Der wurde sogar von HITC Sevens unterschlagen. Obwohl der ein großartiges Video zum "Butterfly Effect" gemacht hat. Auch wenn Alfie ignoriert, dass Robert Lewandowskis erste Saison in Dortmund kein durchschlagender Erfolg war, man also nicht davon ausgehen kann, dass der Blackburn alleine vor dem Abstieg gerettet hätte.
Was er aber vergessen hat... ist dieser Moment hier.
Der Tag, an dem Jorge Larrionda den modernen Fußball ruinierte. Klingt übertrieben? Nun ja, lasst uns das mal genauer angucken.
Denn dass Larrionda Frank Lampard's Treffer zum Ausgleich die Anerkennung verweigerte, führte langfristig zur Einführung des Video-Assistent-Referees. Die Geister, die wir alle jahrelang gerufen haben, wurden endlich erhört.
Also für Kontext: Über technische Hilfsmittel ist gefühlt schon seit 1966 diskutiert worden. Das ist zwar etwas übertrieben, aber zumindest wurde seit dem hinterher versucht, mit technischen Hilfsmitteln die jeweils passende Wahrheit herauszufinden.
Aber die Fifa hat alle Möglichkeiten zur Einführung kategorisch ausgeschlossen. Die haben immer auf Tatsachenentscheidungen bestanden. Vielleicht haben die doch mehr Ahnung, als wir dachten, weil die vielleicht einfach wussten, dass der Fußball aus Auslegungen und Tatsachenentscheidungen basiert und dass ein VAR die Debatten eher verschlimmern wird.
Da der Weltfußball aber abgefuckt ist, kann einzig und alleine die Fifa eine derartige Revolution einführen. Die hüten die Regeln, nach denen wir alle spielen müssen. Das ist auch eine recht einzigartige Konstellation. Also nicht ganz, denn in allen anderen nicht in Amerika relevanten Sportarten wird es das auch geben. Also Handball zum Beispiel.
Wenn der NBA irgendwas nicht passt, dann ändern die das halt... und es ist ihnen egal, was die Fiba dazu sagt. Denn die nennen ihren Sieger ja eh "World Champion". Das macht die Einführung neuer Technologie wesentlich einfacher. Und wenn dann die größte und erfolgreiche Basketball-Liga Dinge vorgemacht hat, zieht die Fiba halt nach.
Wenn jetzt die Premiere League eine derartige Revolution eingeführt hätte, wäre die Fifa eskaliert... und hätte denen gesagt: Lasst das, oder wir schließen euch aus. Und die UEFA hätte wohl nachgezogen. Deswegen wurde immer wieder laut nachgedacht. Es wurde darauf hingewiesen, dass verdammt viel Technologie da wäre. Aber niemand hat gesagt: Wir machen das einfach, lebt damit.
Der Fifa ist der ganze "Kleinscheiß" relativ egal. Schön, dass es euch gibt, aber wir interessieren uns eigentlich nur für die Weltmeisterschaft. Das ist unsere Goldgrube, solange die funktioniert, ist uns der Rest egal. Damit sind ihnen auch all die anderen Fehlentscheidungen egal.
Praktisches Beispiel: Stefan Kießlings "Phantomtor". Klar, war 3 Jahre später. Und laut dem Sportschau HisTORie Bericht, soll das ja der Schlüssel zur Torlinientechnologie gewesen sein. Aber praktisch war das der Fifa vollkommen egal. Also die hatten in dem Moment schon bei ihren eigenen Wettbewerben mit der Technik experimentiert und beschlossen, dass es zur Weltmeisterschaft 2014 offiziell eingeführt wird.
Denn dass eines ihrer wichtigen Spiele durch so eine krasse Fehlentscheidung beeinflusst wird, geht nun mal gar nicht. Da muss man dann reagieren. Und da hat dann die Fifa auch überraschend schnell reagiert. Also am 5. Juli 2012 kam das "Go" von der Fifa. Dann fing die Premiere League mit der Einführung an. Und bei der nächsten WM war es dann schon der Standard.
Klar, die DFL brauchte noch ein paar Jahre und das Phantomtor... weil wir Deutschen es eben nicht so mit Innovation haben. Wir träumen ja still und heimlich noch vom Libero. Aber der Dosenöffner war die Fehlentscheidung von Larrionda. Ohne den hätte die DFL nach Kießlings Phantomtor nicht mal darüber nachdenken können.
Dass technische Hilfsmittel, die in anderen Sportarten schon
Jahrzehntelang genutzt wurden, im Fußball verboten waren, lag
ausschließlich an der Ignoranz der Fifa. Eine Ignoranz, die sie ablegen
mussten, als eines ihrer wichtigsten Spiele durch ein nicht gegebenes
Tor beeinflusst wurde.
Damit wurden halt auch die Fluttore für die Technologie geöffnet. Warum bei der Torlinientechnologie aufhören, wenn man die 50.000 Kameras auch für Abseits- und Fehlentscheidungen nutzen kann? Das Kind war in den Brunnen gefallen.
Hier muss man nochmal festhalten, wie unfassbar ungünstig die Sternenkonstellation sein musste, damit diese Fehlentscheidung diese Auswirkungen haben konnte. Zunächst mal ist so eine WM halt nur alle 4 Jahre. Es sind immer noch verdammt wenige Spiele und damit verdammt wenige Möglichkeiten derart heftig zu verkacken. Es sei hier mal Thierry Henry's Handspiel in der Quali 7 Monate vorher verlinkt. In herausragender Auflösung und mit versetzter Tonspur.
Der Aufschrei war riesig... die Reaktion der Fifa war nur ein Schulterzucken. Wenn Henry sich das aber während der WM erlaubt hätte... in der K.O. Phase.
Und es gibt halt erschreckend wenige, so richtig offensichtlich krasse Fehlentscheidungen in diesen Spielen. Also um das mal zu verdeutlichen: Selbst das nationale Propagandablatt schrieb nicht "Weltklasse, wie Manuel Neuer den Ball von Lampard aus dem Tor guckte." sondern "Unfassbar, das klare Tor von Lampard nicht zu geben". Wenn selbst der Kicker von einer Fehlentscheidung für Deutschland schreibt, weiß man, was die Stunde geschlagen hat.
Mir fällt spontan nur die "Hand Gottes" ein. Das war 1986. Und das originale Wembley Tor im Jahr 1966. Der Fakt, dass die Schiedsrichter Angst davor hatten, gegen Musolinis Italien zu pfeifen 1934. Italien - Südkorea im Jahr 2002 ist noch so ein Beispiel, dass mir spontan einfällt. Und laut Kicker war der Schiedsrichter damals besser, als Larrionda 2010. Aber dass da eine asiatische Mannschaft möglichst weit kam, war ja der Sinn der Veranstaltung. Im Schnitt alle 20 Jahre passieren so krasse Fehlentscheidungen, über die noch Jahrzehnte später diskutiert werden.
Und hier muss man auch nochmal festhalten: Natürlich glauben die Argentinier bis heute, dass sie 1990 im Finale verpfiffen wurden. Der Elfmeter war unberechtigt und beide Roten Karten waren übertrieben. Darauf schwören die bis heute. Aber die deutschen Kommentatoren sehen dies komplett anders.
Deswegen empfehle ich ja an der Stelle immer, bei den großen Turnieren auf die Reportagen unbeteiligter dritter Nationen zu setzen. Wenn Deutschland gegen England spielt, gucke ich bei den Franzosen, was die dazu schreiben. Wenn Deutschland gegen England spielt, bei ESPN. Usw.-
Auch wenn es viele Fehlentscheidungen gab, so warne die meisten doch
irgendwie Auslegungssache und damit für die Fifa im Rahmen der
Tatsachenentscheidungen gedeckt. Aber dass ein klares Tor nicht gegeben
wurde, war halt schon ein einmaliger Vorgang. Da gibt es wirklich nur Bloemfontein. Und dann gibt es halt 3 Beispiele, in denen Tore gegeben wurden, die nicht oder nicht regulär erzielt wurden... und haufenweise Fehlentscheidungen, die kein direktes Tor zur Folge hatten.
Und mit dieser Fehlentscheidung wurde halt die Tür zu den technischen Hilfsmitteln geöffnet. Ohne die hätte sich die Fifa weiterhin geweigert, bis es irgendwann bei einer WM wieder zu so einem offensichtlichen Moment gekommen wäre. Wir würden also bis heute über die Fehlentscheidungen auf dem Platz und nicht im Kölner Keller diskutieren.
Wobei man da nochmal festhalten muss, dass die Torlinientechnologie etwas Sinnvolles ist. Da so selten Tore fallen, ist es verdammt wichtig, dass jedes zählt. Aber man hat damit halt auch die Büchse der technischen Pandora geöffnet.
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