Was soll man zu Christian Streich noch sagen... das ist der großartigste Trainer der Bundesliga. Einfach brillant. Und dieses Wochenende zeigte warum.
Denkt einfach mal darüber nach: Wie viele Trainer wären mit der Leistung der Freiburger in München zufrieden gewesen. Ein "Wir haben uns ordentlich verkauft, die Bayern vor Probleme gestellt, aber am Ende doch verloren. Wir können mit unserer Leistung zufrieden sein!" Oder auf Deutsch gesagt: Immerhin wurden wir nicht abgeschossen.
Freiburg bewies einerseits, dass man sich gegen die Bayern wehren kann. Andererseits war Streich hinterher verdammt unzufrieden und beendet sein Interview mit einem "Wenn wir Unentschieden gespielt hätte, dann hätte isch nen freudigeres Gesicht." Wenn mehr Trainer so gegen die Bayern antreten würden...
Aber wenn man sich diese Saison anguckt, dann waren die Duelle mit den Bayern häufig auch Wendepunkte in der Saison. Also nehmen wir mal Bayer Leverkusen: Die waren vor dem Spiel mit dem Rekordmeister quasi auf Augenhöhe. Ganze 4 erzielte Tore trennten sie von der Tabellenspitze. Dann wurden sie von den Bayern in 37 Minuten komplett zerlegt... und seit dem kriegen sie national kein Bein mehr auf die Erde. Selbst im Pokal schied man gegen den Zweitligisten Karlsruhe aus. Und jetzt, 4 Spieltage nach dem "Wir sind fast auf Augenhöhe", trennen einen 10 Punkte...
Selbst Eintracht Frankfurt nutzte das "Oh mein Gott, wir haben die Bayern besiegt" Momentum, um auf Platz 15 abzustürzen... Weil man gegen die "Wir hätten Pal Dardai eigentlich entlassen müssen" Hertha verloren hat. Und das Wochenende darauf direkt eine Niederlage gegen Bochum nachlegte.
RB Leipzig gewann nach der Niederlage zum September Auftakt im gesamten Monat ein einziges Spiel: gegen die bereits angesprochene Hertha. Nebenbei sicherte man sich quasi das Vorrundenaus in der Champions League bei einer völlig unmotivierten Heimniederlage gegen Brügge.
Selbst die "Wir machen alles besser, da wir die besseren Berliner sind" von Union legen mit einem Unentschieden gegen Köln nach. Mal gucken, ob und wann die sich wieder erholen.
Einzig der Bremer SV sagte sich nach der Klatsche im Pokal: Mund abwischen, weitermachen und die Liga dominieren...
Das ist ja das eigentliche Problem der Bundesliga: Das Spiel gegen die Bayern ist kein unangenehmer Zahnarztbesuch, der nach 2 Stunden erledigt ist. Das Spiel gegen die Bayern ist eine Wurzelbehandlung, die danach noch wochenlang schmerzt und dafür sorgt, dass man danach nicht ordentlich essen kann. Selbst wenn die Behandlung an und für sich gut verläuft, hängt die richtig nach. Bleibt zu hoffen, dass Streich das besser hinbekommt... Aber er hat ja auch erstmal eine Länderspielpause...
Und wo wir schon bei grundlegenden Problemen der Bundesliga sind: Der VfL Bochum stellt die beste Abwehr der Liga. Also zumindest, wenn man die Anzahl der "Weißen Westen" als Grundlage nimmt. Die 7 Gegentore gegen (natürlich) die Bayern hauen halt so richtig rein. Aber trotzdem spielte man bereits 5 Mal zu 0. Häufiger als eben die Bayern, RB Leipzig, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Also die eigentlichen Anwärter auf derartige Titel. Das Problem ist halt, dass all diese Mannschaften eher so optional verteidigen. Sehr stark aufs Social Distancing im Strafraum setzen. Die einzigen Mannschaften, die wirklich kompetent verteidigen, sind doch der SC Freiburg und der VfL Wolfsburg. Wolfsburg hat trotzdem schon den Trainer gewechselt... oder gerade deswegen, so was hat doch in der Bundesliga nichts verloren.
Gleichzeitig genießt Florian Kohfeldt einen extended Dead Coach Bounce, weil er gegen die "Wir fangen eh erst nach dem Gegentreffer an mitzuspielen" FC Augsburg antreten darf... Und danach dann die Armina aus BNDielefeld auf dem Menü steht. Und klar, der Auftakt gegen Bayer wirkte beeindruckend. Gegen Österreichs Meister hat man auch gewonnen, was ja nur eine Selbstverständlichkeit sein sollte, aber längst nicht mehr ist. Jetzt fehlt aber halt nur noch Fürth, um den leichtesten Spielplan aller Zeiten zu erstellen...
Apropos Fürth: Es ist schon faszinierend, wie schlecht die sind. Also sie sind so schlecht, dass einfach keiner mehr darüber redet. Wir ignorieren das einfach. Wir verkneifen uns jegliche Schalke Vergleiche, obwohl sie deren Bilanz pulverisieren. Auch dass selbst Tasmania Berlin in Fürth Punkte holen würde, wird einfach ignoriert. Und die hatten eine Auswärtsbilanz von 0 Siegen, 1 Unentschieden und 16 Niederlagen... (Traurige Nebenstatistik: Bayern und RB Leipzig sind die einzigen Mannschaften, die Auswärts ein positives Torverhältnis vorweisen können... Nur so am Rande).
Greuther Fürth ist nach 22 Heimspielen immer noch ohne Sieg. Nur um das mal zu verdeutlichen: Die Hertha kam 2009-11 mal auf 17 Spiele ohne Heimsieg am Stück... aber das streckte sich über 3 Jahre, weil man zwischenzeitlich abstieg. Fürth hat diese Bilanz jetzt schon pulverisiert.
Genauso wie sie all die an sich uneinholbaren Leistungen der Schalker aus der Vorsaison werden souverän eingestellt. Oder die grausame Hinrunde der Mainzer. Also beide holten in der Hinrunde letztes Jahr 7 Punkte. Fürth steht derzeit bei einem. EIN PUNKT! Selbst gegen gerade ebenfalls furchtbare Frankfurter holt man... nichts. Auch wenn es richtig schwer war, da nichts zu holen. Gegen wen will man da überhaupt einen Heimsieg holen? Bielefeld war schon zu Gast. Bochum auch schon. Bleibt eigentlich nur noch Augsburg am 17. Spieltag. Es ist ja noch nicht mal so, dass Fürth jetzt auf unglückliche Absurditäten im Spielplan verweisen könnten, sondern praktisch haben sie schon 2 der 3 Heimspiele, die sie zwingend gewinnen müssen, wenn sie den Klassenerhalt erreichen wollen, schon hinter sich.
Der Rest der Liga hofft nur darauf, dass sie nicht derjenige sind, der diese Serie beendet. Persönlich würde ich mein Geld ja auf Borussia Dortmund am 33. Spieltag setzen. Also die liegen vorher irgendwie auf Meisterschaftskurs und ein Unentschieden würde reichen, aber sie sind halt Dortmund... Das ist gerade das realistischste Szenario für einen Fürther Heimsieg. Wenn dein realistischstes Szenario mit "Dortmund liegt auf Meisterschaftskurs" beginnt, bist du richtig im Arsch...
Wo wir schon bei Dortmund sind: Zum Glück gibt es die. Also zum Glück für Jesse Marsch. So kann er etwas von "Fortschritte, die man gemacht hat" schwadronieren. Obwohl das Spiel praktisch exakt dasselbe war, wie gegen Frankfurt: Man war deutlich überlegen, bewarb sich aber für den Titel "Gomez der Woche". Das sieht alles schön aus, ist aber absurd ineffizient. Wie schon das ganze Jahr lang. Und hinten betreibt man halt, wie bereits erwähnt, regelmäßig Social Distancing. Man kassiert einfach gegen jeden einen Treffer. Selbst gegen Fürth.
Aber Dortmund ist halt ohne Haaland so Scheiße, dass das egal ist. Man gewinnt halt trotzdem und kann so den unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen.
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