Sonntag, 29. Dezember 2024

Nur bei den Romantikern

 Den Alternativen. Den Guten... wird Weihnachten, also zum Fest der Liebe, der Trainer entlassen. Natürlich. Am Ende sind die halt auch brutale Realisten.

Aber ganz ehrlich: Auf den zweiten Blick ergibt das nicht nur Sinn... es ist sogar das, was ich sonst immer fordere: Die Trainer nicht dann zu entlassen, wenn man in einer brenzligen Situation steckt, sondern sobald man merkt, dass die Zusammenarbeit nicht in die richtige Richtung geht und man mangelnde Fortschritte beanstanden muss. Zumindest wenn es nicht danach aussieht, als würde der Trainer langfristige Lösungen für diese Probleme präsentieren können.

Lasst uns an der Stelle eines festhalten: Union Berlin wäre auch mit Bo Svensson nicht abgestiegen. Und solange sie nicht Jürgen Klinsmann holen, werden sie es auch mit dem neuen Trainer nicht... Den Trainer als relativ junger Erstligist mit 7 Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang zu entlassen, scheint absurd.

Aber im ehemaligen Fachmagazin wurde gemutmaßt, dass Svensson "die verbleibenden zwei Hinrundenspiele gegen die in der Tabelle schlechter dastehenden Teams aus Augsburg und Heidenheim bekommt, um den Negativtrend zu stoppen." Aber... da drohen Union ja 2 Siege. Auch wenn gar nichts besser geworden ist. Dann muss man den Trainer plötzlich behalten, das kann ja nicht wirklich der Plan sein.

Also zumindest nicht, wenn sich die Vorstellungen vom Fußball nicht decken, was hier halt der Fall ist. Bo Svensson will aggressives und aufwändiges Pressing sehen... der Kader gibt aber nur die bestmögliche Imitation von Real Madrids absurder Spielphilosophie her. Das passt einfach nicht zusammen.

Dazu konnte Svensson schon in Mainz nicht wirklich nachweisen, dass er eine Mannschaft wirklich weiterentwickeln kann. Sie stabilisieren? Garantiert. Ihnen ein halbwegs stabiles, funktionales System aufzwingen? Auch. Aber sein erwartbares Limit hat er in Berlin auch erreicht. Und Union bleibt ein Verein, der nach Höherem strebt.

Das lässt sich ja auch daran festmachen, dass er keinen Platz für László Bénes findet. Das ist der kreativste Mittelfeldspieler, den die haben. Wenn es spielerische Fortschritte geben soll, was zwingend notwendig ist, damit es weiter nach oben gehen kann, muss Union Bénes integrieren. Und Svensson ist es nicht zuzutrauen, dass er diese Entwicklung anleiten kann.

Wobei man hier natürlich auch festhalten muss, dass das vielleicht auch ein Bénes Problem sein kann. Der scheitert ja nicht zum ersten Mal beim Versuch, sich in der Bundesliga durchzusetzen und war bisher nur in der 2. Liga wirklich gut. Vielleicht ist das die Mittelfeldversion eines Marius Ebbers Angreifers. Aber an der Stelle ist Bénes auch "nur" das offensichtliche Symptom und nicht das einzige Problem.

Vor allem fällt einem jetzt ein weiteres Problem auf: Die nächste Transferperiode steht an. Würden Bénes und Svensson vielleicht einen Wechsel des Spielers forcieren, wenn der Trainer im Amt bleibt? Unwahrscheinlich, weil der ja erst seit 6 Monaten da ist. Viel relevanter: Svensson würde jetzt auf die Einkäufe Einfluss nehmen. Die würden Spieler verpflichten, die in sein Spielsystem passen, obwohl man von diesem System nicht überzeugt ist. Oder man holt Spieler, die nicht zum Trainer passen, was auch ungeschickt ist. Und man hat dann einen Trainer, der 3 Spieler hat, die in sein System passen, die restlichen aber nicht weiter entwickeln kann, damit sie auch und damit das Ganze stabil funktioniert. Das kann auch keine Lösung sein.

Da ist die unromantische Lösung mit dem kalten, harten und etwas überraschenden Cut schon die Beste. Auch wenn dir die Journalisten dann mangelnde Langfristigkeit vorwerfen, zeigt es auch, dass der Verein gewillt ist, proaktiv zu handeln, anstatt nur zu reagieren. Das ist an sich etwas Gutes.

Oh und Steffen Baumgart ist gerade verfügbar... Auch wenn der dieselben Probleme mit der unpassenden Spielphilosophie und der mangelnden Weiterentwicklung mit sich bringt, wird Union dieser Traumkonstellation kaum aus dem Weg gehen können. Da kickt dann doch wieder die Romantik rein.

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