Gebt dem den nächsten Bambi...
Der ist so deutsch, dass es für ihn keinen Zusammenhang zwischen Politik und Politikern gibt... Das kann auch nur jemand glauben, der bewusst nur Angela Merkel als Kanzlerin erlebt hat... die ja die Trennung zwischen sich und der Politik perfektioniert hat...
Und ganz ehrlich: Das ist der einzige Vorwurf, den ich jetzt dem Mesut Özil mache: Dass er nicht anerkennen will, das ein Treffen mit einem Staatspräsidenten immer auch ein politisches Thema ist... denn alles, was Politiker in ihrem Leben machen hat halt einen Einfluss auf ihren "Arbeitsbereich".
Wenn das Özils eigene Ansichten sind (und nicht das vom Berater empfohlene Statement), wovon man bei der Intensität des 3. Parts zwingend ausgehen muss... dann muss man sich eigentlich bei ihm bedanken, dass er während der WM geschwiegen hat... denn wie viel Unruhe hätte er in das Turnier gebracht, wenn er vor Ort vom "Krisenmanagement bei Mercedes" gesprochen hätte... Dann hätte der Sponsor auf ein Mal darauf bestanden, dass der Spieler nach Hause geschickt wird...
Oder wenn er während des Turniers Richtung Reinhard Grindel geschossen hätte... um diesen vorzuwerfen, dass der sich nur in Özils Präsenz sonnt, wenn es ihm gerade passt und dass der politisch für alles Stand, was die aktuelle Generation an Nationalspielern überwinden wollte... Gerade das "Wenn wir Gewinnen, bin ich Deutscher, und wenn wir verlieren Immigrant" Gefühl können wir halt gar nicht nachvollziehen.
Und ja, aus Özils Sicht ist es nicht nachvollziehbar, dass dieselbe Aktion wie 2011 im Jahr 2018 auf ein Mal so große Wellen schlägt. Und einen Özil trifft es halt auch, wenn all die Ressentiments aus seiner Jugend wieder ausgegraben werden. Denn in einer Sache hat er definitiv Recht: Dieses einfach Foto hat viel zu große Wellen geschlagen. Und das liegt nicht daran, dass Özil dazu nicht äußern wollte, sondern eher daran, dass wir uns als Gemeinschaft zurück entwickelt haben: Im Jahr 2018 haben wir dank Horst und Alice wieder ein Klima, in dem man sich als Özil dafür rechtfertigen muss, dass man 2 Herkunftsländer hat. Und in dem man dafür angegriffen wird, dass man beiden Ländern Respekt zollen will. Da waren wir 2011 einfach weiter.
Das faszinierendste ist ja, dass der Kicker (ohne den letzten Teil gelesen zu haben... der der heftigste ist... vielleicht bringt sie das zum einlenken) jetzt einem Özil vorwirft keinerlei Selbstkritik zu zeigen... also zum einen reagiert man halt so, wenn man gefühlt von allen als Fußabtreter benutzt wird. Das löst halt eine gewisse Trotzreaktion aus... zum anderen: Wo bleibt denn die Selbstkritik vom Kicker? Das Eingeständnis, dass man sich selbst zu sehr auf dieses Foto versteift hat, welches eigentlich keinen Einfluss auf die Mannschaft haben sollte. Anstatt mal zu sagen: Ok, nach dem Foto mit dem deutschen Präsidenten und dem gemeinsamen Statement mit dem Deutschen Staatsoberhaupt kümmern wir uns wieder um Fußball...
Wenn der Kicker sich selber kritisch hinterfragen würde, könnte er an dem Punkt kommen, dass Özil recht hat... dass er, als bester Offensivspieler im Spiel gegen Südkorea, zumindest wenn man die sachlichen Parameter anwendet, eine 5 bekommen hat, weil er halt der Scheiß-Türke ist (und weil Mats Hummels seine Vorlage nicht genutzt hat...). Dass man es als ehemaliges Fachmagazin nicht geschafft hat die Emotionale Debatte auszublenden, wenn man die Leistungen auf dem Platz sachlich bewerten soll, könnte man einfach mal eingestehen. Dass man seinen Beitrag dazu geleistet hat... einer der Gründe ist, warum Özil sich so fühlt, wie er sich fühlt... Dass man sich an der Treibjagd munter (wenn auch nicht so drastisch wie die anderen) beteiligt hat... aber nein, Özil ist derjenige, der Selbstkritik zeigen muss... Natürlich. Der ist ja auch der einzige, der einen Fehler begangen hat...
Wie kann man eigentlich so dreist sein und von anderen Fordern, was man bei sich selbst verweigert?
Das ist vielleicht der beste Beitrag, den ich in diesem Block gelesen habe. Nur sehr schade, dass Herr Hoeness diesen Beitrag wahrscheinlich nie lesen wird.
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