Also ganz selten... höchstens alle 2 Tage...
Fangen wir mit dem Wesentlichen an: Der Ballbesitzfußball ist tot! Mal wieder...
Ganz ehrlich, wie oft wollen die den noch beerdigen... irgendwann muss auch mal gut sein... und ja, ein gewisser Jose Mourinho hat die Frage "Wie gewinne ich ohne den Ball Fußballspiele" bereits vor Jahren gelöst. Und sich dabei im Wesentlichen auch nur auf die alte Catenaccio Taktik eiskalt umgesetzt... was sich vor Mourinho halt lange keiner getraut hat...
Die Idee den Gegner den Ball zu überlassen und sich am eigenen Strafraum einzugraben ist so alt wie der Fußball selbst. Und es wurde immer mal besser und mal schlechter umgesetzt.
Was bei dieser WM gestorben ist, ist folgendes: Die Idee, dass man kleinere Nationen souverän schlagen kann, ohne dass man das Tempo anzieht. Man muss schon nen Gang oder 2 hoch schalten...
Das faszinierendste waren da die Spanier. Die fingen in Minute 77 erstmals damit an, Bälle gezielt in den Strafraum zu spielen. Teilweise hoch von außen. (Soviel zum "Es gab keinen Plan B"...) Dummerweise haben sie sicherheitshalber ihren Zielspieler, der solche Bälle verwerten könnte, vorher ausgewechselt.
Aber das Problem am spanischen System war nicht der Ballbesitz. Das Problem war, dass man glaubte den Gegner müde spielen zu können ohne selbst das Tempo anzuziehen.
Und sobald sie das Tempo dann angezogen, die Bälle in die Spitze gespielt haben und mit Tempo hinterhergezogen sind, gab es auch Probleme für die Russen. Deswegen endete das Spiel ja mit 8:2 Chancen für Spanien. Wenn man damit in der 35. Minute anfängt, gewinnt man das Ding souverän. Wenn man es konsequent durchzieht sogar mit 3:0...
Damit lässt sich das scheitern der Großen eher erklären. Abgesehen davon, dass Fußball ein kaum zu erklärender Sport ist. Also dass Deutschland aus 72 Torschüssen lediglich 2 Tore erzielt, ist logisch nicht nachvollziehbar. Dass Spanien seine vorhandenen Chancen gegen die Russen nicht über die Linie drückt ist auch sachlich nicht zu erklären. Und die hatten ja durchaus die Möglichkeiten das Spiel vorm Elfmeterschießen zu entscheiden. Weil sie das nicht geschafft haben, ist deren System jetzt überholt? Also weil der eine Ball in die falsche Richtung springt ist alles andere falsch?
Dass die Belgier, als sie dann das Kommando übernommen haben, plötzlich 2 Gegentore gegen Japan kassieren... weil individuell wahrscheinlich schlechtere Spieler die Bälle, die Julian Brandt an den Pfosten gejagt hat, an den Innenpfosten legen... kann man auch nicht vorhersagen... Und das kann man hinterher auch kaum analysieren... Und die Belgier dürften ja in der Phase, in der sie die 3 Tore gemacht haben, auch auf 80% Ballbesitz gekommen sein... Die hatten dann aber halt das Glück, dass sie durch ein Kacktor zurück ins Spiel gekommen sind. Dieses Kacktor hat den Deutschen und Spaniern halt gefehlt...
Und ja, das 1:2 war ein reines Zufallsprodukt. Und die Belgier machten vorher mit ihrer "Mesut Özil verbreitet mehr Optimismus" Körpersprache weit weg davon zurück zu kommen. Trotzdem stehen die jetzt im Viertelfinale und wir vor dem Achtelfinale Schweden - Schweiz... was dann der Moment ist, in dem einen bewusst wird, dass Deutschland wirklich ausgeschieden ist...
Fakt ist halt auch: Den Ball stabil in seinen eigenen Reihen halten und sich den Gegner über einige Querpässe zurechtzulegen ist die effektivste Variante im Modernen Fußball zu verteidigen. Denn dann muss der Gegner mehr laufen als man selbst und man läuft praktisch nicht in die Gefahr eines Konters... aber das wird ja bei allen Spanien-Analysen immer vergessen: Die haben nie Angriffsfußball gespielt, sondern immer mit dem Ball in den eigenen Reihen das Tor verteidigt. Deswegen sind sie mit 8 Toren 2010 Weltmeister geworden. Ich behaupte mal ganz dreist, dass kein anderer Weltmeister weniger als 12 erzielt hat.
Und souverän verteidigt haben sie die meiste Zeit. Ihnen hat halt im Achtelfinale das nötige Glück im Abschluss (oder die Cleverness im eigenen Strafraum) gefehlt um das Ding mit einem Tor Vorsprung zu gewinnen...
Break...
Die andere Sache, bei der es mir an Gesunden Menschenverstand mangelt... ist ja die Bewertung der Schiedsrichterleistung von Nestor Pitana. Dass der Kicker echt behauptet, es wäre "Korrekt Strafstoß und Gelb zu geben, weil der Zweikampf klar dem Ball galt (116.)." Ich glaube, da hat jemand den Sinn der Regeländerung nicht verstanden...
Also ich sag das mal so: Luiz Suarez Aktion damals im Halbfinale gegen Ghana 2010 galt auch klar dem Ball. Genau so wie das Handspiel von Carlos Sanchez, welches der Kicker richtig mit Elfmeter und Rot bewertete... Und jetzt soll Mathias Jörgensen weiterspielen dürfen? Obwohl er einen Gegner foult, der den Torwart bereits umspielt hat und nur noch ins leere Tor einschieben muss? Ernsthaft? Gucken die Kicker-Redakteure denn so gar keinen Fußball?
Man muss sachlich festhalten: An der Stelle ist es keine klare Torchance mehr, die man verhindert... sondern ein quasi sicheres Tor. Das würde der Jörgensen auch so sehen, der hätte sich nie über Rot beschwert... Und der würde in 10 von 10 Fällen in der Konstellation wieder so hinlangen. Selbst wenn es Elfmeter und Rot gibt, ist das in der 116. Minute eines WM Spieles immer noch der bessere Ausgang...
Sich jetzt hinzustellen und zu behaupten, dass da ja ein Ball im Spiel war... Wie gesagt: Das war es bei Suarez damals auch. Und es würde niemand, auch nach den neuen Regeln, auf die Idee kommen Suarez dafür nicht vom Platz zu stellen.
Da nur Gelb zu zeigen ist ein ganz klare, glücklicher Weise folgenlose (da Jörgensen eh Gelb gesperrt wäre, träfe dies sogar im Falle eines Weiterkommens zu... die 4 Minuten hätte Dänemark auch 10 10. verteidigt...) Fehlentscheidung.
Was einem jetzt aber nicht zu einer Überreaktion bringen sollte. Die Regel ist weiterhin besser als die Alte. Sie gibt dem Schiedsrichter den Spielraum genau da, wo es angemessen ist, Rot zu zeigen, zwingt ihn aber nicht dazu, wenn kein sicheres Tor verhindert wird. Warum das Leuten, die sich den ganzen Tag mit Fußball beschäftigen, nicht auffällt, ist das eigentliche Rätsel...
Also um das mal praktisch zu beleuchten: In der Szene zwischen Boateng - Neuer und Berg (die wird nochmal relevant) wäre Elfmeter und Gelb richtig gewesen, weil Neuer den Abschluss von Berg offensichtlich abwehrt. Das war nur eine große Torchance, und die kriegen die Schweden dann zurück, weil sie nicht ordnungsgemäß durchgeführt werden konnte.
Bei der Szene im Kroatien Spiel gibt es kein realistisches Szenario, wie irgendein Däne fair dieses Tor verhindert. Dementsprechend muss man das Foul anders bewerten.
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