Dienstag, 31. Dezember 2019

Meine persönliche Albumcharts 2019

Traditionen müssen gepflegt werden. Und warum die wichtigen "Worst of" oder Vorschaus Traditionen nicht gepflegt werden? Nun ja, die machen Aufwand...

Aber ja, da ich kein Spotify nutze und lieber Alben als einzelne Songs höre, gönne ich mir ein Mal im Jahr einen Review Post aufs vergangene Jahr. Wir sind bei Episode 4.

Kurz zu den Regeln: Es ist wichtiger, dass mir das Album 2019 über den Weg gelaufen ist, als das es dieses Jahr wirklich veröffentlicht wurde. Was zum Beispiel praktisch für das Seeed Album ist. Ich gehe davon aus, dass das Ding gut ist, aber ich kam noch nicht dazu, es zu hören, weil immer gerade ein anderes relevantes Album auftauchte, welches verarbeitet werden musste. Und ich wollte es halt auch nicht nur ein Mal anhören und dann irgendwo in der Mediathek verschwinden lassen.

Die Deadline ist praktisch der 12.12. Warum? Nun ja, am 13. kam das neue Atmosphere Album raus. Und ich habe noch keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist. Das kann man bei Atmosphere Alben traditionell nicht in 3 Wochen feststellen. Gleiches gilt nebenbei auch für Sarah Leschs Da Draussen, welches ich zu Weihnachten bekam und noch zu selten gehört habe, um es einzuschätzen. Alle drei sind Early Bird Kandidaten für 2020... Um die nächste Ausgabe schonmal zu teasern...

Dass ich nebenbei eine Top 20 auffüllen könnte, wenn ich Nuras "Habibi", Gato Pretos "Tempo" und Jungle by Night einbauen würde, beweist mir nur, dass es dieses Jahr unfassbar viel gute Musik gab...

Aber fangen wir ganz praktisch mit dem weirden shit an:

Platz 17: Janis Görlich: Bummelzug Explosion und Bummelzug Exedition: Wer hätte gedacht, dass es so was gibt? Also so was ist ein ironisches Jazz Konzept Album, verteilt auf 2 LPs und limitiert auf 300 Stück. Und weil ich all die Dota Vinyls schon besessen habe, fing ich mit Teil 2 an. Was für einen Sammler wie mich natürlich tödlich ist. Schließlich steht auf der "In die Ferne" LP der Satz "Ein Leben ohne das erste Bummelzug-Abenteuer ist möglich, aber sinnlos"... kann ich so bestätigen.
Jedenfalls wird auf den Alben auf sehr ironische Art die Geschichte von "Lawrance of Arabia" nacherzählt. Im ersten Teil werden die Charaktere eingeführt, im 2. dann das Drama aufgeführt. Und ja, gute Jazzmusiker können so was.
Oh und hier habt ihr die Chance, auf ein Video mit unter 1000 Aufrufen zu stoßen... In die Ferne.

Platz 16: Chef'Special - Amigo: Mein erster Eindruck von dieser Band, als ich die auf dem Reeperbahnfestival sah, war: Das ist ja wie Mono und Nikitamann nur ohne Mono... also für Arme. Dann stellte ich fest: Diese Band ist gerade Live auch definitiv für die Beine... Und der ursprüngliche Vergleich zählt irgendwie immer noch, bedeutet aber auch nur: Wer Mono und Nikitamann Live feiert, wird auch bei dieser Band seinen Spaß haben. Und sobald "Try Again" durch meine Playliste läuft, versetzt mich das Stück sofort zurück in die Nachmittagssession im Molotow, als ich in 3 1/2 Stunden 7 unterschiedliche, mir völlig unbekannte Livebands sehen durfte. Ohne große Umbaupausen, weil auf der einen Bühne drinnen umgebaut wurde, auf der anderen draußen gespielt. Chef`Special war die Band, die aus diesem Chaos am meisten herausstach, deswegen stehen sie jetzt hier und Rondé nicht... Aber was gibt es schöneres als Musik, die ein instant Flashback Trigger ist?

Platz 15: Platz The Lioness - Greater Vision: Es gibt ja 2 einfache Grundregeln für mich auf Konzerten: Vorbands sind nett, aber unwichtig. Und wenn es nicht auf Vinyl gepresst worden ist, kaufe ich es nicht. Wenn jetzt eine amerikanische Rapperin, die mit meiner absoluten Lieblingsband auf Tour ist, beide Regeln bricht, muss sie ordentlich Eindruck gemacht haben. Das ist ihr auf jeden Fall gelungen. Auch wenn sie sich noch nicht mal den Titel "Beste Vorband des Jahres" einstreichen durfte, aber alles zu seiner Zeit.
Must Listen "Chosen Ones"

Platz 14: Moritz Krämer - Ich hab einen Vertrag unterschrieben: Kommen wir zum absurdesten Konzeptalbum des Jahres. Also das Album beginnt buchstäblich damit, dass Moritz Krämer einen Vertrag unterschreibt und welche Folgen das für ihn hat. Und schon beim 2. Song gibt er dann zu, dass es die ganzen Lieder nur gibt, "weil es im Vertrag seht" und er die nur fertig macht "um raus zu sein". Und auf dem dritten Lied geht es dann schon darum, dass man nur noch 8 Songs überstehen muss, bis der Spaß dann endlich vorbei ist. Genau mein Humor. "Eine Ballade muss drauf sein"... Natürlich, wie auf jedem Album...

Platz 13: Tequila and the Sunrise Gang - Of Pals and Hearts: Es gibt ja wenig, was mir so viel Spaß macht, als Konzertempfehlungen von Freunden zu folgen, dort dann eine Band zu sehen, die mir vorher überhaupt nichts gesagt hat und danach dann die Vinyl am Merchandise Stand zu kaufen und signieren zu lassen um dieses Gefühl von diesem Abend jedes Mal wieder auszupacken. Dieses Jahr hieß die Band Tequila and the Sunrise Gang und damit war mein "Ein Ska-Album im Jahr muss halt sein" Brauch frühzeitig abgearbeitet.
Must Listen: Keep me arrested.

Platz 12: Epic Beard Men - This was supposed to be fun: Was soll ich sagen noch sagen außer: ich mag die beiden. Erzähle ich euch also meine Lieblings-Epic-Beard-Men Geschichte: Das erste Mal habe ich die beiden etwa 2011 gesehen. So etwa in dem Dreh. Und ich wusste von Sage Francis, dass er haufenweise Mixtapes und Nebenprojekte neben all den offiziellen Alben, die ich schon kannte, am Laufen hatte. Deswegen ging ich irgendwie davon aus, dass die "Vorband" er selber unter einem anderen Namen ist. Genau so wie Sage Francis sah der man ja auch aus. Und zuzutrauen wäre es ihn. Erst als die beiden gemeinsam auf der Bühne standen, war ich überzeugt davon, dass das wirklich 2 unterschiedliche Rapper sind, die sich aber sehr gut ergänzen. Und dies jetzt auch offiziell machen. Epic Beard Men....
Dieses Jahr kamen sie dann mit gemeinsamen Album Nummer 2. And it was definetly fun.

Platz 11: Madison McFerrin - You + Q, Finding Foundation (The Remixes): Und ja, das sind technisch gesehen 2 EPs, aus denen ich ein Album mache... Aber kommen wir zur nächsten Entdeckung des Reeperbahn Festivals: Als ich Madison McFerrin im Imperial Theater in Hamburg sah, war ich sofort verliebt. Was, wenn man über 40 Konzerte in 4 Tagen sieht, gar nicht so einfach ist. Aber zum einen ist es für mich einfach nur faszinierend, wenn Menschen nur mit einem Looper und ihrer Stimme für den Moment Songs erstellen. Eigentlich brauche ich gar nicht mehr... Aber dazu kam, dass sie einfach unfassbar sympathisch wirkte, wenn sie unter anderem von ihrem absoluten Karrieretiefpunkt erzählte. Und es dann schaffte aus diesem Moment "Try" zu machen.
Wenn ihr eine Chance habt, die Frau Live zu sehen, nutzt sie!
Platz 10: Curse - Die Farbe von Wasser: Eigentlich hatte ich mit Curse abgeschlossen, nachdem der eigentlich mit Rap abgeschlossen hatte und "Achtung Achtung" gemacht hat. Klar, Curse Alben waren immer irgendwie Klassiker. Aber sie sind auch alle irgendwie schlecht gealtert. Aber dann bin ich doch wieder auf das Konzert gegangen und mir viel auf: Curse ist einfach mal ein überragender Rapper. Allein schon, wie er es am Ende schafft, die "Wir versinken im Immer Mehr" Metapher in Zeiten von Seenotrettungen rüberzubringen ohne peinlich zu wirken, ist ganz großes Kino.

Platz 9: Juju - Bling Bling: Da haben die beiden dieses Jahr geklärt, wer die bessere Hälfte von SXTN war. Überraschender Weise ist es die überragende Rapperin und nicht die durchschnittliche Sängerin. Und ja, Juju ist meine letzte Hoffnung, dass die Kids, die jetzt mit dem, was man so Mainstream Rap nennt, auch mal was ordentliches zu hören bekommen. Und dass den jungen Mädchen auch mal ein ordentliches und selbstbewusstes Frauenbild vermittelt wird. Juju schafft beides spielend. Was halt der offensichtliche Unterschied zur eigentlichen Rapgöttin ist:

Platz 8: Fiva - Nina: Was soll ich sagen, ich bin seit 18 Jahren Fiva Groupie. Wie schlimm ist es? Nun ja, ich besitze die allererste Fiva Maxi auf Vinyl. Die, die vor dem Debüt-Album rausgekommen ist. Fiva ist auch die Frau, die mich durch die dunklen Jahre nach der Jahrtausendwende gebracht hat.Und auch ich bin Abends ungern nüchtern.  Ein neues Fiva Album ist also ein Must Have. Und auch nach 20 Jahren ist die einfach nur verdammt gut. Aber sie gibt sich halt inhaltlich zu viel Mühe, um jemals den Großen Durchbruch zu erleben...

Platz 7: Celeste - Lately EP, Compilation 1:1: Ja, schon wieder 2 EPs. Diesmal ist sogar teilweise dasselbe drauf, aber Details. Celeste habe ich das erste Mal als Vorband von der wunderbaren Janelle Monae gesehen. Mein Bruder und ich wurden beim Blödsinn Quatschen ohne jegliche Vorwarnung von dieser Wahnsinnsstimme überrannt. Und fragen uns, wie aus dieser schüchternen, unscheinbaren Dame da vorne solche Töne herauskommen können.
Als sie dann einige Monate später im NJoy Bus auf dem Reeperbahnfestival ihre 10 Minuten hatte, wusste ich schon, dass es gleich all den Passanten, die eigentlich nur zu den Bazzookas wollten, genau so ergehen würde. Und selbst unter den schlechtesten Voraussetzungen hat ihre Stimme bei Strange immer noch ein unfassbare Präsenz.

Platz 6: Brother Ali - Secret & Escapes: Der meiner bescheidenen Meinung nach beste Rapper der Welt kehrt zurück in die Garage und Back to the Basics: 4 Track Recorder, vorgefertigte Beats und nichts als rohe Raps. Raus kommt ein überraschend rundes Ding. Aber für eine höhere Einstufung ist es dann doch irgendwie zu roh. Da ist es das direkte Gegenteil zu:

Platz 5: Solange - When I get Home: Ganz ehrlich, beim ersten Hören dachte ich: Jetzt übertreibt sie es endgültig. Das sind mir zu viele Skizzen, zu wenige wirklich fertige Songs. Und auf dem Gesamten Album gibt es keinen einzelnen klassischen Chorus. Das ganze ist mir zu komplex. Selbst nach dem ich die Dame in der Elbphilharmonie live sehen durfte (und zu der Hälfte gehörte, die es großartig fand), dachte ich "A Seat at a Table" ist besser. Das ist es auch immer noch, nur habe ich mittlerweile erkannt, dass auch ein Album, was nicht ganz so gut ist, wie der vorherige Klassiker, immer noch ein verdammt gutes Album sein kann. Und beim 20. durch hören viel mir dann auf, wie viel auf diesem Album eigentlich passiert. Es ist auf jeden Fall ein Werk, welches man mehrmals auf sich wirken lassen sollte.
Oh und auf die Frage, ob es zu diesem Album eine visuelle Umsetzung geben würde, gab es ein "Ihr wisst schon, wie mein Nachname lautet, oder? Natürlich gibt es die." Damit haben wir das Thema "Musikalische Kunstfilme" für dieses Jahr auch abgearbeitet...

Platz 4: Roger & Stixkay - Flensburg 37: Beim erste Mal "Alles oder Nichts" musste ich mir definitiv eine Träne verdrücken. Der Song alleine hätte dafür gesorgt, dass dieses Album hier auftaucht. Instant Classic. Aber Roger ist halt weit mehr als ein One Hit Wunder, sondern einer der Besten MCs aller Zeiten. Und so liefert er auch noch "Jesus" und "Wenn ich es tue" als überragende Songs... und haufenweise anderen Shit, für den andere Rapper ihre Frauen verkaufen würden... oh warte, die Metapher funktioniert nur in Szenen, in denen Frauen auch geachtet werden... ihr wisst aber bestimmt trotzdem, was ich meine...

Platz 3: Max Herre - Athen: Irgendwie habe ich mich mit diesem Album eingangs unfassbar schwer getan. Also wegen eigentlich sinnlosen Details. Mich gefragt, ob es nicht besser wäre, wenn die erste Single nicht Athen, sondern "5 Km/h auf dem Seitenstreifen" heißen würde und dann in diesem Tempo zum Album führt. Aber wenn du dir schon solche Gedanken machst, fällt dir auf, wie hoch deine Ansprüche an einen Max Herre sind... du solltest dich einfach daran erfreuen, dass der ein Rapalbum gemacht hat und relativ wenig singt. Dazu noch ein Album mit einem sehr hohen Anspruch, sowohl musikalisch, als auch textlich.
Oh und als "Bonus Feature" durfte ich "Das Wenigste" im Sommer live auf einer Parkbühne sehen... Was will man eigentlich mehr von einem Album?

Platz 2: Dendemann - Da nich für! Na gut, dann eben nicht. Hat ja auch lange genug auf sich warten lassen. Aber am Ende ist dieses Album der Beweis, dass die "Böhmermann-Parts" nicht annähernd auf dem eigentlichen "Dende-Niveau" sind und genau deswegen nicht als Album zählen. Denn wenn Dende sich dann wirlklich mal im Studio einsperrt, 2 Jahre lang brütet und hinterher abliefert, kommt Rap auf einem ganz anderen Niveau raus. Was nicht bedeuten soll, dass die Böhmermann-Parts schlecht sind... sie sind es nur, wenn man sie mit nem Dende Album vergleicht. "Müde und in schlechter Verfassung wie Artikel 3" dürfte direkt mal die beste Rapzeile des Jahres sein. Oder ist sie doch nur eine von vielen überragenden Zeilen? Und dieses Album ist halt voll von Zeilen, die ausschließlich Dende bringen kann.
Und das Dendemann im Hohen Alter noch zu einem politischen Rapper werden würde... liegt dann wohl doch wieder am der Arbeit mit Jan, da ging das schließlich los. Jetzt ist halt irgendwie davon auszugehen, dass der Mann 5 Jahre in der Versenkung verschwindet, aber wenigstens hat er vorher mal wieder nen Klassiker abgeliefert...
Andererseits... bin ich vielleicht auch nur nen Groupie und für Dende gelten andere Regeln. Ich sag das mal so: Der ist definitiv der einizge, der die Zeile "Sie sagt Beyoncé ist genau so, denn da warter Sean der Carter" bringen darf... was mich direkt zu

Platz 1: Beyoncé - Lion King: The Gift: Die allgemeine Reaktion auf die Neuverfilmung vom "König der Löwen" war ja: Brauchen wir das wirklich? Natürlich, schließlich gibt es ein vom Film inspiriertes Konzeptalbum von Beyoncé!!! Auf dem sie musikalisch nach Afrika zurückkehrt. (Ok, die echten Experten wissen, dass sie das doch schon mit "Run this World" und "Grown Women" gemacht hat...)
Aber was soll ich sagen, die Vocals von und "Spirit" und "Bigger" treffen mich halt härter als alles andere, was dieses Jahr rausgekommen ist. Und die Rhytmen der Uptempo Dance Nummern belegen halt mal wieder, wie egal der Frau mittlerweile der Mainstream ist, denn in den Diskotheken des Landes wird weiterhin "Single Ladies" gespielt werden... obwohl das Ding verdammt alt ist und sie wesentlich interessantere Dinge macht... Aber die Frau interessiert sich halt nicht mehr dafür, was wird davon halten... die macht einfach nur die Musik, auf die sie gerade Bock hat. Und das macht sie unfassbar gut.

Montag, 23. Dezember 2019

Warum diese Herbstmeister Statistik irrelevant ist

Oder warum RB Leipzig trotz der Herbstmeisterschaft eher nicht Meister wird.

Denn in Leipzig wird ja gerade eine angeblich relevante Zahl in den Raum geworfen: 67% aller Herbstmeister holten am Ende auch den Titel. 2/3 der Miete ist also eingefahren. Das sieht doch richtig gut aus.

Nun ja, man muss diese Statistik halt auch richtig interpretieren. Und dafür etwas genauer hingucken. Denn genau genommen gibt es in Deutschland halt die eine Mannschaft, die eh immer Meister wird... unabhängig davon, ob sie Herbstmeister wurden, oder nicht. Aber gerade wenn sie Herbstmeister wurden, konnte man die Saison praktisch abharken.

Das letzte Mal, dass die Bayern eine Herbstmeisterschaft verspielten, war 2011. Davor passierte es ihnen 1992/93. Anders ausgedrückt: Seit der Einführung der 3 Punkte Regelung verspielten die Bayern eine einzige Herbstmeisterschaft.

Nehmen wir mal genau die 3 Punkte Regelung als Rahmen. Auch wenn das relativ willkürlich ist, aber mein Blog, meine Regeln. Seit dem lagen die Bayern 14 mal nach dem Ende der Hinrunde vorne und wurden dann auch 13 Mal Meister. Das ist eine Quote von 92%. Das ist schon ziemlich überzeugend.

Jetzt kommt aber der unangenehme Teil: die 10 anderen Jahre sieht die Quote nicht annähernd so gut aus. 4 Mannschaften holten dann auch den Titel: Dortmund 96, Kaiserslautern 98, Bremen 2004 und nochmal Dortmund 2011.
Auf der anderen halt nicht so Habenseite verspielten Schalke 2001, Bayer Leverkusen 2002, Werder 2007, Hoffenheim 2009, wieder Leverkusen 2010 und zu guter Letzt Dortmund 2019 die quasi sichere Meisterschaft.

Anders ausgedrückt: In den Jahren, in denen nicht Bayern Herbstmeister wurde, holte dieser nur in 40% der Fälle auch die Schale...

Was lernen wir daraus? Die Dominanz der Bayern ist absurd hoch. Es ist unfassbar wie groß der Vorsprung zwischen denen und dem Rest ist. Das fällt einem halt auf, wenn die auf doppelt so viele Meisterschaften kommen, wie der Rest zusammen. Also seit der Einführung steht es Bayern 16, der Rest der Liga 8.

Zum anderen muss man halt auch die Dominanz der einen Mannschaft berücksichtigen, die Statistiken extrem verfälscht. Zumindest wenn man verlässliche und vernünftige Aussagen anhand der Statistik

Freitag, 20. Dezember 2019

Warum wollen uns alle einreden, dass Floran Kohfeldt ein guter Trainer sein muss?

Und wer überzeugt da eigentlich wen?

Dass Werder Bremen dass selber macht, kann ich ja noch nachvollziehen. Es ist halt deren Vereins-DNA alle paar Jahre einen Trainer zu finden, der dann jahrelang überragende Arbeit abliefert. Anderseits ist Florian Kohfeldt auch erst der 3. Trainer nach der Ära Thomas Schaaf... und bei Otto Rehagel hat es damals 4 "Fehlversuche" gebraucht, bis man den richtigen gesucht hat. Nach der Logik sollte man schnell von Kohfeldt weiterziehen und sich für die Rückrunde einen Interimstrainer suchen, damit es danach dann endlich wieder aufwärts gehen kann...

Aber wie gesagt: Dass Werder seinen Trainer stützt, halte ich ja für völlig normal. Dass aber der Kicker praktisch ein Loblied nach dem nächsten anstimmt und alles im Zweifelsfall für Kohfeldt auslegt...

Fangen wir mal mit den historischen Leistungen von Kohfeldt an. Die ja angeblich so herausragend sein sollen. Klar, als er die Mannschaft im Herbst 2017 zum frühzeitigen Klassenerhalt... mit einer überragenden Serie von 5 Spielen ohne Sieg. Nur um sich dann doch mit einem Dreier in die Sommerpause zu verabschieden. Man könnte auch sagen: Sobald der Klassenerhalt mit 10 Punkten Vorsprung gesichert war, war auch sofort die Luft raus und von Werder kam nichts mehr.

Und klar, er war besser als Alexander Nouri. Aber würde irgendjemand behaupten, dass man ein überragendes Trainertalent sein muss um dies zu schaffen?

Letzte Saison sollte es dann den großen spielerischen Fortschritt geben. Und genau genommen gab es die auch. Nach einer starken Hinrunde mit 31 Punkten lag man sogar auf Europacup Kurs. Aber wie auch im Vorjahr schaffte Kohfeldt es nicht, die Saison vernünftig Zuende zu bringen. Auch wenn es dieses Mal eher Februar war, in dem man kaum was gewinnen konnte.

Und ob es den großen spielerischen Fortschritt wirklich gab... oder Max Kruse einfach nur auffiel, dass er eine richtig starke Saison abliefern muss, wenn er ablösefrei zu einem Champions League Kandidaten wechseln will... im Englischen nennt man das "Contract Year Phenomenon". Am Ende kam er auf 22 Scorerpunkte und war bester Torschütze und bester Vorlagengeber. Wie viel Einfluss Kohfeldt wirklich auf die Motivation hatte... vielleicht lag es daran, dass er seinen Ausnahmespieler zum Kapitän gemacht hat und ihm, was echt auch keine Kunst ist, alle Freiheiten gab, die er so braucht. Oder aber Kruse beschloss selber, dass er diese Saison mal richtig Dampf macht, damit er hinterher die Millionen absahnen kann. Faszinierender Weise ist er jetzt bei einem Tor in der türkischen Liga...
Und dieses Jahr stellt Werder fest, dass sie ohne ihren Fixpunkt nichts auf die Reihe bekommen. Sind wir uns sicher, dass Werder ohne Kruse letzte Saison nicht auch auf Platz 16 gelandet wäre?
Vor allem tun jetzt alle so, als wäre es eine überragende Trainerleistung gewesen mit diesem Verein im gesicherten Mittelfeld zu landen. So als würden wir von Düsseldorf oder Paderborn reden. Im Wesentlichen hat er eine ordentliche Saison abgeliefert, nicht mehr und nicht weniger.

Aber die Freisprüche für Kohfeldt gehen ja noch weiter. Im heutigen Kicker wird echt die Frage gestellt, ob es dem Trainer "anzulasten" ist, dass sich die Talente "zuletzt eher zurück entwickelten"... ähm... Wem soll man das sonst anlasten? Dem Platzwart?

Und es ist ja nicht so, dass ein einzelnes Talent nicht den erhofften oder erwarteten nächsten Schritt in der Karriere gemacht hat. So was kann halt passieren. Aber weder Johannes, noch Maximilian Eggestein oder Marco Friedl oder Sargent Joshua oder Milos Veljkovic haben sich entwickelt. Und genau genommen ist das, und nicht die Verletztenmisere, das eigentliche Problem. Denn wenn ich darauf hoffen muss, dass mein 34 jähriger Kapitän die Saison verletzungsfrei übersteht, weil keiner der nachkommenden Verteidiger einen relevanten Entwicklungsschritt, der kommen musste, gemacht hat... dann kriege ich halt ein Problem.
Die einzige Ausnahme ist an der Stelle Milot Rashica. Aber wenn man sich die anderen so anguckt, kann man sich schon fragen, ob der sich wirklich wegen Kohfeldt entwickelt hat.
Nur so als Vergleich: Nur weil Heiko Herrlich in Leverkusen die Entwicklung des überragenden Talentes Kai Havertz nicht verhindern konnte, macht ihn das nicht zu einem überragenden Trainer... Vielleicht ist es bei Kohfeldt ähnlich und er trägt die Verantwortung dafür, dass 4 von 5 Talente nicht vom Fleck kommen.

Und die Mannschaft sowohl als Gruppe, als auch individuell weiterzuentwickeln ist doch die Aufgabe des Trainers.

Dazu kommt natürlich noch die hypothetische Frage ob es sich hier wirklich nur um Verletzungspech handelt... oder doch auch um ein strukturelles Fitnessproblem. Das ist halt die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Und selbst Leute mit einer medizinischen Fachausbildung dürfte da zu keiner eindeutigen Antwort kommen.

Im Wesentlichen macht Kohfeldt echt immer noch dasselbe wie im letzten Jahr. Er hat es immer noch nicht geschafft einen Sargent so viel besser zu machen, dass der an einem Ü40er Angreifer vorbeizieht. Er hatte auch letztes Jahr einige heftige Pleiten im Angebot.  Nur hat er dieses Mal keinen überragenden Offensivakteur, der seine Probleme überdeckt.

Aber Kohfeldt hat es halt irgendwie geschafft vom DFB als "Trainer des Jahres 2018" ausgezeichnet zu werden. Und wer wenn nicht der DFB hat Ahnung von überragenden Trainern, die beschäftigen seit Jahren Jogi Löw... Also vertrauen alle auf deren Expertise und legen sich fest, dass Kohfeldt nicht der Schuldige ist...

Samstag, 14. Dezember 2019

Hat sich schon jemand bei Basaksehir bedankt?

Das wäre mal fällig.

Und ja, ich wollte das eigentlich schon gestern machen. Aber besser spät, als nie. Also hier ist es:

Danke, du komischer Türkischer Verein mit den unausschreiblichen Namen. Danke, dass ihr Borussia Mönchengladbach aus der EuroLeague geschmissen habt.

Warum?

Nun ja, erst Mal zu dem offensichtlichen: Ihr erspart der DFL ein absurdes Terminproblem: Wenn Gladbach die Vorrunde der Europa League überstanden hätte, gäbe es auf ein Mal 4 Teilnehmer an der K.O. Phase. Was auch nur bedeutet: Wir müssten unsere 4 am Donnerstag aktiven Mannschaften auf 3 Spiele am Sonntag oder Montag verteilen.
An der Stelle sollte man auch noch mal Barcelona lobend erwähnen, die, obwohl es für sie um nichts mehr ging, dafür gesorgt haben, dass Dortmund ins Achtelfinale der Champions League einzieht. Und ja, es gab diese Woche ein Szenario, dass zu 5 Euro League Teilnehmern geführt hätte. Was ein absolutes Terminchaos ausgelöst hat.

Aber fast noch viel wichtiger: Basaksehir hat die Bundesliga richtig spannend gemacht. Denn auf ein Mal ist "Gladbach zieht das durch" ein überraschend realistisches Szenario. Also zumindest realistischer als vorher.

Also um kurz 2 Quervergleiche zu ziehen: Eintracht Frankfurt hätte ja letzte Saison am Ende fast eine brutale Zeche für ihren überragenden Einsatz auf internationalen Paket bezahlt. Denn am Ende landete man mit 7 sieglosen Spielen in Folge gerade so auf Platz 7. Was wieder alles über das allgemeine Niveau der Bundesliga aussagt: Der letzte Europacup Teilnehmer ist einfach derjenige, der es nicht verhindern kann auf Platz 7 zu landen. Aber Meister wird man so nicht. Nicht mal in der Bundesliga.

Aber wie wird man denn Meister, wenn man nicht Bayern heißt? Nun ja, gucken wir uns doch mal das Letzte Beispiel an: So unvorstellbar das für die Liverpool Fans sein mag (Jürgen Klopp hat die bisher jedes Jahr in ein internationales Finale geführt...), aber Dortmunds internationale Erfolge waren in Klopps Anfangszeit überschaubar. Selbst in der ersten Meistersaison scheiterte man an Paris und Sevilla in der Gruppenphase.Das Endergebnis sollte allen bekannt sein: Dortmund konnte seinen riesigen Vorsprung verteidigen und den großen Einbruch verhindern.

Und wo wir schon dabei sind: Auch der VfL Wolfsburg verabschiedete sich 2009, wenn auch erst nach der Vorrunde, vor dem Frühjahr aus dem internationalen Geschäft. Nur um danach dann eine epische Rückrunde mit 14 Siegen auszupacken und Überraschungsmeister zu werden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Gladbach Meister wird, ist jetzt also drastisch gestiegen. Und selbst wenn sie es nicht werden, sollten sie zumindest so lange oben mitmischen, dass das Saisonfinale dieses Jahr spannend werden dürfte. Und all das wegen einer verkackten Nacht im Dezember...

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Was mich an der aktuellen "Poliziekosten" Diskussion ja am meisten irritiert

Und Vorsicht, jetzt wird es politisch. Also so richtig politisch.

Also laut Montags-Kicker weist Roger Lewentz auf der Innenministerkonferenz darauf hin, dass sich die DFL "mit Blick auf die steigenden Milliardenumsätze" an den Polizeikosten beteiligen könnte. "Eine bundeseinheitliche Gebührenordnung ist vorstellbar." Was nicht alle so sehen, andere wollen das Polizei-Monopol beim Staat lassen.

Und gestern streiten sich dann Karlheinz Rummenigge und Marco Bode über ihr Solidaritätsverständnis. Jeder aus seiner egoistischen Sichtweise. So, dass er weniger bezahlen muss.

Wisst ihr, was das faszinierende daran ist: Es gibt in diesem Land bereits eine bundeseinheitliche Gebührenordnung, die zumindest grob auf Solidaritätsbasis funktioniert. Also so, dass die die mehr haben zumindest theoretisch mehr bezahlen, als die, die nichts haben. Und durch diesen Beitrag wird dann der Staatsapparat finanziert. Also die Millionengehälter für Uschis Berater, ohne die hier alles zusammenbrechen würde. Diese Gebührenordnung nennt man ganz praktisch "Steuern".

Hier wurde ja schon mal grob vorgerechnet, dass ein Verein wie Werder Bremen verdammt viele Steuern für die Stadt Bremen generiert. Dass das von Werder Seite noch niemand erwähnt hat, ist schon irgendwie komisch.

Dass jetzt selbst die Innenministerkonferenz, auch wenn sie indirekt praktisch von einer Steuer sprechen, den Begriff an sich meiden. Weil der Ruf dieser Zwangsabgaben halt verdammt schlecht ist. Wir glauben halt, dass mehr Steuern Arbeitsplätze vernichtet... oder so.

Praktisch gesehen wäre es kein Problem Veranstaltungen mit einem garantiert erhöhtem Polizeiaufkommen (also Bundesligaspiele, Oktoberfeste und Nazi-Festivals) mit einer entsprechenden Steuer zu belegen, durch die die Polizeieinsätze finanziert werden. Die kann so hoch angesetzt werden, dass sie der DFL mit ihrem Milliardenumsätzen nicht mal schadet und trotzdem alle kosten deckt. Die Regierung kann das morgen beschließen, wenn sie das wollen.

Oder man macht es wie die Franzosen und hebt den Spitzensteuersatz an. Alle Bundesligaprofis zahlen den... Da kommt auch einiges an Kohle zusammen.

Oder sie rechnen durch, dass die Polizeikosten bereits durch all die Steuern, die solche Veranstaltungen generieren, bezahlt werden. Wenn man zu diesem Schluss kommt, kann man die Debatte dann auch beenden. Und jedes Mal, wenn ein "Zivilist" mit dem "Warum verschwenden wir dafür Steuergelder" Argument kommt, kann man dann mit dem "Wir haben das durch gerechnet, die zahlen mehr Steuern als du" kontern.

So oder so wäre es ein sachliches und definitives Ende dieser an sich sinnlosen Debatte.
Aber es ist echt faszinierend, wie viel Angst man in diesem Land vor Steuern hat. Wie dieser Begriff von allen Beteiligten krampfhaft vermieden wird. Und dadurch kann man die eigentlich nötige Debatte nicht führen: Zahlt die Bundesliga genug Steuern auf alles, was die so machen, oder nicht?

Montag, 2. Dezember 2019

Worst of des "Der Dead Coach Bounce kommt an seine Grenzen" Wochenendes

Man konnte ja an diesem Wochenende wunderbar feststellen, wie lange so ein "Dead Coach Bounce" anhält und wann der Effekt verpufft. Am deutlichsten und schnellsten ging das bei Jürgen Klinsmann. Der hauchte den Dortmundern echt 20 Minuten lang neues Leben ein, bevor sie dann doch wieder in den Lucien Favre Lethargie Modus schalteten.
Es ist natürlich ein bisschen blöd für die Hertha, die ja eigentlich darauf gesetzt haben, dass ihre Mannschaft einen Motivationsschub bekommen würde. Aber praktisch spielten die dieselbe "Bemüht, aber glücklos" Grütze wie vorher unter Ante Covic. Und wo der kurzfristige Effekt ausgeblieben ist, muss Klinsi jetzt durch vernünftige und sachliche Arbeit Veränderungen herbei führen... aber dafür hat er ja einen Performance Manager eingestellt...

Auch Hansi Flicks "Ich habe noch nie ein Profispiel als Cheftrainer verloren" Serie ging in dem Moment zu Ende, wo er erstmals auf einen Gegner traf, der sich wehrte. Und das trotz Überzahl in der Schlussphase. Noch wird natürlich das "Flick wird unterschätzt, der ist viel besser, als wir alle denken" Narrativ bedient. Aber wenn das so weiter geht, muss er sich am nächsten Wochenende fragen lassen, wie er eigentlich Robert Lewandowski kaputt gemacht hat. Der Pole ist schließlich seit desaströsen 194 Minuten ohne Treffer in der Bundesliga. Wird man die Nachspielzeit mit eingerechnet, sind es sogar 200 Minuten. Offensichtlich hat der Pole keinen Bock auf Hansi Flick... oder ist in einer fundamentalen Krise...

Die eigentlich spannende Frage: Wurden bei den 1356 Minuten, die Thomas Müller auf ein Bundesligator gewartet hat, nur mit 90 Minuten pro Partie gerechnet? Oder mit den 94, die realistischer sein dürften? Wie hat es ein Müller eigentlich geschafft, als Bayern-Angreifer so lange ohne Treffer zu bleiben? Ich meine, dieses Wochenende hat doch nachgewiesen, dass er nur grob Richtung Tor schießen muss, damit so ein Ball mal reinfällt... hat er das wirklich 1356 Minuten lang nicht versucht? Kann es am Ende sein, dass Thomas Müller einfach nachgelassen hat und gar nicht mehr so gut ist? Warum hat uns das keiner gesagt?
Oh und nur so nebenbei: Dass war das 88. Bundesligaspiel, in dem Müller getroffen hat... Und es war das erste Mal, dass er nach einem Treffer als Verlierer vom Platz ging. Das ist eine ziemlich absurde Statistik, die man einfach mal teilen muss...

Bleibt noch die absurde Geschichte, dass es im Jahr 2019 trotz Videobeweis noch Schiedsrichter gibt, die auf eine Schwalbe reinfallen. Das sind so Dinge, die einfach nicht mehr passieren sollten. Die völlig inakzeptabel sind. Aber die vor allem eines beweisen: Das Problem ist nicht der VAR, das Problem ist die Qualität der deutschen Schiedsrichter. Warum hat uns das keiner gesagt?

Und zu schlechter Letzt müssen wir über einen neuen Trend in der Bundesliga reden: Die neue Angewohnheit der Spieler bereits vor der Pause vom Platz zu fliegen. Ernsthaft, diese Bewegung kommt aus dem nichts, wird aber schlagartig zum neuen Trend, Angefangen hat damit Jerome Boateng am 10. Spieltag in Frankfurt. Da konnte man das noch als Teil der Demontage von Niko Kovac betrachten. Letzte Woche erwischte es dann Marcel Tisserand, Rune Jarstein, Ridle Baku. Faszinierender Weise gewannen Wolfsburg und Mainz trotz langer Unterzahl... Vielleicht gab es deswegen diese Woche mit Mats Hummels, Andre Hahn und Rafael Czichos 3 weitere Nachahmer. Deren Mannschaften verloren nebenbei allesamt auch nicht. Und gerade Andre Hahns Platzverweise hatte etwas von "Ihr kriegt hier keinen Vorteil, weil ihr in Unterzahl spielt, das kann ich verhindern!"
Ernsthaft, wie oft ist es in der Bundesligageschichte vorgekommen, dass an 2 aufeinander folgenden Spieltagen jeweils 3 Spieler vor der Pause vom Platz gestellt worden sind? Und dass dann nur eine der 6 Mannschaften ihr Spiel zu Zehnt verloren hat? Manchmal ist die Bundesliga wirklich nur absurd...