Er will als Blender in die Geschichte eingehen. Nicht nur als Blender, sondern als einer der Größten der Deutschen Fußballgeschichte.
Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr "Devils Advocat" spielt und jemanden verteidigt und der euch dann 2 Wochen später komplett widerlegt. Und das auch noch komplett unmotiviert. Und ihr fragt euch dann: Warum hab ich das gemacht? Nun ja, weil es immer noch ein interessanter Gedanke war.
Was mich zu der spannenden Frage bringt: Was soll ich noch schreiben, was andere nicht schon gesagt haben? Ok, lasst uns mal vorführen, wie weit Jürgen Klinsmann von unserer Realität ist. Dafür nutzt man am besten Zitate und setzt diese in Kontext.
Fangen wir mal mit dem wichtigsten an: "Gerade im Abstiegskampf sind Einheit, Zusammenhalt und Konzentration auf das Wesentliche die wichtigsten Elemente."
Hier ist das faszinierende: Klinis Aktion ist das exakte Gegenteil von Einheit, Zusammenhalt und der Konzentration aufs Wesentliche. Klinsi hat mit seiner rein egoistischen Aktion gerade eine Situation erschaffen, die so viel Unruhe in den Verein bringt, dass ein Abstieg auf ein Mal wieder möglich erscheint... nachdem ich das vorher ausgeschlossen habe. Es ist zwar, auf Grund der durchaus vorhandenen Qualität auf dem Rasen, unwahrscheinlich. Aber Alexander Nouri ist halt kein Jogi Löw, auch wenn Klinsi den in seinen Facebook Stream als "gestandenen Bundesligatrainer" bezeichnet. Also der hat nicht mal eine Erfolgstation wie Löw damals in Stuttgart in seinem Lebenslauf stehen und ist als Ergebnis dieses Egotrips jetzt doch plötzlich Cheftrainer in der Bundesliga...
Das ist ja das wirklich faszinierende an der Situation: Die Hertha hat für Klinsmann echt alles getan und den alles machen lassen, was der will. Trotzdem redet er jetzt von mangelnden Vertrauen.
Also um das mal festzuhalten: Klinsmann halt Zsolt Petry abgesägt. Den langjährigen Torwarttrainer, der aus Rune Jarstein durch seine tägliche Trainingsarbeit einen brauchbaren Bundesligatorwart gemacht. Und Jarstein war damals schon um die 30. Es ist nicht so, dass er ein Talent, dessen Entwicklung nicht zu verhindern war, vorangebracht hat. Er hat einen gestandenen Mann weiterentwickelt. Also Petry war ja der Mann, der Jarstein damals, als er hinter Thomas Kraft auf der Bank saß, vom bleiben überzeugt hat. Da sind schon besondere Freundschaftsbänder entstanden...
Kaum war Petry weg, ging es mit Jarstein bergab.
Spannend ist die vor allem, weil Jarstein damals eine gewissen Jonathan Klinsmann deutlich kritisiert hat. Das ist halt Jürgens Sohn. Wer aus dem keinen Bundesligatorwart macht, muss unfähig sein und weg.
Also wurde als Übergangslösung sein alter Spezi Andreas Köpke geholt. Was Pascal Köpke dann auf ein Mal von der Tribüne Richtung Startelf katapultierte. Und ja, auch Pascal heißt so, weil er der Sohn seines berühmten Vaters ist. Ob der allerdings jemals Bundesliganiveau erreichen wird, steht immer noch in den Sternen.
Für einen Pascal Köpke musste ein gewissen Salomon Kalou aussortiert werden. Und ein Vedad Ibisevic in der Sturm-Hierarchie zurückfallen. Zugegeben: Beide sind inzwischen verdammt alt. Der Umbruch musste irgendwann kommen. Aber muss man solche verdienten Spieler wirklich so eiskalt und schnell absägen? Vor allem, wenn die Beförderungen verdammt nach Vetternwirtschaft riechen?
Ich habe ja vor Jahren den Witz gebracht, dass Pal Dardai den Cheftrainerposten in Berlin hauptsächlich übernommen hat, weil er seinen eigenen Sohn trainieren wollte. Und wenn er die Hertha dafür in die Dritte Liga führen muss, dann ist das halt so... Bei dem Gespann Klinsi-Köpke erscheint dieses absurde Worst Case Szenario auf ein Mal erstaunlich real... Und wenn meine Worst Case Szenarien "real" werden, muss einiges verdammt schief gelaufen sein.
Und hey, es kann ja immer noch sein, dass Klinsi recht behält und dass der aufstrebende Köpke im Jahr 2020 ein besserer Stürmer ist als ein alternder Kalou. Das steht ja genau genommen war nicht zur Debatte. Es geht nur darum zu verdeutlichen, dass Klinsi wirklich die Rückendeckung des gesamten Vereines hatte. Die haben den echt alles machen lassen.
Wenn man dann noch bedenkt, dass Klinsmann die neue Stelle "Performance Manager" für Arne Friedrich erschaffen durfte. Dabei weiß niemand so ganz genau, was diese Stelle bringen kann...Da ist es völlig absurd, dass jetzt von mangelnden Vertrauen geredet wird. Das ist entweder unfassbar dreist oder unfassbar ignorant. Denn die Hertha hat Klinsi halt praktisch jeden Wunsch erfüllt. Und beim ersten, der nicht direkt erfüllt worden ist, sagt er sofort "Ohne mich!"
Auch auf dem Transfermarkt wurden ja alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt. Klinsmann hat in seinen 11 Wochen mehr Millionen in Ablösesummen gesteckt, als alle anderen Hertha Trainer vor ihm in ihrer gesamten Amtszeit. Wenn Klinsi von einem Granit Xhaka geträumt hat, wurde auf ein Mal das Projekt Xhaka verpflichten in Angriff genommen. Obwohl der eigentlich in einer ganz anderen Liga spielt.
Das ist vor allem interessant, weil Klinsi ja Vergleiche zum englischen Modell zieht, in dem die Trainer so viel mehr Macht haben und machen können, was sie wollen. Ich sag das mal so: Frank Lampard wollte in diesem Winter unbedingt Verstärkungen verpflichten. Der Verein hat sich sogar durch mehrere Instanzen geklagt, damit er das überhaupt versuchen darf. Aber dann hat Roman Abramowitsch einfach mal "niet" gesagt und dann gab es im Winter keine Verstärkungen. So was kann im englischen Fußball halt von der Laune eines einzelnen Mannes abhängig gemacht werden. Klinsi durfte dagegen 50 Millionen Euro ausgeben.
Aber eigentlich stört mich an seiner "Ich war das nicht mehr gewohnt, ich kenne vor allem das englische Modell, wo ein Trainer eigentlich nur einen Vorgesetzten hat." Aussage viel mehr: Wann hat er sich bitte schön daran gewöhnt? Beim hospitieren in englischen Vereinen? Bei der Arbeit im amerikanischen Verband, die man schlecht mit der täglichen Arbeit bei einem Verein vergleichen kann?
Wenn er vor seiner Rückkehr in die Bundesliga jahrelang erfolgreich bei englischen Vereinen gearbeitet hätte. So wie ein David Wagner, der sich nebenbei nicht über die "deutschen Strukturen" aufregt, getan hat. Aber anscheinend hat er sich beim studieren der Zeitungen an dieses Modell gewöhnt.
Und nebenbei macht ein Jürgen Klopp beim FC Liverpool auch nicht alles alleine. Das wäre ja auch Wahnsinn so eine Millionenunternehmen alleine zu führen. Da gibt es Michael Edwards als Genie im Hintergrund. Also selbst ein Jürgen Klopp, der sich bester Trainer der Welt nennen darf, ohne dass es große Einsprüche gibt, arbeitet nicht so, wie Klinsi glaubt, dass englische Manager arbeiten.
Und im Gegensatz zu Klinsi hätte Klopp einen Arbeitsnachweis, der die absoluten Machtbefugnisse, die er in Berlin haben wollte wollte, auch rechtfertigen würden. Aber Klopp ist halt auch deswegen so gut, weil er sein eigenes Ego nicht über solche Arbeitsverhältnisse stellt.
Selbst ein Pep Guardiola arbeitet bei Manchester City mit oder unter Txiki Begiristain. Und klar, die beide haben ein extrem enges und vertrauensvolles Verhältnis, weil sie schon bei Barca sehr erfolgreich zusammen gearbeitet haben. Aber solche Verbindungen baut man sich halt nicht auf, wenn man freiwillig ins Exil nach Amerika geht... sondern nur, wenn man in Europa an seiner Karriere arbeitet.
Die besten Trainer sind also gar nicht die Alleinherrscher, die Klinsmann in ihnen gerne sieht. Auch in England nicht.
Ich frage mich ja jetzt, was in Klinsmanns eigenen Kopf vorgeht. Also ob er sich jetzt wirklich denkt "Ich habe alles richtig gemacht. Das war konsequent und notwendig, ich habe mir nichts vorzuwerfen." Ist ihm eigentlich bewusst, dass er mit dieser Aktion jegliche Brücken in Deutschland abgerissen hat.
Dass Klinsi geglaubt hat, er würde seinen beratenden Posten im Aufsichtsrat behalten könne, spricht nicht dafür, dass ihm klar ist, wie viel er da gerade vor allem für sich kaputt gemacht hat. Denn seriös geführte Klubs werden einen großen Bogen um ihn machen. Anders ausgedrückt: Wenn Klinsmann noch mal eine Job in Deutschland anstrebt, sollte er sich ausrechnen, wie lange es mindestens dauert, bis der KFC Uerdingen Champions League spielen kann.
Denn Klinsmann hat eindrucksvoll nachgewiesen, was er unter "Einheit" und "Zusammenhalt" versteht: Alle hinter mir, nur meine Position ist wichtig. Und gegen jeden, der nicht mitzieht, wird scharf geschossen. Vielleicht hat Klinsi ja gar nicht die Premiere League, sondern den aktuellen amerikanischen Präsidenten studiert. Sein Verhalten erinnert mich zumindest mehr an diesen als an große englische Teammanager.
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