Schließlich startet diese heute in die neue Saison.
Und damit können all die Traditionsfans wieder jammern, dass ihnen die bösen Retortenvereine ja die Plätze in der Bundesliga wegnehmen.
Um da mal kurz ein wenig auszuholen: Ich habe einen guten Kumpel. Der ist eigentlich richtig intelligent. Aber der hat halt 2 Probleme: er ist Bayer und TSV 1860 München Fan. Also letzteres war er, nach jahrelangem Streit hat er das jetzt aufgeben. Aber er war so richtig fanatisch. Also auf dem "Ich fahr auch mal zu einem Spiel der 2. Mannschaft" Niveau.
Vor allem hat er immer auf RB Leipzig geflucht. Und immer wieder behauptet, dass die ja den Fußball kaputt machen... worauf ich ihm erwidert habe, dass 1860 das ganz alleine und viel besser geschafft hat. Und ja, ich habe ihm ins Gesicht gesagt, dass sein ach so toller Verein jetzt ebenfalls ein Retortenprodukt ist: Ein Spielzeug eines unberechenbaren Scheiches. Und ja, ohne Ismaik würde es 1860 als Profiverein nicht mehr geben... Genau so wie es RB ohne Mateschitz nicht geben würde...
Vor allem aber hat RB Leipzig auf all die Traditionsvereine kaum Einfluss. Gerade 1860 als Extrembeispiel, weil die kurz vorm Abstieg in die 3. Liga standen... Für alle Anhänger in Kaiserslautern, Nürnberg, Duisburg und Bochum: Darmstadt 98 ist an euch vorbeigezogen... die standen vor 2 Jahren in der Regionalliga. Mainz und Augsburg haben euch lange überholt. Selbst Paderborn hat es hinbekommen, ein Jahr Bundesliga zu spielen... Jetzt auch noch Ingolstadt... die entgegen weitläufiger Gerüchte finanziell gar nicht sooo gut aufgestellt sind...
Gerade die aktuellen Beispiele beweisen doch eins: Die Traditionsvereine scheitern nicht am Geld der anderen, sondern an ihrer eigenen Inkompetenz. Jeden Spieler der Darmstädter und Ingolstädter hätte man als Kaiserslautern oder 1860 ebenfalls verpflichten können. Keiner von denen war in irgendwelchen Relationen teuer (Ingolstadt zahlt in diesem Sommer zum ersten Mal 1 Millionen Euro Ablöse für einen Spieler). Und bei dem Ruf, den diese Vereine immer noch genießen, wären die meisten Spieler auch eher nach Kaiserslautern als nach Darmstadt gegangen. Man hat diese Spieler aber einfach nicht gefunden. Andere dagegen schon. Deswegen stehen andere jetzt besser da. Und andere Vereine finden trotz schlechterer Voraussetzungen ständig bessere Spieler. Das ist dann einfach kein Zufall mehr.
Wirklich absurd wird es dann, wenn ich von Podiumsdiskussionen lese, in denen es heißt, dass man die Liga auf 20 Mannschaften aufstocken muss, damit die Retortenvereine nicht zu viele werden... ist den Leuten eigentlich bewusst, dass dann erst Mal der Karlsruher SC aufgestiegen wäre? Gefolgt von Greuther Fürth? Es ist nicht so, dass die großen Traditionsvereine die ersten potenziellen und logischen Nachrücker wären...
Und vor allem: wie viele Retortenvereine gibt es denn? Bayer Leverkusen, VfL Wolfsburg, 1899 Hoffenheim und RB Leipzig. Wobei man Leverkusen als eigentlich größten Traditionsverein, der die meisten Olympiasieger dieses Landes hervorgebracht hat, ausklammern müsste. Die sind halt "nur" ein Werksverein mit verdammt viel Tradition.
Und Hoffenheim ist ebenfalls ein Sonderfall... der Dietmar Hopp ist halt bekloppt. Der lebt halt den Jugendtraum von vielen... Aber es gibt halt auch nur einen Menschen von 82 Millionen, der das wirklich durchgezogen hat... und da einen endlosen Haufen Geld reingepumpt hat. Es ist ja nicht so, dass er schon 30 Nachahmer gefunden hat, die allesamt in der 3. Liga spielen und auf den Durchbruch warten. Die andere Frage ist eher, warum sich die anderen Verein wie Waldhof Mannheim in einer wirtschaftlich derart starken Region so einbrechen konnten...
Und vor allem behaupte ich eines: Das werden in 10 oder 20 Jahren nicht mehr werden. Warum? Nun ja, wegen der Tradition. Für Adidas ist es halt einfacher, als Premium-Partner von Bayern München einzusteigen, als einen Konkurrenzverein "Adidas München" zu gründen.
Und der Deutsche Fußballmarkt ist ziemlich gesättigt. Abgesehen von Leipzig halt, da gab es ein großes Loch. Deswegen ist Red Bull ja auch hier. Alle anderen großen Ballungsgebiete von Berlin über Frankfurt und Hamburg bis München und dem Rhurpott haben eine derart fest verankerte (Spitzen-)Vereinsstruktur, dass es kaum Sinn ergibt, da einen Verein zu Gründen. Da die Städte (selbst die fußballtechnisch Inkompetenten) einen Bundesligisten und einen Kultverein stellen... Den Hamburger SV und den 1.FC St.Pauli... oder Hertha und Union...
Wenn ich in diesen Städten einen Konzernverein gründen würde, würde das keine Sau interessieren. Weil die Fußball interessierten Menschen schon Anhänger des einen oder anderen Vereines sind und ihnen dort auch Sport auf angemessenen Niveau geboten wird. Da bringt es dir echt mehr, einfach nur dein Logo aufs Trikot zu drucken. Und das wissen die großen Konzerne ja auch. Deswegen sitzen alle großen Konzerne ja schon in diversen Aufsichtsräten bei diversen Vereinen.
Jetzt die Liga auf Grund dieser Ausrede aufzustocken um die Inkompetenz der Zielvereine zu überdecken... erscheint mir doch bigott... Und all die Fans sollten es sich mal bewusst machen, woran ihre Vereine scheitern.
Anders ausgedrückt: Ich als Hansa Rostock Sympathisant gebe ja auch nicht RB Leipzig die Schuld, dass "wir" in der Dritten Liga spielen, wenn Zeitgleich Halle an "uns" vorbeigezogen ist... HALLE... dieser Pickel, der so weit am Arsch von Leipzig hängt, dass er offiziell zu Sachsen Anhalt gehört... Damit so was passieren konnte (und Hansa zum ersten Mal seit 20 Jahren ein Pflichtspiel in Halle verliert), mussten an der Ostsee zahllose Fehler begangen werden.
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