Oder wie man einen Trainer am Effektivsten entlässt.
Was wiederum auch nur bedeutet, dass wir diese Woche aufs Worst of verzichten müssen. So schön dieses Wochenende alleine von den Ansetzungen war: Ich habe übers gesamte Wochenende verteilt 15 Minuten Fußball gesehen... davon 5 durch eine Fensterscheibe, während ich auf meine Familie gewartet habe...
Und wenn man nichts gesehen hat, kann man auch nur schlecht urteilen.
Was aber definitiv auffällig war, ist folgende Randnotiz: Darmstadt trat bereits zum 3. Mal in dieser Saison beim Debütantenball eines neuen Trainers auf.
Das kann bei 4 Trainerentlassungen im Jahr kein Zufall mehr sein. Also anders als letzte Saison, wo man halt zufällig als erstes nach der Winterpause gegen Hannover 96 spielen durfte und das Schaaf-Debüt also nichts mit dem Spielplan zu tun gehabt hat.
Wenn man sich das anguckt, versteht man auf ein Mal auch Max Eberls ""Ich will auch Kontinuität, wenn es (...) beschissen läuft." Zitat. Der will sich damit gar nicht für den Posten als Sportdirektor in Hamburg bewerben, der meint etwas ganz anderes:
Als guter Manager entlässt man den Trainer ja nicht primär, wegen der Niederlage. Die sind nur das offensichtliche Symptom. Man entlässt den Trainer, weil man das Zutrauen in ihn und seine Fähigkeiten verloren hat. Man glaubt nicht mehr, dass man mit diesem Trainer in Zukunft die nötigen Punkte holen wird und sucht deswegen einen Neuen.
Nehmen wir hier mal als Paradebeispiel eines guten Managers Dietmaer Beiersdorfer... hey... man soll ja auch viel von Fehlbeispielen lernen können.
Dass Bruno Labbadia entlassen werden soll... gut... genau genommen stand das schon im Sommer fest, aber Details. Spätestens nach dem 0:3 gegen RB Leipzig musste man da ernsthaft drüber nachdenken. Natürlich hauptsächlich, weil man damals noch nicht daran glaubte, dass der Abstand zwischen RB und dem HSV qualitativ (also Trainer unabhängig) so groß sein würde.
Danach versuchte man seine Überzeugungen zu verdrängen und gab dem besten HSV-Trainers dieses Jahrtausends noch eine letzte Chance gegen Freiburg. Auch diese wurde... nun ja... vergeigt...
Also guckte Beiersdorfer, der ja auch eigentlich für das Große Ganze verantwortlich ist, das erste Mal auf den Spielplan... und stellte fest: Oh, fuck, die Bayern kommen als nächstes...
Und da wurde es halt auf ein Mal problematisch. Also ja, die Entlassung von Bruno Labbadia war quasi sicherer als das anstehende Schützenfest des Rekordmeisters. Aber Beiersdorfer wollte halt, dass sich weder der Interims-Jugendtrainer noch der eigentlich fest anzustellende Nachfolger direkt mit einer heftigen Klatsche verbrennt... und der HSV weiß ja Trainer unabhängig, wie man sich amtlich abschießen lässt...
Also traf Beiersdorfer die strategisch richtigste Entscheidung und... ließ den Trainer weitermachen... Als quasi Interimslösung, während er schon mal mit Markus Gisdol verhandelte... nebenbei eine echt moralisch einwandfreie Aktion vom Gisdol... was dann zu der völlig absurden Situation führte, dass man seinen Trainer nach der besten Saisonleistung entlassen musste. Aber das konnte ja nun wirklich keiner Ahnen... also dass diese Mannschaft sich ausgerechnet gegen die Bayern wehrt...
Aber ja: Wenn man das Spiel gegen die Bayern nicht eh schon als hoffnungslose Niederlage abgeschrieben hätte, wäre Bruno schon eine Woche früher entlassen worden...
Wie kommt jetzt, wo wir uns drauf geeinigt haben, dass nicht primär die Niederlagen, sondern die Entwicklungsmöglichkeiten der nächsten Wochen, zu Trainer Entlassungen führen und man zumindest nicht nach einem ungünstigen Spiel zu Einstieg für einen Trainer sucht, Darmstadt in Spiel?
Nun ja... also wenn man die Bundesliga-Manager ehrlich eine Voraussage machen ließe, gegen wen sie mit wie vielen Punkten rechnen, damit man auf die 40 kommt, die man brauchen will... würde jeder gegen die Bayern mit 0 rechnen... und gegen Darmstadt mit Vier. Mindestens... Gegen die wird man schon irgendwie mindestens ein Spiel gewinnen...
Das bringt einen als Manager schon irgendwie in Zugzwang. Also man geht als Berufsoptimist wahrscheinlich sogar davon aus, dass es gegen Darmstadt sogar noch mit dem alten Trainer irgendwie reicht. Das Problem ist halt: Das hilft dir nicht. Und einen Trainer nach einem Sieg entlassen... nun ja... das wirkt noch blöder als einen Trainer nach der mit Abstand besten Saisonleistung zu entlassen... auch wenn diese Leistung wenigstens in einer Niederlage endet.
Und auch wenn sich die Bilanz mit einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage nicht mal großartig berauschend liest... so haben doch Alexander Nouri und (irgendwie auch, keiner versteht warum) Valerien Ismael die Grundlage für ihre Beförderung zum Cheftrainer gegen Darmstadt gelegt... ohne wirklich (also offensichtlich) zu überzeugen. Und Maik Walpurgis hat aufs Erste den Bock umgestoßen.
An der Stelle fällt einem auch auf, wie sicher Andre Schuberts Arbeitsplatz wirklich ist: Gegen Darmstadt "darf" er oder sein Nachfolger erst am 21.1. (oder... direkt nach der Winterpause... das ist quasi ein doppelt idealer Zeitpunkt für einen Trainerwechsel) antreten... Wenn er also nach der "Herbstmeisterschaft" nicht entlassen wird, kann er erst Mal richtig durchatmen: Dann vertraut Eberl ihm wirklich...
Und ja, wenn Markus Kauczinski die auch für ihn durchaus möglichen Punkte gegen Darmstadt geholt hätte... hätte das die Entlassung wahrscheinlich nur weiter hinausgezögert, als den Ingolstädtern wirklich zu helfen. Ob der Trainerwechsel allerdings wirklich was gebracht (also wenigstens einen Dead Coach Bounce ausgelöst) hat, oder man halt nur gegen die "andere schwächste Mannschaft der Bundesliga" gepunktet hat, werden die nächsten Wochen zeigen müssen...
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