Montag, 4. September 2023

Worst of des "Bayern ist immernoch nur Zweiter" Wochenendes

 Da muss man jetzt direkt Bayer fragen, wie sie ihre Chancen auf den Titel sehen. Die sind so verzweifelt, dass sich am dritten Spieltag einen Konkurrenten herbeireden wollen... der VIZEKUSEN heißt.

Und versteht mich nicht falsch: Diese Mannschaft kann schon viel Spaß machen. Die Kombination von Victor Boniface und Florian Wirtz sieht wirklich vielversprechend aus. Aber die hatten noch keine einzige englische Woche. Boniface wird irgendwann auch seine Phase bekommen, in der wenig funktioniert und er 1 Tor in 6 Wochen erzielt. Das ist bei einem 22-Jährigen auch völlig normal. Sobald wir sehen, wie Bayer mit solchen Dellen umgeht, können wir abschätzen, ob es für Platz 2 oder Platz 4 reichen wird.

Dazu kommt, dass sie bisher auch "nur" RB Leipzig geschlagen haben. In einem verdammt engen Spiel. Danach haben sie ihre Pflichtaufgaben souverän gelöst und zwei Mannschaften, die zusammen einen Punkt geholt haben, geschlagen. Herzlichen Glückwunsch. Wenn man in die Champions League will, muss man halt auch Darmstadt und ein im Umbruch steckendes Gladbach schlagen. Der wirkliche Test kommt nach der Länderspielpause.

Denn dann geht es gegen die Bayern. Und die haben diese Woche wieder deutlich gemacht, wie absurd die Lage in Deutschland ist. Also überall wird von einem "angeblich dünnen Kader" geschrieben und gesprochen. Und dann bringen die in dieser Realität Konrad Laimer, Serge Gnabry, Eric Maxim Coupo-Moting, Mathys Tel und Matthijs de Light von der Bank. Das sind abgesehen von Coupo-Moting alles Spieler, die bei der restlichen Konkurrenz unumstrittene Stammspieler wären. Also außer bei Union Berlin, denn die haben jetzt ja Bonucci... 

Jetzt wird darüber spekuliert, ob Laimer als Rechtsverteidiger aushelfen kann. Ja, kann er. Und wird er auch. Also Laimer muss jetzt mit einer neuen Konkurrenzsituation umgehen, die er aus Leipzig nicht kennt. Dazu gehört halt auch, dass man sich als der Herausforderer in ungeliebten Rollen zurechtfindet und darüber dann seinen Wert für die Mannschaft beweist. 

Oder Laimer ist wirklich besser als Joshua Kimmich, dann wechselt der halt auf die Rechtsverteidiger-Position. Bis zum Winter werden sie so schon durchkommen. Auch dass sie keine "Holding-Six" haben, werden sie bis das Transferfenster wieder öffnet, überleben. Und hey, vielleicht macht Thomas "Ich kann mir das auch nicht erklären" Tuchel mal seinen eigentlichen Job und erklärt dem vorhandenen Personal mal, wie er sich die Umsetzung eines Defensiven Mittelfeldspielers so vorstellt. Zumindest versuchen könnte er das mal.

Aber wie Tuchel sich präsentiert, ist sowieso das eigentliche Mysterium. Versucht der sich für den Job als Nationaltrainer zu bewerben? Oder warum wirkt der so inkompetent? Und klar, anstrengend war er schon immer. Aber dass er seine eigenen Spieler indirekt demontiert, weil sich selbst die Fähigkeit abspricht, sie von seinem taktischen Konzept zu überzeugen... 

Und hier muss man nochmal festhalten, dass es nicht darum geht, einen 1,65 m kleinen und eher wendigen Stürmer in ein Kopfballungeheuer zu verwandeln. Es geht primär darum, Kimmich und Goretzka die Flausen, die sich dank der jahrelangen Dominanz in der Bundesliga festgesetzt haben, auszutreiben. Beide können es sich im Alltag leisten, auf die gründlichste Defensivarbeit und taktische Disziplin zu leisten und werden trotzdem Meister. Aber wenn es gegen Real Madrid oder Manchester City geht, reicht das dann plötzlich nicht mehr. Tuchel muss diese beiden jetzt vorausschauend disziplinierter arbeiten, damit sie dann, wenn es wirklich nötig ist, funktionieren. Dafür wird er doch aber auch bezahlt.

Immerhin müssen sich die Bayern mit der wichtigsten Frage der Saison nicht mehr beschäftigen: Wie sieht es mit der Mentalität in Dortmund aus. Die offensichtliche Antwort lautet: ungenügend. Dieses Mal haben sie sogar einen zwei Tore Vorsprung verspielt. Das ist nicht der Fortschritt, den Edin Terzić sehen wollte... aber es ist ein Fortschritt. Immerhin hat Terzić hinterher die Eier nicht über den VAR zu diskutieren, sondern ganz direkt zuzugeben, dass man sich gar nicht in die Position bringen darf, dass eine fragwürdige Entscheidung den Sieg kosten kann. Da hat zumindest einer im Verein eine vernünftige Grundeinstellung.

Über den VAR müssen wir aber trotzdem reden. Nur halt nicht wegen Freitagabend, sondern hauptsächlich wegen Mario Götzes Elfmeter. Also den Fakt, dass es hier keinen gibt. Und klar, es sieht schon ungeschickt aus, wie Götze da über den Platz krabbelt. Aber dafür gibt es ja einen einfachen Grund: Er entscheidet sich gegen seinen "ich simuliere jetzt einen dramatischen Kontakt" Grundinstinkt und versucht weiterzuspielen. Dafür gibt es dann den Titel "Vollidiot der Woche". Also vonseiten der Schiedsrichter. Denn die reagieren anscheinend wirklich nur, wenn man sich das Knie hält und 3 Tim-Wiese-Gedächtnisrollen auf den Rasen legt.

Dabei ist der Kontakt und damit der fällige Elfmeter unstrittig. Aber unsere Schiedsrichter reagieren anscheinend nicht, wenn der Spieler nicht übertreibt. Und das ist mal wieder eine katastrophale Nachricht, die allen Spielern vermittelt wird.
Ich behaupte mal ganz dreist: Wir Fußballfans könnten mit den "5 Minuten auf eine Entscheidung warten" Exzessen wesentlich besser leben, wenn solche Szenen wie am Sonntag, nur halt mit dem korrekten Ausgang, häufiger geben würde.
Also, wenn die Angreifer in jeder Situation im Strafraum wieder aufspringen und den Abschluss suchen, weil sie mittlerweile wissen, dass es den Elfmeter ja trotzdem geben wird. Das hätte den Fußball grundlegend verbessert. Aber die Schiedsrichter sind halt zu dumm dafür. 

Und wenn man als Götze dafür bestraft wird, dass man auf die Schauspieleinlage verzichtet, dann wälzt man sich das nächste Mal natürlich doch wieder auf dem Boden. Und da kann ihm ja auch keiner einen Vorwurf machen, denn nur so bekommt er ja seine Gerechtigkeit. Das ist etwas, was bei den überzogen wirkenden Reaktionen eine Berührung auch immer bedacht werden muss: Wenn man das erträgt, wie eine Frau, dann bekommt man halt auch den trotzdem berechtigten Elfmeter nicht.

Aber am Ende wird wieder nur über die nervigen Vorkommnisse in Dortmund geredet. Während der Kicker, zur allgemeinen Überraschung, noch nicht mal eine Fehlentscheidung gesehen hat. Die beschäftigen sich halt auch nur so nebensächlich mit Fußball, da kann man nichts erwarten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen