Donnerstag, 14. Januar 2021

Endlich ein Grund für Hoffnung?

 Vielleicht wird es ja dieses Mal was. Also vielleicht gibt es diese Saison zumindest ein spannendes Saisonfinale...

Ich muss ja zugeben: Ob die Bayern am Ende Meister werden oder nicht, ist mir relativ egal. Es wäre aber schön, wenn man der Titel nicht schon nach 25 Spieltagen quasi fest steht. Und dann irgendwann am 30. endgültig festgezurrt wird. Ein Traum wäre natürlich eine Entscheidung zum Saisonfinale.

Wobei mir gerade bewusst wird, dass Dortmund am 34. Spieltag der 2018/19 Saison hätte Meister werden können... Und zur Pause lagen die Bayern "nur" 1:0 vorne... das dürfte das spannendste Saisonfinale des gesamten Jahrzehnts gewesen sein. Aber die Dominanz der Bayern ist im Großen und Ganzen so erdrückend, dass von diesem "Finale" wenig hängen geblieben ist.

Aber zum eigentlichen: Gibt es berechtigte Hoffnung, dass die Bayern jetzt wirklich Probleme bekommen, weil sie zum ersten Mal seit 2004 bei einem Zweitligisten verloren haben? Also historisch gesehen müsse Werder Bremen jetzt Meister werden. Denn genau das geschah das letzte Mal, als dieses Szenario eintrat. Und weil das nicht reicht: Auch 1992/93 schieden die Bayern in der 2. Runde des DFB Pokals aus... im Elfmeterschießen... und Meister wurde Werder Bremen. Und 1988 stand es nach 120 Minuten gegen Borussia Mönchengladbach 2:2. Elfmeterschießen gab es damals anscheinend noch nicht aber Meister wurde, ihr habt es erraten, Werder Bremen. Die können das Meister-Merch schon mal vorbestellen. 

Aber sachlich gesehen stehen die Bayern jetzt besser da als in den letzten beiden Jahren. Und da wurden sie am Ende auch souverän Meister. Und es ist ja nicht so, dass der Spielplan der anderen wirklich entspannter ist.

Gerade wenn ich mir RB Leipzig angucke, denke ich jedes Mal: Die betreiben viel zu viel Aufwand um die Spiele dann gerade so 1:0 zu gewinnen. Also der Kicker drückt das mit einer Chancenverwertung von 25% aus. Gut genug für Platz 15 in der Bundesliga. (Fun Fact: Die Chancentabelle, auf die sich der Kicker beruft, findet man natürlich nicht Online. Aber eine lustige Slideshow von 2016. War ja auch mal wieder Zeit, dass man irgendwas Einfaches bei Kicker.de nicht findet...) Und es ist ja nicht davon auszugehen, dass Yussuf Poulsen zu einem eiskalten Vollstrecker wird. Ich bin ja irgendwie davon überzeugt, dass Poulsen der Thomas Müller der Leipziger ist: Also der ist halt da, weil er schon immer da ist und deswegen in der Kabine wichtig... aber auf dem Platz sollte man ihn vielleicht mal ersetzen. Vielleicht verfasse ich dazu mal einen vollständigen Artikel. Aber es fehlt halt ganz vorne noch der letzte Funken Vollstrecker-Qualität, die dann auch dazu führt, dass man regelmäßig ab Minute 60 in den Verwalten-Modus wechseln kann.

Dortmund liegt halt trotz der Schwächephase des Rekordmeisters 5 Punkte hinter dem Tabellenführer. Das sind immer noch die Dortmunder, denen 9 Punkte Vorsprung nicht gereicht hat. So schnell kriegt man den Favre Einfluss nicht aus dieser Mannschaft heraus.

Und Bayer Leverkusen? Ähm... dann doch eher Werder. 

Die Konkurrenz mach also nur wenig Hoffnung. Also die hätten ja vor allem die Schwächephase auch ausnutzen müssen, haben es aber nicht getan. Und praktisch gesehen ist das Ausscheiden im Pokal für die Meisterschaftsambitionen ja etwas Gutes. Schließlich hat man jetzt 3 eigentlich fest verplante Termine, in die man jetzt Trainingseinheiten legen kann. Also ja: Je früher die Bayern aus den anderen Wettbewerben ausscheiden, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Meister werden.

Aber genau genommen wird diese Meisterschaft woanders entschieden: auf der Trainerbank. Also genau jetzt werden wir herausbekommen, ob Hansi Flick wirklich ein Guter Trainer ist, oder nur von einem historisch einzigartigen Dead Coach Bounce profitiert. 

Also ganz nüchtern betrachtet hat Hansi Flick, nachdem er das Ruder übernommen hat, ja 2 Dinge geändert: Er hat Jerome Boateng und Thomas Müller zurück in die Stammformation befördert. Gerade durch Müller hat er dann die Kabine auf seine Seite gezogen. Und der Rest regelte sich dann zumindest in der Liga wie immer von alleine. Und dann, Ehre wem Ehre gebührt, die Mannschaft fürs Finalturnier fit und motivert zu bekommen. Gerade bei Barcelona hat man gesehen, dass dies keien Selbstverständlichkeit ist. 

Aber jetzt muss Flick halt etwas machen, was er bisher kaum nötig hatte: richtige Trainerarbeit. Also er muss selber die Neuzugänge, von denen keiner so richtig zündet, in diese Mannschaft integrieren. Und dafür sorgen, dass sie zumindest so gut sind, dass es für Holstein Kiel reicht. Oder für den Rest der Liga. Damit die wirklichen Leistungsträger ihre Ruhepausen bekommen können.

Er muss auch dringend dafür sorgen, dass Leroy Sané sich zurechtfindet. Und ja, das ist die Aufgabe eines Trainers. Dazu muss er ein Verteidigungskonzept entwickeln, welches seine überspielten Stars auf dem Rasen umsetzen können. Das kann Joshua Kimmich nicht alleine regeln. Ok, ich gehe davon aus, dass Kimmich das regeln wird. 

Das Ganze ist nebenbei in einem etwas größeren Rahmen wirklich interessant. Also bei der großen "Die Bayern gewinnen dieses Jahr alle Titel" Gala wurde ja die Frage in den Raum gestellt, wie es denn sein kann, dass Hansi "Ich war im Sommer noch nicht mal leitender Angestellter" Flick nicht Trainer des Jahres werden konnte. Sondern ein gewisser Jürgen Klopp. Der hat doch "nur und ausschließlich" die Premiere League gewonnen. Das kann doch nicht mehr wert sein, als all die Titel die Flick geholt hat.

Nun ja. Bei genauerer Betrachtung hat Klopp viel mehr vollbracht. Dafür muss man den Fokus allerdings etwas weiter stellen: Also bereits 2019 hat Klopp mit Liverpool historisches geschafft: Champions League Sieger und 97 Punkte in der definitiv besten Liga der Welt geholt. Und dann schaffte er es den großen Leistungsabfall trotz überspielten Kader mit Klub-WM Teilnahme und Corona Pause die Leistung in der Liga nochmal zu toppen. Wie Klopp es geschafft hat die Gier und den Einsatz bei Liverpool hochzuhalten, ist eine beeindruckende Trainerleistung. Und Hansi Flick zeigt ja gerade, wie schwierig es ist dies zu tun. 

Und das ist auch kein Vorwurf an Flick. Es haben genügend andere auch durchaus fähige Trainer dieselben Probleme. Aber hinterher so zu tun, als hätte der Klopp letztes Jahr nichts geleistet...

Natürlich kann man jetzt Klopp vorwerfen, dass seine Stürmer bei diesem einen absurden Heimspiel gegen Altetico Madrid absurden Chancenwucher betrieben haben... Und deswegen trotz 34:10 Torschüssen nach Verlängerung ausgeschieden ist. Aber das war echt das einzige relevante Spiel, in dem Liverpool über 2 Jahre hinweg nicht die notwendige Leistung gezeigt hat. Aber ein derart pervers hohes Niveau über 2 Jahre zu halten, ist schon einzigartig. Also selbst Pep Guardiolas Ensemble hat 18 Punkte weniger geholt.

Wenn Flick jedenfalls wirklich so gut ist, dass er ein ernsthafter Kandidat für den Titel "Bester Trainer der Welt" ist, korrigiert er den Kurs und führt die Bayern souverän zur nächsten Meisterschaft. Ob er das ist, werden wir in den nächsten 8 Wochen herauskriegen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen