So richtig heftig. Also das war schon eine Kovac-eaque Klatsche. Normalerweise wird man nach solchen Niederlagen als Bayern Trainer entlassen...
Und wenn man jetzt noch bedenkt, wie heftig Thomas Tuchel bereits kritisiert wurde, als er noch ungeschlagen durch die Bundesliga marschiert ist... da fragt man sich schon, wo Didi Hamann diese Woche ist. Jetzt hat der endlich mal einen berechtigten Anlass. Aber wahrscheinlich merkt man das einfach nicht mehr, weil Hamann halt immer nur den Tuchel kritisiert und er sich damit diese Woche genau so verhält, wie immer.
An und für sich ist das aber ein richtig schlechtes Zeichen für Tuchel. Schließlich hatte der tatsächlich mal die Zeit, um mit seinem Kader zu trainieren. Also so richtig. Ohne Abstellungen für Länderspiele. Oder ohne irgendwelche Reisen nach Osteuropa. Das war jetzt echt mal die Gelegenheit, etwas Neues einzustudieren und die Abläufe zu verbessern... und dann liefert man eine derartige Nicht-Leistung ab? Dann präsentiert sich die Abwehr so lächerlich unkonzentriert? Dann gibt es keinerlei Fortschritte beim Defensiv genau genommen seit längerem unkoordinierten Alphonso Davies? Es ist ein verdammt schlechtes Zeichen, wenn deine Mannschaft schlechter wird, nachdem du mit ihr fokussiert gearbeitet hast.
Und natürlich sind 10 Tage am Stück für die Bayern ein ungewohntes Gefühl. Da kann dann durchaus ein wenig Sand ins Getriebe rutschen. Aber diesen Sand sollte doch nach 15 Minuten rausgelaufen sein.
Aber gut, ist ja nur Bundesliga. Und da präsentiert sich Bayer Leverkusen dann wie eine echte Spitzenmannschaft: Die spielen souverän 1:1 bei, zugegeben ebenfalls sehr guten, Stuttgartern. Damit gewinnt die Top 3 geschlossen nicht. Bayer hatte 24 Stunden nach dem kollektiven Aussetzer des Rekordmeisters die Chance, sich mal ein wenig abzusetzen. Stattdessen hatten sie in der ersten Halbzeit ebenfalls einen kollektiven Aussetzer. Und die hatten ja Glück, dass sie zur Pause "nur" 1:0 zurücklagen. Die Reaktion direkt nach der Pause war dann schon beeindruckend. Vor allem zeigt sich da dann auch die gute Arbeit von Xabi Alonso, der seiner Mannschaft auch in schwierigen Momenten die nötige Orientierung mitgibt. Aber am Ende hat man halt die große Chance vergeben.
Aber hey, verglichen mit den Sorgen in Dortmund sind das alles Luxusprobleme. Wobei das ja dieses Wochenende ein Fortschritt war. Was auch nur verdeutlicht, wie schlimm die Lage ist. Immerhin hat die Mannschaft diese Woche "Mentalität und Moral" bewiesen. Wenn die Lage aussichtslos ist, können die das anscheinend. Ich freue mich schon auf die letzten 3 Spieltage, an denen Dortmund trotz aussichtsloser Lage noch eine faszinierende, aber brotlose, Aufholjagd auf Platz 4 startet.
Nebenbei liefert auch dieses Spiel den Anlass, um über den VAR zu diskutieren. Also selbst die Schiedsrichter diskutieren, ob das so sinnvoll war. Das grundlegende Problem ist hier auch mal wieder, dass zwischen "Fehlentscheidung" und "Korrektur" 3 Minuten vergehen. Was aber anscheinend auch daran lag, dass vorher noch über eine Abseitsstellung nachgedacht wurde. Der gemeine Fußball Fan wird sich hier aber denken: Wenn man 3 Minuten nach der richtigen Einstellung suchen muss, dann ist es einfach keine klare Fehlentscheidung. Da verging ja gefühlt mehr Zeit, als beim Platzverweis von Junior Brumado. Und natürlich wurde vorher noch 60 Sekunden nach einer Abseitsstellung gesucht, weshalb das ganze noch länger dauert. Aber dass diese einfache Frage so lange dauert, liegt anscheinend auch an der mangelhaften Technik bei der DFL. Also so als Nebendetail: Beim Abseits sind andere anscheinend weiter.
Aber mal ganz ehrlich: wäre es wirklich so schwierig, für jede Überprüfung maximal 60 Sekunden zu veranschlagen? Und das ist schon Luxus, 30 sollten eigentlich vollkommen reichen. Also sobald im Keller eine Überprüfung ausgelöst wird, läuft eine Stoppuhr los. Nach 30 Sekunden springt die auf Rot. Wenn man dann nichts Eindeutiges gefunden hat, heißt es: "The call on the field stands!" Also das wird in der NFL bei solchen Fällen verkündet. Und dann veröffentlicht man hinterher die Bilder, die man zur Verfügung hatte und erklärt damit, dass nur Leute, die wirkliche Detektivarbeit betreiben, die angeblich klare Fehlentscheidung gefunden hätten. Das wäre eine einfache, umsetzbare und klar zu kommunizierende Lösung. Aber klare Kommunikation und deutscher Fußball passen halt nicht zusammen.
Gerade hier hätte sich niemand beschwert, wenn die "Fehlentscheidung" Bestand gehabt hätte, weil niemand so lange nach der entsprechenden Einstellung gesucht hätte. Und weil Mats Hummels auf dem Platz geblieben wäre, was auch für RB Leipzig der bessere Ausgang gewesen wäre. Die brauchten den für ihr Angriffsspiel.
Dann wird wegen des VARs auch nicht über die eigentliche Frage diskutiert: Sollte es für diese rücksichts- bis aussichtslose Grätsche nicht trotzdem die Rote Karte geben? Also auch, wenn es den Elfmeter gibt. Die Regel gibt das weiterhin her, aber Sven Jablonski will halt gesehen haben, dass das Foul im Kampf um den Ball geschehen ist. Das ist halt eine dieser Fragen, die durch die Vereinsbrille, die man aufhat, entschieden werden. Also hätte Hummels bei der Grätsche den Adler auf der Brust gehabt, hätte der Kicker hier ein "Weltklasse-Tackling" gesehen. Ja, ich kann nachtragend sein. Die Szene zum doch nicht Elfmeter, aber deswegen dann doch Platzverweis hätte man als perfekten Aufhänger über die abgeschaffte Doppelbestrafung nutzen können. Und darauf verweisen, dass ein Platzverweis eben doch eine Option gewesen wäre, da Hummels da so hingeht, wie er da hingeht. Aber solange "wir" den VAR immer noch nicht im Griff haben, kann man solche Detaildebatten eben nicht führen.
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