Und auch sonst mit so nen paar Klischees aufzuräumen. Also wo morgen die K.O. Phase anfängt, aber gefühlt nur über dieses Turnier geflucht wird, weil die ganzen Stars abgestellt werden müssen. Fangen wir mit dem offensichtlichsten an:
Muss das wirklich im Januar und Februar sein?
Es gibt wirklich Europäer, die ernsthaft fragen, ob man dieses Turnier nicht einfach in die Sommerpause legen kann. Und diese Europäer lachen dann immer über die Amerikaner, wenn die keine Ahnung von Geografie haben. Während sie froh sind, dass sie niemand fragt, wo die Elfenbeinküste eigentlich liegt. Oder, als fortgeschrittenen Kurs, wie das Klima dort ist.
Obwohl das ja sogar noch offensichtlich ist, da die haben Wort "Küste" im Kolonialnamen haben. Die müssen also irgendwo am Rand liegen. Und an diesem Rand wird das Klima vom Ozean geprägt, sind dort relativ konstante 25 bis 35 Grad. Das ist also einer dieser wenigen Orte, an denen man auch im Juli spielen könnte und es keinen großen Unterschied macht.
Aber allgemein gibt es in diesem riesigen Kontinent relativ wenige Orte, in denen an im Sommer Fußball spielen sollte. Im Wesentlichen sagen wir Europäern an der Stelle: "Tragt euren Afrika-Cup doch in Südafrika oder an der Westküste aus. Der Rest des Kontinents darf halt kein Gastgeber sein. Ich sehe das Problem nicht. Hauptsache, wir Europäer werden nicht beeinflusst."
Nebenbei wird das alles nur noch schlimmer werden, weil uns ja auch da der Klimawandel treffen wird. Also als kurzer "Passives Abseits Leser wissen es früher" Spoiler: Die Debatte, ob die Weltmeisterschaft 2030 nicht vielleicht auch in den Winter gelegt werden sollte, wird kommen... Denn es werden jetzt schon 45 Grad in Spanien aufgerufen. Die sind mittlerweile bei 39 Grad im April... Und das wird ja nicht besser werden, wenn die AfD an die Macht kommt und die Klimaschutzziele revidiert.
Afrika wird der Klimawandel um einiges härter treffen, als uns Europäer. Und das ist an der Stelle ein Luxusproblem, aber dies bedeutet auch: Es wird dort immer weniger Orte geben, wo man im Sommer überhaupt ein Fußballturnier austragen könnte.
Also hat sich der Afrika-Cup, nach einigen Verschiebungen und Experiment, auf Mitte Januar bis Mitte Februar eingependelt. Also genau in dem Zeitfenster, in dem der europäische Fußball seine Pause macht. Nicht mehr in den Ligen, aber in der Champions League.
Da dieser Wettbewerb formell gesehen am 11.7.2023 beginnt und am 1.6.2024 endet, ist das gar nicht so einfach. Die Gruppenphase endete am Pioniergeburtstag... ACAB. Ich meine 13.12. Die K.O. Phase beginnt, weil sie ja auch wieder auf 4 Termine gestreckt wird, am 13.2.. Das ist der Dienstag nach dem Finale. Der Januar ist jetzt schon, also vor der weiteren Aufblähung des Wettbewerbes auf 8 Gruppenspiele, der einzige Monat im Jahr, in dem keine Champions League gespielt wird. Oder anders ausgedrückt: Es ist das einzige Zeitfenster, in dem der Afrika-Cup ausgetragen werden kann. Man sollte also nicht jammern, wenn genau dieses Zeitfenster genutzt wird.
Und man muss hier auch nochmal in aller Konsequenz festhalten, dass aufgrund der aufgeblähten europäischen Wettbewerbe dieses Zeitfenster immer kleiner wurde. Früher gab der Rahmenterminkalender zumindest in Deutschland mal eine Winterpause her. Aber die Zeiten sind halt lange vorbei.
Frage 2: Ja, aber muss das alle 2 Jahre sein?
Die habe ich mir selber gerade gestellt. Und dann mit 2 einfachen Aufgaben geantwortet: 1. Nennt mir 3 amtierende nationale Meister in Afrika. 2. Nennt mir 3 der letzten 5 Sieger der CAF Champions League. Einer von denen hat erst vor ein paar Wochen in Saudi Arabien an der Klub-WM teilgenommen. Trotzdem wird sich niemand daran erinnern, wer das war. Wer erinnert sich da noch an den Sieger von 2020 oder 21... obwohl das jeweils dieselbe Mannschaft war.
Der Afrika-Cup ist realistisch gesehen das einzige, was die CAF zu bieten hat. Es ist die deren große Chashcow... also die einzige Möglichkeit wirklich Geld für die ganzen nationalen Verbände zu generieren. Und es ist auch die einzige Möglichkeit, den Fußball dieses Kontinents einem größeren Publikum zu präsentieren.
Dieses Publikum besteht nebenbei auch gerne aus europäischen Scouts. Wenn man seine Spione losschicken kann, um den nächsten Mo Salah zu finden, hat man kein Problem mit diesem Turnier. Wenn Mo Salah dann aber auch dahin will, ist es plötzlich ein beschissener Termin. Das ist wieder ein deutliches Beispiel dafür, dass wir Europäer gerne nehmen, aber nichts zurückgeben wollen.
Nebenbei basiert die ganze Debatte, wie eigentlich immer, um die Gier der europäischen Klubs nach dem Bosman-Urteil. Also zunächst wurde als Nebeneffekt ja "nur" die Ausländerbeschränkung für EU-Profis aufgehoben, weil sich das mit dem europäischen Recht beißt. Dann wurde extrem viel Schabernack mit Großeltern und einer 2. Staatsbürgerschaft betrieben... und irgendwann praktisch alle Beschränkungen aufgehoben.
Die logische Konsequenz: 1994 wurden Jay Jay Okocha und Charles Akonnor abgestellt. Dass man Spieler zu diesem Wettbewerb abstellen musste, war eine Ausnahme. Oh und damals verpasste Okocha "nur" das Hallenmasters.
Mittlerweile gibt es aber 26 Kandidaten, die an diesem Turnier teilnehmen wollen. Ganz so schlimm ist es nicht geworden, weil Eric Maxim Coupo-Moting nicht nominiert wurde. Und Victor Boniface verletzt ausfällt, was nur noch schlimmer ist. Und das ist nur die Bundesliga...
Im Wesentlichen jammern all die Trainer und Fans darüber, dass sie nur in 23 von 24 Monaten von ihren zahllosen afrikanischen Profis profitieren können... Ohne jemals was an den Kontinent zurückzugeben. Das ist und bleibt post-koloniale Kackscheiße.
3. Keine Frage, aber ein Stereotyp: Das sind doch alles korrupte Verbände!
Das Geld fließt doch nur in die Taschen einiger weniger. Und diese korrupten Typen unterstützen wir dann, in dem wir unsere Stars dahin schicken!
Ähm... ja. Bestimmt sind auch die afrikanischen Funktionäre korrupt. Aber wenn ich die schlimmsten Typen im Weltfußball aufzähle, lande ich bei Gianni Infantino, Sepp Blatter, Michel Platini und Aleksander Čeferin. Alles alte, weiße Männer. Und alles Europäer.
Und wenn man dann als nächstes behauptet, dass die Verbände ja auch so furchtbar chaotisch sind und dass die den Fußball vor Ort gar nicht ordentlich führen können... ähm... Wie viele DFB-Präsidenten mussten in den letzten 20 Jahren zurücktreten? Rainer Koch führte sich doch wie das Stereotyp eines afrikanischen Funktionärs auf... nur, dass der halt aus Bayern kommt. Es gibt bestimmt auch Bilder von ihm in klassischen Trachten.
Afrikanische Verbände sind nicht besser oder schlechter als europäische. Der Weltfußball ist komplett kaputt, da gibt es auch keine "Entwicklungsländer", in denen die Welt noch in Ordnung ist. Wer Profifußball guckt, muss sich damit arrangieren. Die Chancen, dass das nochmal "gut" wird, sind vernichtend gering.
Man kann aber schlecht für die Gier der europäischen Vereine und Verbände sein, dann aber über die anderen Verbände fluchen, wenn die auch ihren Teil vom Kuchen abhaben will... Außer man ist Borussia Dortmund Ultra, dann gehört das zur DNA.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen