hauptberuflich über Fußball schreiben. Ja, schon wieder. Und ich sollte echt Buch führen, wie oft mir das passiert.
Vor einigen Wochen gab es ja den doch recht spontanen Wechsel von Kerem Demirbay von der TSG 1899 Hoffenheim zu Bayer Leverkusen. Nachdem es die Woche davor im Kicker-Interview noch keinerlei Anzeichen gab, dass da was im Busch ist. Aber darum geht es ja nicht, es ist Demirbays gutes Recht sich heimlich und jenseits der Öffentlichkeit mit einem Wechsel zu beschäftigen... oder innerhalb weniger Tage eine neue Entscheidung zu treffen.
Was mich mehr irritiert hat (und das gleich, aber mir fehlte noch das Gegenbeispiel), war ja die Einschätzung, dass dies jetzt ein Paradigmenwechsel bei Bayer wäre. Denn einerseits bedient man sich nicht mehr nur bei kleineren Vereinen, andererseits ist Demirbay kein Kandidat dafür, auf dem Transfermarkt eine höhere Rendite abzuwerfen.
Denn eigentlich sieht der perfekte Bayer Transfer ja so aus: Man holt sich Julian Brandt für 500.000 und verkauft ihn für das 50zig fache.
Da Demirbay aber schon 25 ist und 32 Millionen gekostet hat, kann man ja nicht erwarten... ok, das 50zig fache ist wirklich nicht zu erwarten.
Wenn man sich aber ein bisschen mit Fußball beschäftigt (was ja anscheinend keine Grundvoraussetzung für einen Job beim Kicker ist, aber Details) fällt einem einiges auf.
1.) Bayer Leverkusen hat exakt denselben Transfer vor einigen Jahren schon mal getätigt. Bei Kevin Volland, der ebenfalls aus Hoffenheim kam. Bei genauerer Betrachtung ist Hoffenheim einfach noch ein wenig kleiner als Leverkusen. Nicht nur von der Stadtgröße. Leverkusen spielt halt gerade in 9 von 10 Jahren international. Das fällt halt nur keinem auf, weil es halt nur dieses Chemielabor und kein Traditionsverein mit großem Anhang ist. Aber was die Konstanz betrifft kommen stehen nur Dortmund und natürlich die Bayern vor der Werkself. Wenn man also in Hoffenheim einkauft, bedient man sich weiterhin bei den kleinen.
2.) Demirbay ist erst 25. Es ist eigentlich unfassbar, dass solche Spieler mittlerweile als "alt" gelten. Also als "zu alt um seinen Marktwert weiter zu steigern".
3.) 32 Millionen sind einfach nicht mehr so viel. Die Transfersummen sind halt weiter munter am eskalieren. Und es gibt ja keine Tendenz, dass dies irgendwie aufhören könnte.
Anders ausgedrückt (und da kommt jetzt das Gegenbeispiel): Eintracht Frankfurt kassiert gerade 60 Millionen Ablöse für Luka Jovic von Real Madrid. Wobei, im Detail... gehen 18 dieser 60 Millionen an Benfica Lissabon. Versetzt euch mal in deren Position, die kriegen 18 Millionen Euro dafür, dass sie mit diesem Spieler nichts anfangen konnten.
Natürlich ist Jovic noch 4 Jahre jünger als Demirbay, da ist es einfacher seinen Marktwert zu steigern. Und Real investiert auch in das Potenzial dieses Spielers, sich weiter zu verbessern. Aber ich sag das mal so: Dass er seinen Wert innerhalb eines Jahres von 5 auf 55 Millionen Euro steigert, ist absurd. Vor allem nach einer guten Europa League Saison. Oder anders ausgedrückt: In der Internationalen Zweitklassigkeit.
Wenn Demirbay einschlägt, 2 gute Jahre in Leverkusen hat und 10+X Scorerpunkte in der Champions League sammelt, wird er im Sommer 2021 erfolgreich weiterverkauft werden. Das sind halt die Realitäten auf dem Transfermarkt der Gegenwart.
Wenn Demirbay einschlägt, wird genau das passieren. Und heimlich wird Leverkusen genau darauf hoffen. Schließlich ist der im Sommer 2021 auch erst 27. Wenn er natürlich wirklich zum nächsten Volland wird (also kein Fehlgriff, gerade National mehr als ordentlich, aber halt auch international nur mit 2 Torvorlagen und einem Tor in 3 Jahren), wird Bayer das auch jenseits der dann nicht kommenden Ablösesumme zu spüren bekommen. Weil die Mannschaft dann International weiterhin nur teilnimmt, aber nicht wirklich mitspielt.
Um mal ein weiteres Beispiel für eskalierende Preise zu nennen: Leroy Sané soll gerade für die Bayern unbezahlbar geworden sein. Das ist ein Spieler, den man vor ein paar Jahren für 30 Millionen hätte verpflichten können, wo man aber zugeben muss, dass man diesen Transfer damals verpasst hat. Jetzt hat der sich natürlich in den Jahren auch verbessert, aber so viel, dass man 3stellige Millionenbeträge für ihn ausgeben muss? Ja, genau so viel. Weil er sich nicht nur verbessert hat, sondern die Preise für solche Spieler halt auch weiter gestiegen sind.
Das ist nebenbei etwas, auf das ein gewisser Johannes Bachmeyer, also jemand, der sich mit Fußball beschäftigt hat, bereits vor Monaten in seiner inzwischen vergessenen Brandrede angesprochen: Dass die Bayern in den letzten Jahren auf dem Transfermarkt eher gespart haben, wird sie jetzt richtig viel Geld kosten. Denn für einen Spieler von der Qualität eines Leroy Sané, der vor 2-3 Jahren noch 30 Millionen gekostet hat, werden mittlerweile 60+X Millionen aufgerufen. Also davon ausgehend, dass Sané mit 20 besser war als Jovic mit 21...
Für einen Verteidiger, der einem weiter helfen soll, zahlt man mittlerweile halt auch keine 20, sondern 80 Millionen. Eine Entwicklung, die niemanden, der sich mit Fußball beschäftigt, überraschen sollte.
Und es ist ja auch kein Ende abzusehen. Dementsprechend wahrscheinlich ist es, dass Bayer Demirbay irgendwann gewinnbringend verkaufen kann. Damit passt der genau ins Beuteschema der Werkself, das absurde ist halt, dass Bayer für solche Spieler mittlerweile selber richtig tief in die Tasche greifen muss. Aber die Spirale dreht sich halt nicht nur an der Spitze hoch, sondern überall.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen