Und ja, dieser Spieltag ist genau derjenige, um sich mit dieser Frage zu befassen.
Bei den Fans ist es doch ein gerne verbreiteter Gedanke, dass die Bayern ja schon wieder in den letzten Minuten den Siegtreffer erzielt haben... und dass man so viel Glück ja gar nicht haben kann... Da fällt mir mein Lieblingsspruch in meinem Lieblingsmoba ein, wenn sich meine Gegner über mein Grenzenloses Glück aufregen, wenn ich schon wieder mit 10 Lebenspunkten entkomme: "Skill is the repetition of luck."
Wenn man es schafft, außergewöhnliche Leistungen zur Gewohnheit zu machen, können diese Leistungen nur relativ wenig mit Glück zu tun haben.
Nehmen wir mal die 2 Situationen, in denen die Bayern dieses Wochenende Glück gehabt haben. Als erstes fällt da natürlich der Elfmeter auf, der vom Innenpfosten zurück ins Feld und nicht ins Tor springt. War das wirklich Glück? Oder war das nur, um die Matrix zu zitieren, "Kausalität". In der Sportschau Zusammenfassung viel der interessante Satz, dass gegen Manuel Neuer 3 der letzten 4 Elfmeter verschossen worden sind. Und der eine, der Neuer im Jahr 2015 vom Punkt überwinden konnte, war Ricardo Queresma... halt auf Champions League Niveau.
Das Problem ist halt: Manuel Neuer ist ein 1,92m großer Torwart mit einer absurden Athletik und Beweglichkeit. Wenn du da als Eugen Polanski einfach nur deine sichere Variante nimmst und den Ball 5 cm weiter innen platzierst... riskierst du, dass der Ball gehalten wird. Und ja, Neuer war an dem Ding fast dran... obwohl das ein richtig gut geschossener Elfmeter war. Anders ausgedrückt: Wenn der Ball nicht von alleine an den Pfosten geht, lenkt der Torwart ihn an diesen. Und zwar in der Bundesliga erstaunlich konstant. Was wiederum bedeutet: Du musst gegen einen Manuel Neuer vom Elfmeterpunkt mehr Risiko gehen als gegen jeden anderen Torwart. Manuel Neuer ist gerade der Torhüter, der dem Schützen am meisten Angst macht. Dass der dann auch häufiger nicht trifft, erscheint eher logisch...
Aber fast viel wichtiger: Selbst wenn Polanski getroffen hätte... hätte Hoffenheim nicht gewonnen. Das wirklich beeindruckende war ja, wie konsequent 10 Bayern danach auf Sieg gespielt haben. Auswärts. In Unterzahl. Man muss das nur mal mit dem Hamburger SV vergleichen, die zu Hause auf eine Platzverweis beim Gegner warten müssen, bevor sie richtig loslegen. Oder (natürlich unfairer Weise) mit Darmstadt, die auf Schalke konsequent auf Zeitspiel setzen um einen Punkt zu sichern.
Und ja, Darmstadt war ein Extrembeispiel. Die dürfen das auch. Aber ganz ehrlich: Welche Mannschaft spielt in jedem Stadion und in jeder Situation bis zur 90. Minute aufs Siegtor und sagt sich nicht irgendwann nah 80 Minuten "Naja, ein Punkt ist ja auch ganz nett"... ist es dann verwunderlich, dass diese Mannschaft häufiger (wenn sie es denn mal muss) in den Schlussminuten trifft, als die anderen? Oder ist es nicht viel mehr die logische Konsequenz?
Aber natürlich sind die eigenen Leistungen nur der eine Aspekt des "Glücks" der Bayern. Das regelmäßige Versagen der Gegner gehört genau so dazu. Legendär ist natürlich... das gute alte Vizekusen. Nur echt mit eigenem Wikipedia Eintrag. Und wer sich das Eigentor von Michael Ballack in Unterhachingen (und das komplette Versagen der Bayer-Elf) noch mal anguckt... der muss zugeben, dass die unter dem Druck Meister zu werden (und ein Unentschieden hätte ihnen gereicht) versagt haben. Die Bayern haben gerade in solchen Momenten auch die psychische Stärke solche Spiele für sich zu entscheiden. Und auch das hat wenig mit Glück und viel mit Qualität zu tun... Und ja, die machen das 25 mal in 40 Jahren...
Und selbst als Schalke für 4 Minuten Meister war... Es gibt nur eine Mannschaft, die in der Situation nicht aufgibt, sondern auf Sieg spielt. Die noch an sich und seine Möglichkeiten glaubt... und die dann das Glück hat, dass Dr. Markus Merk da einen Rückpass gesehen haben will...
Dabei mag ich die Bayern noch nicht mal. Ich gebe offen zu, dass ich sie immer noch gerne verlieren und scheitern sehe. Sogar wenn sie der letzte deutsche Vertreter in der Champions League sind und sie "für uns" die 5 Jahres Wertung retten müssen... Ich habe meine Sympathien noch nie danach verteilt, wo jemand zufälliger Weise her kommt. Trotzdem muss ich das, was die Bayern seit 1972 abliefern, respektieren. Und damit auch anerkennen, dass das überraschend wenig mit Glück zu tun haben kann.
Was mich aber nicht davon abhält, sie zu kritisieren, wenn sie Scheiße bauen...
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