Wir wollten ja gar keine Relegation spielen, als wir ein Erstligist waren. Und wir können ja auch gar nichts dafür, dass die DFL das eingeführt hat.
Das ist so ungefähr die Logik des Hamburger SVs und seiner Fans. Jetzt fällt ihnen auf ein Mal auf, dass die Relegation eine beschissene Idee war. Jetzt positioniert sich Tim Walter offen und fordert eine Abschaffung. Weil es ja unfair ist, dass man nach einer so guten Saison nicht aufsteigt... no Shit Sherlock.
Man sieht daran wieder wunderbar das Grundproblem der Relegation: Solange es mich nicht negativ betrifft, ist mir das egal. Aber wenn ich dann als unterklassiger Verein in diese Spiele muss, dann jammere ich, wie unfair das ist. Gerade als HSV hat man diese Option aber auf Jahrzehnte verspielt.
Um das mal festzuhalten: Die Relegation könnte ganz einfach abgeschafft werden. Es müssten sich nur mal die nicht direkt negativ betroffenen eindeutig dazu positionieren. Die Traditionsfans, die ja auch die Montagsspiele erfolgreich abgeschafft haben. Die Verantwortlichen, die die gerade erfolgreich gegen den Einstieg eines Investors gestimmt haben. Die Trainer, die nicht dran teilnehmen müssen.
Also wenn jetzt ein Frank Schmidt ein "Wir sind so froh, dass wir nicht in die Relegation müssen, denn der Scheiß ist einfach unfair und muss abgeschafft werden", könnte das eine gewisse Wirkung erzielen. Wenn jetzt auch die Fans des VfB Stuttgarts einen Protest gegen diese Spiele starten würden. Wenn die Dortmund Fans, die ja auch gegen das Geld des Investors waren, auch Spruchbänder gegen die Relegation aufhängen würden. Man hat an den Montagsspielen gesehen, wie schnell so was wieder abgeschafft werden kann.
Aber da gilt ja das Grundproblem: Betrifft uns nicht, interessiert uns nicht. Man muss hier zum hundertsten Mal festhalten: Diese Relegation wurde ausschließlich eingeführt, um die Fernsehgelder zu erhöhen. Es ist also genau das, was die Traditionsfans sonst bei jeder Gelegenheit ablehnen. Aber bei der Relegation haben sie einen blinden Punkt: Dass es die auch gibt, ignorieren sie einfach.
Das kann man ja auch an Tim Walter festmachen: Also wenn er Trainer des VfB Stuttgarts wäre, würde er ganz anders über diese Spiele reden. Wenn der HSV, absurdes Szenario, direkt aufgestiegen wäre, hätte er hinterher nicht für die Heidenheimer über die Relegation geklagt. Er macht das nur, weil er betroffen ist.
Dabei ist die Relegation doch wesentlich schlimmer als ein paar Montagsspiele im Jahr. Denn die Montagsspiele haben halt kaum einen Einfluss auf den geschlossenen Wettbewerb. Keine der an den teilnehmenden Mannschaften wird einen extremen Nachteil durch diese Spiele bekommen.
Wenn man sich dagegen den Karlsruher SC anguckt, denen die Teilnahme an der Bundesliga dank einer Fehlentscheidung verwehrt worden ist. Anstatt Abstiegskampf in der Bundesliga hieß es plötzlich Abstiegskampf in der 2. Liga. Und in seiner ersten Drittligasaison scheiterte man wieder an der Relegation an Erzgebirge Aue. Wir sprechen hier bestimmt über 30 Millionen Euro, die die Relegation diesen Verein gekostet hat.
Aber hey, jetzt wo die Montagsspiele abgeschafft und der Einstieg eines Investors verhindert wurde, haben die Fans ja jetzt freie Kapazitäten und brauchen ein neues Feindbild. Vielleicht richten sie den Fokus mal auf das wirklich Schlimme und Relevante. Und vielleicht positioniert sich Walter ja auch gegen die Relegation, wenn er 2025 direkt aufsteigt... mit der Hertha. Denn mit dem HSV wird das ja sowieso nichts werden.
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