Donnerstag, 23. Mai 2024

Direkt nachdem sie das "Vize-Kusen" Meme beerdigt haben

 Macht Bayer Leverkusen eiskalt "The most Vize-Kusen thing ever". Und verliert gegen Atalanta Bergamo.

Klingt übertrieben? Ist es aber gar nicht. Denn Bergamo gewann seinen einzige großen Titel im Jahr 1963. Dazu haben sie unter dem aktuellen Trainer Gian Piera Gasperini zuletzt 3 Pokalfinale seit 2019 verloren. Das letzte vor 7 Tagen gegen Juventus Turin... Wie buchstabiert man VIZEmo?

Also nur so zum Vergleich: Selbst der zwischenzeitlich in die 3. Liga abgestiegene Gegner am kommenden Wochenende holte "seinen letzten Titel" 1998. Wenn die gewinnen sollten, mussten sie also nicht annähernd so lange auf einen Titel warten, wie Bergamo. Und sie haben seit diesem letzten Titel auch "nur" ein einziges Finale verloren. Die sind nicht annähernd so verflucht, wie Bergamo. Wobei natürlich eine weitere Finalniederlage noch die Kirsche auf der dann doch wieder Vize-Kusen Torte wäre. Dann können die "Wir können alles, außer Finale" Merch drucken.

Aber hey, am Freitag wird Uli Hoeneß einen Weg finden, Thomas Tuchel die Schuld für die Finalniederlage an einem Wettbewerb zuzuschieben. Frei nach dem Motto: Ademola Lookman hat doch bei unserer Zweitfiliale in Leipzig gespielt, wieso haben wir den nicht geholt? Aber Tuchel wollte ja unbedingt einen erfahrenen 6er haben, anstatt einfach den offensichtlichen Lookman Transfer zu fordern. Und mit dem kann man ja offensichtlich auch Leverkusen schlagen. 

Man muss aber an der Stelle auch einfach mal Respekt an Bergamo geben. Wie die Leverkusen 90 Minuten lang bearbeitet haben, war schon beeindruckend. Die haben denen gar keinen Raum zur Entfaltung gegeben... was in den letzten 51 Spielen nur Borussia Mönchengladbach geglückt ist. Wobei man "geglückt" hier wörtlich nehmen muss, Bayer schaltete dort definitiv in den "Gomez der Woche" Modus und hätte das Spiel locker gewinnen können.

Hier ist ja das faszinierendste an dieser beeindruckenden Saison: Man hatte selten das Gefühl, dass Bayer Leverkusen glücklich zu seinen zahllosen späten Toren kam. Die haben diese Treffer meistens mit einer brutalen Konsequenz erspielt. Entweder weil sie den Gegner müde und mürbe gearbeitet haben, oder weil von außen die richtigen Anpassungen kamen. Aber Bergamo schaffte es bis zum Schluss Bayer in unangenehme Situationen zu zwingen. Die doppelten weiterhin konsequent an der Außenlinie und machten alle Räume nicht nur eng, sondern zunichte. So blieb es bei einem Chipball von Florian Wirtz, den Juan Musso anfangen musste und einigen Fernschüssen. Der einzige Abschluss im Strafraum kam in der 59. Minute von Jeremy Frimpong nach einem suboptimalen Klärungsversuch des Torhüters. Er schoss den Ball so deutlich drüber, dass Paris ihm direkt einen Vertrag angeboten hat.

Wann haben wir es zuletzt erlebt, dass jemand dieser Elf so konsequent jegliche Luft zum Atmen nimmt? Und das Narrativ, dass Bayer an diesem einen Tag einfach nicht gut war, ist mir zu einfach. Bergamo hat auch verdammt gut verteidigt und bis zum Schluss ihre eigenen Konter konsequent ausgespielt. Die hätten dieses Spiel ja auch noch höher gewinnen können. Es war echt beeindruckend, wie Bayer Leverkusen der Zahn gezogen wurde. Und das muss man auch einfach mal respektieren.

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