Montag, 21. Oktober 2019

Worst of des "Nur in der Bundesliga" Wochenendes

Ok, gleich vorne weg. Das stimmt so gar nicht. Auch in England könnte der Tabellenführer seinen Platz an der Sonne verteidigen, ohne dass er gewinnt. Das Problem daran ist: Liverpool steht bei 8 Siegen und einem Unentschieden... Wenn eine ähnlich gut Mannschaft in der Bundesliga antreten würde, wäre die Meisterschaft jetzt schon entschieden.

Aber ja, nur in der Bundesliga kann man am 9. Spieltag mit einer Niederlage die Tabellenführung verteidigen. Weil keine der angeblichen "Spitzenteams" gewinnen kann oder will...

Das muss vor allem bedacht werden, wenn Kicker-Redakteur Tino Lieto eine "Oh, wie ist das schön!" Jubelarie verfasst. Ist es nicht toll, dass die Bundesliga so schön spannend ist? Wenn man extrem kurzsichtig, ist es das natürlich. Praktisch gesehen ist diese Liga aber nur spannend, weil die angeblichen Spitzenteams ihren eigenen Ansprüchen extrem hinterher hinken. Und weil das Niveau konstant sinkt. Fangen wir mal beim eigentlichen Ligaprimus an:

Bayern München: Das einzige, was bei Kovac und Salihamidzic "kritischer Analyse" fehlte, war ja der Fakt, dass Bayern gegen Augsburg doch 90 Minuten am Stück ohne Gegentor blieb... und dass das ja normaler Weise für einen Sieg reichen müsste. Stimmt natürlich, aber Fakt ist halt auch, dass man schon wieder 2 Gegentore kassiert hat. Dass man gerade dabei ist, das Ergebnis-Konzept seines größten Konkurrenten aus Dortmund zu imitieren. Und dass das 7:2 gegen Tottenham gefühlt schon Jahre her ist.
Am besten lässt sich die Entwicklung der Bayern an der Thomas Müller Debatte verdeutlichen. Eigentlich sollte die "Muss Müller spielen?" Frage gar nicht mehr gestellt werden, da ja mit Coutinho ein absoluter Experte auf der einzige Position, auf der Müller noch spielen kann, verpflichtet worden ist. Aber irgendwie ist dieser Coutinho halt doch nur ein hochtalentierter Mitläufer... Was Passives Abseits Leser natürlich zuerst wussten. Wenn der Brasilianer so einflussreich wäre, wie er bei seinem Marktwert eigentlich sein sollte, hätten die Bayern 5 Punkte Vorsprung und niemand würde nach Müller schreien. Ist er aber nicht.

Der eigentliche Tabellenführer heißt allerdings offiziell... Borussia Mönchengladbach. Und die werden sich denken: Verdammt, wir haben den Platz an der Sonne auch noch verteidigt, damit gewinnen wir nächste Woche wieder nicht. Denn die Kicker-Datenbank hat eine sehr interessante Information ausgespuckt: Gladbach hat die letzten 7 Spiele als Tabellenführer nicht gewonnen. Um zu verdeutlichen, wie absurd das ist: Der letzte Sieg in dieser Konstellation kommt vom 14.Mai 1977. Die Woche drauf wurde man stilecht Meister, in dem man Unentschieden spielte. Durch ein Eigentor in der 90. Minute. Wahrscheinlich versucht man seit diesem Jahr genau dieses Endergebnis zu reproduzieren. Und hey, sie sind ja gerade auf einem guten Weg, schließlich haben sie ihre Tabellenführung verteidigt.
Ich habe ja in den letzten Tagen oft fest gestellt, wie alt ich doch bin. Jetzt kann ich behaupten: Als Gladbach das letzte Mal eine Tabellenführung verteidigte, war ich noch nicht mal geboren!!!

Geklappt hat das vor allem, weil Schalke 04 das 2. Wochenende in Folge "Nein Danke" sagte. Dabei bekamen sie vom gegnerischen Trainer Alfred Scheuer das höchste Lob: "Schalke war bis jetzt der beste Gegner, gegen den wir gespielt haben." Und das, obwohl die letzte Woche in München antreten durften... Das Problem daran. Nun ja, wenn man es freundlich ausdrückt, ist Schalke der ultimative Malocher-Klub. Dort wird Fußball halt gearbeitet und nicht gezaubert. Direkt ausgedrückt bedeutet das aber nur: Schalke hat sich als Verein darauf spezialisiert, beschissene Spiele zu gewinnen. Und in absurden Jahren Vize-Meister zu werden. Statistisch ausgedrückt ist Schalke halt die einzige Mannschaft der Welt, die mit 63 Punkten Vize-Meister werden kann. 2 Mal. Mit 53 und 56 erzielten Toren. Anders ausgedrückt: Wenn Schalke wirklich der Beste Gegner sein soll, den ein Scheuer in der Bundesliga gesehen hat, dann kann das kein gutes Zeichen für die Bundesliga sein.

Als letztes Indiz für das weiterhin nachlassende Niveau sei als Individuum Rouwen Hennings genannt. Hennings ist eigentlich der ultimative "Marius Ebbers Angreifer": Gut genug um deinen Verein in die Bundesliga zu schießen, aber dort als erste Option zu schlecht. Dachte man zumindest. Also 8 Tore in 45 Bundesligaspielen sprechen da eine deutliche Sprache. Allgemein hat man ja als Bundesligaprofi gewisse Probleme, wenn man mehr Zweitligatore als Bundesligaspiele auf dem Konto hat. Jetzt ist der allerdings (gemeinsam mit Marco Reus) der 2. Beste Deutsche Angreifer. Lasst uns den in die Nationalmannschaft berufen!!! Nach dem Leischtungschprizschip müsste genau das... oh warte, er spielt halt nicht in Freiburg oder Stuttgart. Aber wenn er seine 5 Tore für einen dieser Vereine gemacht hätte, würde jetzt genau das passieren.
Nun gibt es genau 3 Varianten: Hennings hat gerade einen absurden Lauf und steht halt zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das ist sachlich gesehen die wahrscheinlichste Variante. Ab und zu hat man halt so Phasen, in denen man als Angreifer auch die Eckfahne anvisieren könnte und trotzdem ein Tor erzielt. Oder aber Hennings hat mit seinen 32 Jahren noch mal einen entscheidenden Entwicklungsschritt gemacht und ist deswegen jetzt ein legitimer Angreifer... Auch wenn er dafür eigentlich zu alt ist. Oder halt das Niveau in der Bundesliga ist endgültig so weit gesunken, dass selbst bessere Zweitligaangreifer jetzt in der höchsten Spielklasse glänzen können.

Oh und als Bawful Bonus Stat hat Union Berlin, die allgemein noch ein wenig überfordert wirken, all ihre Siege gegen Mannschaften aus der Spitzengruppe geholt. Weil man halt nicht wirklich gut sein muss um da reinzurutschen...

Der Gemeine Fan wird sich da doch sagen: Kann mir doch egal sein, Hauptsache mein Verein hat möglichst lange theoretische Chancen auf die Meisterschaft! Und solange es ein spannendes Saisonfinish gibt, interessiert mich das sinkende Niveau doch nicht.

Hier ist das Problem daran: Realistisch gesehen gibt es gerade 3 Szenarien: Die Bayern rumpeln weiter vor sich hin, Niko Kovac wird irgendwann entlassen und sein Nachfolger sieht sofort wie ein verdammtes Genie aus. Oder Kovac kriegt selber noch die Kurve und die Bayern starten spätestens im März eine Siegesserie. Oder die Bayern gurken sich durch die gesamte Saison, aber die Konkurrenz ist zu schwach um dies zu nutzen.
In allen Fällen werden die Bayern halt am Ende mehr oder weniger souverän Meister. Würde man die Bayern wirklich herausfordern wollen (und die haben halt ganz sachlich gesehen das größte Potenzial), müsste man sich jetzt in der Schwächephase ein gewisses Polster aufbauen. Damit man dann im direkten Duell nur Unentschieden spielen muss und sich vielleicht noch mal den einen Ausrutscher leisten kann. Denn es ist schon irgendwie davon auszugehen, dass die Bayern sich zusammenreißen werden und mal so ne 7 Spiele Siegesserie starten.

Ich frage mich halt persönlich echt, was daran "Schön" sein soll, dass das Niveau in der Bundesliga Jahr für Jahr nachlässt. Und natürlich ist das keine Neuigkeit, die einzige Mannschaft, die ein internationales Abstürzen der Bundesliga bisher verhindert hat, ist Bayern München (und ja, die eine fantastische Ausnahmesaison der Frankfurter zählt da nicht...). Und auch die lassen ja mehr und mehr nach.

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