von dem sehr soliden System profitiert. Und Müller würde all die Gegentore in Mainz kassieren.
Der Punkt, an dem ich natürlich falsch lag, sind Dominique Heintz und Robin Koch. Also die Freiburger Innenverteidiger der Vorsaison. Denn in der Rangliste stehen Manuel Gulde und Philipp Lienhardt. Und natürlich Christian Günter, bei dem sich irgendwann die Frage stellen wird, was für eine Karriere er hingelegt hätte, wenn er nicht 5 Jahre als Stammspieler in Freiburg verbracht hätte, sondern seine 2. gute Saison als Sprungbrett genutzt hätte. Soll kein Vorwurf an Günter sein, gibt Schlimmeres als als Fixpunkt in Freiburg zu spielen.
Aber das eigentlich faszinierende ist an der Stelle die Arbeit von Christian Streich. Denn das den Freiburgern so viele Stabilisatoren weggebrochen sind, hat man nur kurzfristig zu Saisonbeginn gemerkt.
Aber zurück zu den Torhütern: Auch diese Hinrunde belegt, dass es, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen wie Neuer und Sommer fast egal ist, wer da im Kasten steht. Man könnte die Torhüter fast beliebig austauschen, wie es ja im Falls Augsburg - Union buchstäblich passiert ist, ohne dass man einen Unterschied auf dem Platz bemerkt. Also klar Berliner haben eine faszinierende Entwicklung als Mannschaft genommen, aber im Kasten ist die Situation genau so wie im Vorjahr: Manchmal hält der Torwart einen Ball überragend, manchmal winkt er einen haltbaren durch. Und das ist der Status Quo bei mindestens 13 von 18 Bundesligisten.
Viel wichtiger ist es doch, dass der Torwart möglichst selten in die Position gebracht wird, wo er dir den Arsch retten muss. Ob ihm das dann gelingt, ist am Ende auch immer eine Frage von Glück.
Ganz deutlich wird das ja gerade auch wieder in Dortmund. Also da macht es halt auch buchstäblich keinen Unterschied, ob Roman Bürki oder Marvin Hitz im Tor steht. Das wurde hier bereits vor knapp einem Jahr thematisiert. Damals dachte ich noch, dass es ein schlechtes Zeichen für deine Kaderplanung ist, wenn man 2 gleich gute Torhüter, aber halt keinen überragenden, hast. Mittlerweile wurde mir bewusst. Es gibt nur ganz wenige überragende Torhüter, die in der Bundesliga spielen wollen. Und wahrscheinlich gibt es auch international nur 4 oder 5 Torhüter, die wirklich einen Unterschied ausmachen.
Das macht die Bewertung von Torhütern aber so verdammt schwierig. Sorgt er für die Stabilität in der Abwehr, oder profitiert er nur von dieser? Bringt er diese Stabilität mit, wenn er den Verein wechselt? Macht es wirklich einen Unterschied, wenn man einen seit Jahren in der Kabine etablierten Torhüter absägt, wenn der für vielleicht sogar viel Geld verpflichtete Neuzugang nur unwesentlich besser ist?
Dabei wäre einem wesentlich mehr geholfen, wenn man das Geld in Spieler investiert, die verhindern, dass man sich auf den Torhüter verlassen muss.
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