Dienstag, 10. Januar 2017

Leipzig begeht gerade den ersten krassen Fehler

Wer von denen? Genau: Alle beide.

Und hey, wenn man ne Weile quasi nichts geschrieben hat und seine "Kundschaft" zurück ins Boot holen will... schreibt man am besten über RB Leipzig... Erfahrungswerte.

Für den Leipziger in mir baut sowohl die Stadt Leipzig als auch der Verein RB gerade das erste Mal richtig Scheiße. Bisher war das ja eine wunderbare Symbiose: Die seit 20 Jahren nur leidenden Fußballfans bekamen endlich einen Verein, zum dem man gehen kann, wenn man guten Fußball sehen will. Die Stadt Leipzig kriegt einen weiteren Großinvestor, der auch in die Infrastruktur Kohle fließen lässt und mehr Arbeitsplätze geschaffen hat als der Verein Mitglieder hat (was natürlich keine Kunst ist, da reichen ja die 11 Stammspieler um dieses "Ziel" zu erreichen).
Und RB hat halt diesen hungrigen Wachstumsmarkt zu günstigsten Kondition ausgeliefert bekommen... Hier gibt es wirklich nur Profiteute (selbst Lok und Chemie ging es seit langem nicht mehr so gut wie heute)...

Dann... kam diese eine Nachricht, die die meisten RB Hasser sogar verpasst haben dürften: Die Stadt Leipzig verkauft sein Stadion an RB, damit die das Ding auf 57.000 Zuschauer ausbauen... Und das ist halt... eine Katastrophe für alle Beteiligten.

Also zum einen klingt 57.000 nach verdammt viel. Aber das ist wohl auch das absolute Maximum, was man aus dem alten Zentralstadion nach neuen Sicherheitsstandards machbar ist. Es gibt nämlich so viel, was man bei einem Ausbau bedenken muss: Das Ding wurde auf den Trümmern des Zweiten Weltkrieges erreichtet. Also buchstäblich. Das Fundament besteht aus dem "im Bombenkrieg enstandenden Trümmerschutt"...

Jetzt haben wir einen Verein, der bereits im 7. Jahr seines Bestehens ein 57.000 Zuschauer Stadion braucht. Also das aktuelle ist halt zu klein. Wenn man sich dann mal überlegt, wie wie viele Fans der Verein anzieht, wenn der Albtraum der Traditionsfans umgesetzt worden ist und RB ein international relevanter Verein ist... Ich behaupte jetzt mal: In spätestens 10 Jahren werden auch 57.000 nicht mehr reichen.

Aber selbst wenn die 57.000 wirklich langfristig reichen und der Umbau auf dem Schutt machbar ist... Und ja, das sind wirklich verdammt große Zahlen. Das ganz große Problem ist aber: Die kriegst du in Leipzig einfach nicht weg.
Eine RedBull Arena, dass alle 2 Wochen komplett voll ist, ist für die Stadt jetzt schon ein absolutes Organisations-Chaos. Denn das Ding hieß früher nicht "Zentralstadion", weil es ins Zentrum des getrennten Deutschlands errichtet worden ist... Sondern weil es mitten in der Stadt steht. Im so genannten Waldviertel.
Heute würde niemand mehr auf die Idee kommen in so ein Gebiet ein derart großes Stadion zu errichten. Die Dinger baut man an Autobahnabfahrten und S-Bahnhaltestellen. Selbst ein gefühlter Dorfverein wie der SC Freiburg hat erkannt, dass sie Richtung Messe umziehen müssen, wenn sie weiter wachsen wollen...

Guckt euch das Ding einfach mal bei Google Earth an. Und dann vergleicht es mit der Commerzbank Arena in Frankfurt. Dann wird euch eines direkt auffallen: In Frankfurt ist das ganze Ding grün eingerahmt. Und man sieht im Nordwesten ordentliche Gleise in Reichweite. In Leipzig... seht ihr die Roten Dächer einiger Wohnblocks. Das Waldstraßenviertel ist "eines der größten geschlossen erhaltenen Gründerzeitviertel Europas". Und am Waldplatz steigt man auch aus, wenn man ins Stadion will... nicht aus einer S-Bahn... nein, aus der ganz normalen Straßenbahn...
Und ja, der gesamte "Fanverkehr" muss im wesentlichen über 2 Straßenbahnhaltestellen der LVB geregelt werden. Ich sehe nicht, wie das schief gehen könnte...

Was mich ja an dem Beyonce Knowles Konzert im Sommer am meisten an der Stadt Frankfurt beeindruckt hat (und ja, ich gebe es zu, ich will eigentlich gar nicht über RB und das Stadion schreiben, sondern suche nur nach einer Ausrede, wie ich von dem Konzert schwärmen kann): Wie gut die An- und Abreise über die öffentlichen Verkehrsbetriebe geregelt wurde. Da gibt es halt eine Extra S-Bahn-Haltestelle mit einem Extra Gleis. Dann werden die Fans in einen 200plusMeter Zug gestopft und zum Hauptbahnhof verfrachtet. Oder steigen in den 2 Haltestellen unterwegs aus. Und schon verteilen sich die 50.000 Leute, die so im Frankfurter Stadion rumgammeln, relativ schnell. Dazu gibt es dann noch eine Straßenbahnlinie, die zum Stadion rausfährt...

In Leipzig... ist das gesamte Park And Ride System auf die Straßenbahnen ausgelegt. UND es liegt mitten in einem Wohngebiet.
Hier gibt es an Bundesligaspieltagen eine Regel: Wenn RB Heimspiel hat und du keine Karte besitzt, meide den Waldplatz und sein Umfeld UM JEDEN PREIS. Plane deinen ganzen Tagesablauf so, dass du da nicht vorbeifahren musst. Denn dort ist alles dicht. Gefühlt den ganzen Tag... und das bei 43.000 Zuschauern... Pack da nochmal 14.000 drauf...
Das ist einfach von der Verkehrssituation nicht machbar.

Also ich weiß nicht genau, ob sich die Stadt Leipzig bewusst war, was sie da gerade entschieden haben: Sie haben sich gerade ihren eigenen "U-Bahnhof Fröttmaning" geschaffen. Falls ihr nicht genau wisst, wovon ich rede: Der Umbau der "U-Bahnstation Allianz-Arena" in München haben Stadt und Land nach Kostenvorsanschlag 400 Millionen Euro gekostet. Was es am Ende wirklich gekostet hat, ist heute nicht mehr nachvollziehbar... Ich kann an der Stelle eigentlich nur auf meinen "Financial Fair Play... Ja, klar sicher!" Beitrag aus dem Jahre 2012 und den Abschlussbericht der Bundesregierung zur WM 2006 verweisen, wenn ihr ungefähr rauskriegen wollt, wie viel Geld damals Deutschlandweit in die Infrastruktur um die Stadien gesteckt worden ist... es sind 3,7 Milliarden... (und Uli Hoeneß will euch wirklich erzählen, dass der Verein das Stadion "alleine" gebaut hat... ja klar...) In München war allerdings schon eine S-Bahn-Linie in Stadionnähe. In Leipzig müsste am Extra ein Liniennetz verlegen... Ins Wohnviertel...
Um das mal in Zahlen auszudrücken: Die dichteste S-Bahn-Haltestelle ist 3 Kilometer entfernt...

Der Architekt wird sich sagen: Ist ja kein Problem, machen wir Unterirdisch. Weil das letzte Mal Tunnel Bauen in Leipzig so günstig war... Und garantiert Problemlos verläuft... Bleibt zu hoffen, dass das Land einsieht, dass die Stadt Leipzig ganz dringend diese neue S-Bahn Linie braucht und dies ordentlich fördert... oh fuck, unsere Landesregierung sitzt bei Dynamo...

Du kannst halt jetzt keine vernünftigen Vorhersagen machen, was für Kosten auf die Stadt Leipzig zukommt, wenn sie 2 Mal im Monat 57.000 Menschen abtransportieren wollen... und dabei das Waldstraßenviertel erhalten wollen.

Die Lösung? Auf den ersten Blick ganz einfach: Man verkauft RB ein entsprechendes Grundstück beim Messegeländer oder am Drehkreuz Schkeuditz. Dass sind die Stellen in Leipzig, die jetzt schon so gut erschlossen sind, dass der Abtransport von Massen relativ einfach geregelt werden kann...

Dass schlimmste, was einem da passieren kann... Michael Kölmel (der das Stadion eigentlich betrieben und verkauft hat) zwingt die Stadt dazu, ihm die dann ziemlich wertlose Immobilie abzukaufen... und da Leipzig keine 2 40.000 Mann Arenen braucht, kann die Stadt das Stadion hinterher dann abreißen... Das würde aber immer noch die kostengünstigere Variante sein...

Und ja, das Zentralstadion wird damit wieder zu der Kapitalleiche, die es vor RB auch war... Selbst wenn man das Stadion aus Nostalgiegründen wie dem Denkmalschutz behält, kommt man allerdings immer noch günster bei weg, als wenn man die Infrastruktur im Umfeld des Stadions wirklich bundesligatauglich macht...

2 Kommentare:

  1. Das ist mir doch Alles zu konstruiert und fern der hier stattfindenden Tatsachen.Ich weiß von Fans die in München nach 1,5 h noch im Parkhaus standen. Da sind hier längst Alle weg. Und en ganztägiges Chaos am Waldplatz hab ich noch nie erlebt. Selbst wenn zeitgleich 8000 im Konzert gegenüber sind.

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  2. Ziemlich subjektive Meinungsbeschreibung aber OK. Es ist halt nur ein Blogbeitrag. Ich kann nichts von dem was du da beschreibst nachvollziehen. Die geplante Größe von 57.000 ist ausreichend. Es gibt immer Spiele, bei denen man 100.000 200.000 oder 500.000 Karten verkaufen kann. Deswegen baut man noch langen kein Stadion in das 100.000 Menschen passen.
    Aktuell treibt der Tabellenplatz und der Erfolg die Menschen ins Stadion. Es wird sich zeigen, was eine "graue" Saison im Mittelfeld mit den Zuschauerzahlen macht. Selbst in unserer Premieren-Saison war das Stadion gegen Augsburg mit nur 35721 Zuschauern nicht ausverkauft.

    Die Diversität der An- und Abreise ist herausragend und bedarf nur ein paar Anpassungen. Selbst bei ausverkauftem Stadion konnte ich keine Verzögerungen bei meiner An- und Abreise feststellen. Natürlich ist man immer auf einen eigenen Vorteil aus. Wer mit dem Auto bis zum Platz fahren möchte hat bei unserem Innenstadt-Stadion halt Pech gehabt. Aber an alternativen Anreisemöglichkeiten mangelt es in keinster Weise.

    Zum Beispiel läuft man von der S-Bahn zur Allianzarena 20 Minuten. Das ist eine S-Bahn Haltestelle. In Leipzig läuft man 20 Minuten von einem der größten Kopfbahnhöfe Europas zum Stadion.

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