Ich muss nur noch rauskriegen, wer DIE sind...
Die UEFIFA Fußballmafia, die uns verdeutlichen will, dass Fußball doch gar nicht so berechenbar ist, wie alle denken?
DAZN und Sky, die zumindest die Illusion von spannenden Rückspielen erhalten wollen?
Das dubiose Wettbüro mit osteuropäischen Betreibern auf der anderen Straßenseite?
Der Fußballgott persönlich, der mir verdeutlichen will, dass ich eigentlich keine Ahnung von dem Spiel habe?
Alle zusammen in einer fiesen Verschwörungstheorie? Ist fast das wahrscheinlichste...
Denn gerade wenn wir bei Wahrscheinlichkeiten sind: Dass das Bundesligaspiel am Montag und die beiden Champions League Spiele am Dienstag torlos ausgehen, ist so absurd unwahrscheinlich. Da fällt mir immer auf, dass ich eigentlich immer einen Euro auf derart absurde Ereignisse setzten wollte um das eine Mal, wenn die dann eintreffen, reich zu werden.
Gehen wir das mal durch: am Montag gab es das Duelle Nürnberg - Dortmund... Also kurz gesagt: Die schlechteste Mannschaft traf auf die Beste. Im Detail ausgedrückt traf die beste Offensive auf die Zweitschlechteste Defensive. Eine Konstellation, die trotz eines Dead Coach Bounces, eigentlich Tore verspricht. Oder anders ausgedrückt: Selbst bei einem 0:3 hätten die Nürnberger noch von einem Dead Coach Bounce sprechen können. Und ja, vor dem Spiel war es wahrscheinlicher, dass die gegen den angehenden Vize-Meister in 2 Spielen 10 Tore kassieren, als dass sie ein Unentschieden holen... Aber gut, manchmal wächst halt auch ein durchschnittlicher Zweitliga-Torhüter über sich hinaus. Hin und wieder kann das ja vorkommen...
Dass am Tag darauf dann mit Anthony Lopes ein international ziemlich unbekannter Torhüter auch über sich hinauswächst. Oder je nach Perspektive die beste Offensivreihe der Welt kollektiv in den "Gomez der Woche" Modus schaltet.
Und auch Olymppique Lyon sollte hier nicht unerwähnt bleiben... Schließlich erzielten sie in der Gruppenphase 3 Tore gegen Manchester City... Und spielten kein mal zu 0. Also weder vorne noch hinten. Insgesamt fielen 23 Tore in ihren 6 Gruppenspielen. Wie schafft es so eine Mannschaft gegen Barca die 0 zu halten. Das ergibt verdammt wenig Sinn.
Ungefähr so viel Sinn, wie der Fakt, dass die Bayern die andere beste Offensive der Welt in deren Wohnzimmer stoppt. Die Bayern, die sich diese Saison 3 Gegentore von einem gewissen Lukebakio einschenken ließen, halten in der selben Saison gegen Salah, Sane und Firminio den eigenen Kasten sauber. Zum ersten Mal im Jahr 2019. Bisher hat man im Zweifelsfall halt selber nachgeholfen, wenn der Gegner zu unfähig erschien ein Tor zu erzielen. Aber ausgerechnet gegen Liverpool bekam man all diese Probleme dann auf die Reihe. Wie alles, was uns in dieser Woche auf dem Fußballfeld präsentierte worden ist, ergibt das wenig Sinn.
Oh und wir wollen ja Bayerns Offensivreihe um Robert Lewandowski und Joel Matip nicht außer acht lassen. Also dass letzterer für die Bayern angegriffen hat (und für sie vorm eigenen Tor geklärt hat, gute Leistung, den sollte man vielleicht mal holen) lag ja hauptsächlich daran, dass mit Virgil van Dijk der einzige Weltklasseverteidiger von Jürgen Klopp gesperrt fehlte.
Trotzdem ging das Spiel 0:0 aus. Es war das dritte Torlose Spiel. Was ja auch wieder die eigentliche Besonderheit ausmacht. Schließlich ist Fußball die einzige Sportart auf der Welt, in der man sich 3 Spiele in 2 Tagen angucken kann, aber in dem man das, worum es eigentlich geht, nicht zu sehen bekommt. Und es ist ja nicht mal so, dass das deswegen grausame Spiele waren. Was vielleicht auch nur daran liegt, dass ich in letzter Zeit zu viel Schalke gesehen habe... Und ja, ich habe nur die DAZN Zusammenfassungen von Schalke gesehen, aber das war trotzdem zu viel...
Aber zurück zur Faszination Fußball und weg von den Grausamkeiten: Es gibt halt 2 Fragen, die niemand wirklich beantworten kann: Warum gucken wir eine Sportart, in der effektiv in 270 Minuten nichts wesentliches passiert? Und warum produziert eine Sportart, die auf Grund ihrer extrem raren Torfrequenz eigentlich für Überraschungen prädestiniert sein sollte, so wenige Überraschungen?
Also die Rechnung ist ja einfach: Je höher die Anzahl der Punkte oder Tore, die in einem Spiel erzielt werden können oder müssen um zu gewinnen, um so wahrscheinlicher ist es, dass das bessere Team gewinnt. Weil halt nicht eine überragende oder zufällige Aktion das Spiel entscheiden kann.
Fußball ist quasi die einzige Sportart, in der man mit einer einzige Offensivaktion ein Spiel gewinnen kann. Wenn man danach dann das nötige Glück oder Geschick beim Verteidigen hat. Und falls ihr diese These für absurd haltet: Jose Mourinho hat auf dieser Spielphilosophie seine überragende Karriere aufgebaut. Es war schon immer eine legitime Taktik sich mit 10 Mann am eigenen 16er zu vergraben und es wird immer eine legitime Taktik bleiben. Aber es ist eine Taktik, die nur beim Fußball funktionieren kann.
Aber obwohl eine einzige Aktion den Spielverlauf komplett auf den Kopf stellen kann, bleiben die Ergebnisse extrem berechenbar. Was ja auch keine neue These in dieses Blogs ist, dazu gab es im Sommer ganze Abhandlungen... die dann ad absurdum geführt worden sind, weil es mit Kroatien den ersten überraschenden Finalteilnehmer seit Schweden gab... Vielleicht will mir der Fußballgott wirklich was mitteilen...
Während man das bei den nationalen Ligen noch auf die große Menge der Spiele zurückführen kann, die halt dazu führen muss, dass sich die beste Mannschaft durchsetzt... ist das in der Champions League eigentlich anders. Klar, 2 Spiele sind mehr als ein Suddendeath der WM. Aber dass Real Madrid 3 mal in Folge die Champions League gewann, kann kein Zufall sein. Auch wenn man irgendwie immer davon geredet hat, dass sie das Matchglück ganz schön überstrapazieren. Aber warum hat ausgerechnet Madrid immer dieses Glück gehabt? Scheißt der Fußballgott auf den größten Haufen? Ist "Matchglück" am Ende eine Fähigkeit, an der man arbeiten kann? Wo wollte ich nochmal genau hin mit diesem Beitrag?
Wahrscheinlich ist das genau der Grund, warum Fußball so faszinierend ist: Die Ergebnisse scheinen eigentlich vorher klar. Die ganz großen Sensationen heißen "Inter Mailand unter Mourinho gewinnt!" Aber der Weg zu diesen Ergebnissen erscheint auf Grund der Zufälligkeiten und der geringen Torfrequenz trotzdem extrem spannend. Und weil es halt immer wieder einzelne Wochen und Ergebnisse gibt, die unerklärlich sind.
Fußball ist einerseits sehr vorhersehbar. Andererseits völlig zufällig. Es gibt verdammt wenige Sportarten, die irgendwie beides sind. Mir würde nur die NFL einfallen, aber da ist dieses Phänomen mit der hohen Verletzungsrate (im wesentlichen gibt es kaum Überraschungen, es gewinnt halt die gesündere Mannschaft) und einem harten Salary Cap, der die Mannschaften zum improvisieren zwingt, erklärbar. Aber das Fass mache ich irgendwann auf, wenn nochmal ein "Hard Cap" im Fußball gefordert wird.
Aber weil der Erfolg in der Endabrechnung ziemlich berechenbar ist, ist es einfach sich ein Team rauszusuchen. Wenn man einfach nur Titelgewinne genießen will, wird man Erfolgsfan. Wenn man, wie ich, an einen Goliath-Komplex leidet, sucht man sich immer die Mannschaft aus, die knapp scheitert und flucht auf die Erfolgsfans. Aber was man am Ende bekommt, steht frühzeitig fest und wird dann auf Jahrzehnte fixiert. Da muss man sich nicht mal regelmäßig nach neuen Mannschaften umschauen, weil dein Team plötzlich selbst zum Goliath geworden ist.
Und trotzdem wirkt die Sportart spannend und überraschend. Was für eine teuflische Kombination...
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