Montag, 14. Oktober 2013

Neues vom ewigen Derby: Tradition gegen Retorte

Hmm Lecker, Kuchen...

Aber ja, am Wochenende hat es zum wahrscheinlich letzten Mal dieses Derby in seiner ultimativen Personifizierung gegeben. Und dass viel Losglück im Sachsenpokal brauchte, um dieses Spiel zu ermöglichen, zeigt auch nur, wie weit es mit der Tradition bergab gegangen ist. Andererseits muss man auch erst mal 15.000 Zuschauer zu einem Landespokalspiel bewegen... Normaler Weise verlieren sich zu Lok Spielen nur noch 2 bis 5000 Leute... Aber klar, es war ja auch ein einzigartiges Spiel, in dem Mann der ganzen Welt zeigen kann, dass die Tradition immer noch die Nummer eins in der Stadt ist...
Eine Gelegenheit, die überraschend viele Städte und Mannschaften nutzen wollen... Beim letzten Auswärtsspiel in Heidenheim schallte wieder das "RB Leipzig - Tod des Fußballs" durchs Stadion. Weil ja Heidenheim einer der größten Traditionsvereine der Welt ist... Und lasst euch von dem 1846 im Logo nicht iritieren, offiziell ist der Verein 2007 gegründet worden... also ganze 2 Jahre älter als RB...
Und selbst Menschen aus Baden Württemberg können einen auf Nachfrage nicht erklären, warum (gerade) Heidenheim in die 2. Liga aufsteigen soll... außer dass da halt ein Haufen Kohle in dem Verein steckt. So kann man sich den abgehalfterten Bundesligaprofi Michael Thurk und einen seit Jahren von Zweitligisten umworbenen Marc Schnatterer leisten... Die werden nicht alle nach Heidenheim wechseln, weil man sich dort so schön auf den Fußball konzentrieren kann...

 Aber RB st der Tod des Fußballs... Wenn das stimmt... haben wir erstaunlich viele Katastrophentouristen in den deutschen Stadien... Die 10.200 gezählten Zuschauer waren ein neuer Zuschauerrekord für die Heidenheimer... (also zumindest letztes Jahr erreichten sie diese Zahlen offiziell nie... wer weiter nachgraben will... vielleicht gab es ja irgendwann mal ein großen Derby gegen Hoffenheim...) Und (jetzt kommt's) das waren immer noch weniger Zuschauer als im Schnitt zu den Heimspielen von RB kommen... Und nur der eigentlich absurde Lizenzentzug vom MSV Duisburg verhindert, dass RB direkt als Aufsteiger die meisten Zuschauer der Liga hat... Aber es gibt ja keine Fans und keine Stimmung... nur jede Menge Menschen, die anscheinend guten Fußball sehen wollen... und dabei auf als gemeinsamer Chor singen...

Und bevor mir jetzt jemand absurder Weise eine übertriebene Nähe zu RB vorwirft: Ich war am Samstag das erste Mal im Stadion... und das auch nur, weil ich bei der letzten Leichenbeschaung vom 1.FC Lokomotive Leipzig dabei sein wollte...

Und wenn wir schon dabei sind: ganze 400 Zuschauer trennen RB im Schnitt von der schlechtesten Heimmannschaft der Bundesligageschichte Greuther Fürth. Die Hälfte der 2. Liga (darunter Traditionsvereine wie VfR Aalen, SV Sandhausen, FC Ingolstadt 04 und FSV Frankfurt) lassen sie in Sachen Zuschauerzuspruch auch schon hinter sich...
Aber wenn diese Mannschaften ein Heimspiel gegen RB hätten... würde die Hütte dort auch brennen und alle würden "RB Leipzig - Tod des Fußballs" brüllen... und das ist doch sogar gut so...

Denn ganz ehrlich: Viel wichtiger als Tradition ist es doch zu polarisieren. Emotionen auszulösen. Dass Greuther Fürth als einer der offiziellen Traditionsvereine sich endlich mal ein Jahr Bundesliga verdient hatte, stellt doch kaum jemand in Frage. Aber abgesehen von der epischen Heimspiel-Bilanz und dem einen Derby-Sieg gegen Nürnberg... was haben die Fürther der Bundesliga bitte gebracht?

Wenn RB Leipzig auf ein Mal in die Bundesliga aufsteigt... kommt einerseits die Stadt des ersten Deutsche Fußballmeisters endlich wieder auf die Landkarte (und der VfB Leipzig Nachfolger Verein... könnte dann schon wieder VfB Leipzig heißen oder halt endgültig aufgelöst sein...). Das ganze nicht auf einem Dorf, sondern in einem Wachstumsmarkt mit einem WM tauglichen Stadion und einer ganzen Generation, die auf guten Fußball gewartet hat. Und all die Traditionsfans bekommen ein neues Feindbild. Nur dass man in Leipzig keine Schall-Attacken brauchen wird um die Gesänge zu Hause zu übertönen... Was ist daran bitte noch mal schlecht für den Fußball?

Und nur mal so nebenbei: der große FC Bayern ist bei weitem nicht der Traditionsverein Deutschlands. Was heute kaum noch jemand weiß: 1860 München wurde im Jahre 63 den Bayern vorgezogen. Wirklich relevant wurde der Verein erst in den 70ern durch Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß. Bis dahin wurden sie ganze 2 Mal Deutscher Meister... wenn Tradition wirklich von Bedeutung wäre...
Trotzdem ist es der polarisierenste Verein Deutschlands. Es gibt in den allgemeinen Reaktionen wenig zwischen "Ich liebe sie, weil sie so erfolgreich sind" und "Ich hasse sie, weil sie so erfolgreich sind"... Und wenn man sich in jungen Jahren für die Antipathie entschieden wurde, schweißt einen das ja auch mit "seinem" Verein zusammen.
Man kann quasi in jemdem Stadion Deutschlands (außer der Allia... never mind, da spielt ja 1860 München) im Fanblock ein "Scheiß FC Bayern" anstimmen und wird eine überwältigende und einstimmige Antwort erhalten...

Und, um die Kurve zu kriegen: das wird in 3 bis 4 Jahren mit "RB Leipzig - Tod des Fußballs" genau dasselbe sein. Schalke und Dortmund Fans werden einstimmig gegen das neue Feinbild singen. Wie das aber den Fußball am Ende umbringen soll, kann nicht aufgeklärt werden...

3 Kommentare:

  1. Wirklich sehr gut Formuliert

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  2. An einer Stelle darf ich widersprechen, ich bin öfter in Ingolstadt im Stadion, weil ich hier studiere. Als Audi gepämperter Verein, der wirklich nie sein Stadion voll kriegt und eher Stimmung unter der Nullmarke bietet, wäre es die perfekte Gelegenheit für RB ler, hier von Traditionsverein zu Traditionsverein sich gegenseitig den Mord am Fußball vorzuwerfen :-) :-)

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  3. Das was viele denken wird hier witzig zum Ausdruck gebracht, ohne dass es seine kritische Linie verliert. Sehr gut!

    Da lässt sich nur sagen - lasst RB einfach mal kommen. Ohne den Schmodder aus der Vor- und Nachwendezeit, aber mit der Fußball-Tradition in Leipzig. Diese Lücke hat RB nur gefüllt - nie gerissen...

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