Also die Amis. Ne warte, die Briten... oder doch die Vorpommeranzen?
Yeah... holy shit...
Diese Wahl in Amerika war ja wirklich faszinierend. Auf ganz vielen Ebenen. Aber da es uns relativ egal sein kann, wie die ihr eigenes Land kaputt machen (und es ist ja auch ihr gutes Recht dies zu tun... also technisch gesehen können wir uns darüber gar kein Urteil erlauben...), sollten wir uns mal damit beschäftigen, was all diese Wahlergebnisse eigentlich für uns bedeuten.
Und wenn man sich so die Berichtserstattung anguckt... oder die Sozialen Medien... denkt man, dass die Welt jetzt unter geht. Und dass eine Janelle Monae dies glaubt, ist auch verständlich. Für die ist als progressive Afroamerikanerin wirklich eine Welt untergegangen.
Aber für uns... wird sich überraschend wenig ändern.
Denn einerseits hat der amerikanische Präsident überraschend wenig Macht. Er wird uns zwar als mächtigster Mann der Welt verkauft... aber genau genommen macht er erstaunlich wenig... und ein Barrack Obama hat das ja mitbekommen, als er gegen die Polizeigewalt gegen Minderheiten (hauptsächlich der Minderheit, der er angehörte) nichts unternehmen konnte, außer mal eine Rede zu halten.
Und Außenpolitisch... Klar, Mexiko wird ziemlich schnell mitbekommen, ob Trump das wirklich durchzieht... aber... wir Europäer? Also der gefühlt erste Satz, den Trump gesagt hat, war ja "Wir wollen großartige Beziehungen, aber Amerika steht an erster Stelle"... Wisst ihr wer das quasi auch gesagt hat? Barrack Obama... der hat, als er den FUCKING FRIEDESNOBELPREIS entgegengenommen hat, eine Rede gehalten, in der er uns erklärt hat, dass Amerika das Recht hat seine Werte mit Waffengewalt zu verteidigen... und da wundert sich die Kommission, dass Bob Dylan sich nicht bei denen meldet...
Die "America First" Doktrin funktioniert doch unabhängig vom Präsidenten. Da gibt es eigentlich nur eine Dynastie, die noch schlimmer ist, als der ganze Rest... aber der Rest bewegt sich seit Jahren echt auf Augenhöhe.
Überhaupt Obama... könnt ihr euch noch an die Allgemeine Euphorie in Europa erinnern, als der gewählt worden ist? Ist davon irgendwas übrig geblieben?
Wir werden erschreckend wenige Unterschiede zwischen Obama und Trump mitbekommen. Vor allem gemessen an dem Hype, der vorher und nachher darum gemacht wurde...
Was nicht bedeutet, dass wir uns nicht fragen sollten, wie das passieren konnte. Aber wir sollten halt nicht entsetzt und schockiert auf dieses Ereignis gucken. Es nicht für eine unaufhaltsame Naturkatastrophe betrachten. Und vor allem nicht als ein einzelnes, isoliertes und fremdes Phänomen.
Die Demokratie, die mir so am Herzen liegt, ist gerade richtig am Arsch. Dafür muss ich gar nicht nach Amerika gucken. Die Briten haben sich in einem Volksentscheid von der EU verabschiedet. Die AfD liegt in Mecklenburg Vorpommern vor der CDU und in Sachsen-Anhalt vor der SPD. Die Franzosen werden, wenn das so weiter geht, als nächstes von LePen regiert...
Und diese Bewegungen funktionieren ja alle nach demselben Prinzip: Die Leute werden auf eine Emotionalen Ebene abgeholt, gegen die man mit sachlichen Argumenten keine Chance mehr hat. Trump hat gefühlt nur gelogen. Und sich dabei auch noch ständig widersprochen. Also die Hälfte seiner Lügen war ja "Das hab ich nicht gesagt!" Selbst wenn es sein eigener Twitteraccount zitiert wurde.
Die Brexit Fraktion hat stumpf alle Nachteile und Kosten der EU ins Scheinwerferlicht gestellt und dabei gnadenlos übertrieben.
Die AfD hat die Flüchtlingskrise in den Mittelpunkt gestellt, obwohl Meck-Pomm 2,03% aller Frlüchtlinge aufnehemn muss... Ja, wir haben eine Flüchtlingskrise, aber nicht in Mecklenburg Vorpommern...
Und hier die Preisfrage: Wie geht man dagegen an. Also wenn den Mecklenburger Politikern einfach nicht mehr geglaubt wird?
Das ist genau der Punkt, an dem die Trump-Wahl für uns interessant wird. Denn wenn wir nicht die richtigen Schlüsse aus diesen Vorgang ziehen, zieht die AfD mit 20% in den Bundestag ein... und dann sind alle wieder entsetzt, obwohl es eigentlich logisch ist.
Das erste und aller wichtigste: Die "Millennials" müssen wählen gehen. Und ja, die Leute, die heute auf die Straße gehen, waren halt gestern nicht (ausreichend) in der Wahlkabine. Dasselbe Problem haben die jungen Briten gerade. Da haben damals auch hauptsächlich die Alten und Verbitterten für den Ausstieg gestimmt... und die Jugend ist zu Hause geblieben. Wer aber nicht mit macht, kann sich hinterher nicht beschweren, dass ihm das Ergebnis nicht passt.
Und ja, Donald Trump, die Brexit Experten und die AfD mobilisiert zum Teil Leute, die vorher einfach mit dem System abgeschlossen haben. Die man wahrscheinlich auch nie wieder zurück ins Boot bekommt. Aber genau deswegen ist es jetzt wichtiger als je zu vor, dass alle anderen wählen gehen und diesen Leuten nicht das Feld überlässt. Denn bis diese Wähler gemerkt haben, dass ihr Protest ihnen gar nichts bringt sondern eher schadet, wird noch einiges an Zeit vergehen... Und wie sehr es ihnen schadet, liegt an unseren Kreuzen...
Die Briten haben wiederum gelernt, dass man nicht einfach davon ausgehen kann, dass das Volk schon keine Dummheiten machen wird. Die Anti-Brexit Bewegung hat sich halt viel zu sehr drauf verlassen, dass die Wähler sich im entscheidenden Moment schon nicht über den Tisch ziehen lassen. Dass der Wähler über die Konsequenzen seines Handelns nachdenkt. Deswegen wurde sich auch viel zu wenig Mühe dabei gegeben, die Vorteile der EU (ich sag mal Friedensnobelpreis... hat irgendein Brexit Gegner den Fakt, dass die EU der Grundlpfeiler unseres selbstverständlichen Friedens ist, in den Vordergrund gestellt? Nicht, dass ich es mitbekommen hätte.) in den Vordergrund zu stellen.
Man muss sich schon wirklich Mühe geben, denen von der Demokratie frustrierten echte demokratische und produktive Angebote zu bieten. Anstatt sich darauf zu verlassen, dass die am Ende schon für einen Stimmen werden. Und das wird richtig schwer. Es ist aber... Alternativlos. Denn sie zu ignorieren ist extrem schmerzhaft.
Die Amerikaner haben uns an der Stelle was anderes gelehrt: Hillary Clinton war der stereotypische demokratische Konsens-Kandidat. Ein absoluter Politik-Profi. Aus dem Herzen des Establishments. Also so tief im Herzen verwurzelt, die hat schon mal im Weißen Haus gelebt. Was eigentlich für einen Präsidentschaftskandidaten unvorstellbar ist. Und ja, nebenbei war sie auch die erste Frau.
Die Leute wollten aber (offensichtlich) weg vom Status Quo. Deswegen behaupten heute auch alle, dass Bernie Sanders die Wahl gewonnen hätte...
Und machen wir uns nichts vor: Trump hat die Wahl nicht gewonnen, Clinton hat sie verloren.
Die wichtige Lektion: Wenn man einfach weiter in seinem eigenen Politischen Mief vor sich her dünstet, wird man das Problem des aufkommenden Extremismus nur noch verstärken. Man muss schon ein klares Profil stellen. Und klare Programme vorgeben... Wir brauchen wieder Volksparteien, die sich voneinander unterscheiden...
An der Stelle kriege ich ja richtig Angst. Also dass wir uns jetzt so sehr auf die Probleme der anderen Versteifen, dass wir die vor unserer eigenen Haustür deswegen nicht mehr wahr nehmen. Dass die Politiker, die mit ihrer Art Politik zu machen, jetzt nicht in der Lage sind, den Hebel umzulegen und sich Werte und Profile zuzulegen. Und dass dann 2017 alle über uns den Kopf schütteln...
Das Allerwichtigste an der US Wahl ist für uns ja, dass sie jetzt vorbei ist. Das wir mit diesen Medienzirkus nicht mehr unsere eigenen Problemkinder überdecken können.
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