Und am besten mit den Zahlen sind immer noch die Amerikaner... Wahrscheinlich mögen die Amis den Fußball auch deswegen so wenig, weil man ihn statistisch so schlecht erfassen kann. Tore sind am Ende das einzig wirklich entscheidende... und davon fallen halt verdammt wenig. Oder wie im Fall von Ukraine gegen England auch mal gar keine. Trotzdem haben die Amerikanischen Experten eine äußerst interessante Statistik gefunden, die die Probleme der englischen Fußballnation auf den Punkt bringt.
58. Die Wurzel aller englischen Probleme lautet 58. In allen relevanten Ligen Europas starteten am letzten Wochenende insgesamt 58 Engländer. Von diesem 58 Mann muss Roy Hodgson seinen 23 Mann Kader zusammenstellen... Ja, wenn man es als Engländer in die Startelf der Premiere League geschafft hat, ist man schon so gut wie im Nationalteam. Wahrscheinlich hatte sogar Lars Olsen eine größere Auswahl. Jogi Löw konnte sich am Wochenende 103 Starter anschauen. 96 deutsche Spieler in der Bundesliga und 7 Legionäre... (Ok, Mesut Özil spielte an diesem Wochenende nicht... aber nächstes Wochenende wieder... und dafür zählt der Artikel Robert Huth nicht auf.)
Allein schon das Bayer Leverkusen als Deutsche Spitzenmannschaft und Champions League Teilnehmer am Wochenende auf 5 Deutsche nicht Nationalspieler in der Anfangsformation kam... In England reicht es derzeit wahrscheinlich, bei einem Champions League Teilnehmer auf der Beobachtungsliste zu stehen, um für die Nationalelf interessant zu werden...
Aber hey, die halbe belgische Nationalmannschaft findet dagegen ihren Platz in der Premiere League... Dazu mindestens 4 Deutsche... Und und und...
Genügend gute und junge Spieler hat die Premiere League... die spielen halt nur alle für andere Nationen. Warum selber ausbilden, wenn man für lächerliche 20 bis 30 Millionen doch mittelmäßige Spieler holen kann?
Und nur so nebenbei: Vor etwas 10 Jahren gab es einen riesigen Jugendhype in England. Die Generation Wayne Rooney und James Milner brach damals quasi im Wochentakt alle Jugendrekorde. Da Problem: Es gab da halt nur einen Rooney... und wer kann mit den Namen Aaron Lennon und James Vaughan wirklich was anfangen? Einer von den beiden ist der jüngste Torschütze der Premiere League Geschichte...
Solche Spieler auszubilden kostet mehr Zeit als Geld... und die ganzen ausländischen Investoren haben halt mehr Geld als Zeit. Die wollen lieber heute halbwegs ansehnlichen Fußball sehen, als in 5 Jahren ihre eigenen selbst ausgebildeten "Kinder"... Genau in diesem Punkt ist Dietmar Hopp nebenbei nicht mit den Scheichen zu vergleichen...
Am Ende wird Hodgson auf eine englische Version der Kirch-Krise hoffen... dass die FA, die UEFA oder das englische Parlament Investoren verbietet. Dass das Financial Fair Play endlich wirklich umgesetzt wird. Das der riesige Englische Fernsehmarkt zusammenbricht. Denn das ist die einzige Chance, die die englische Nationalmannschaft noch hat...
Denn wenn wir uns zurückerinnern: Der Deutsche Jugendwahn ist nicht primär ausgebrochen, weil wir 2006 unbedingt Weltmeister werden wollten. Auch wenn das (und die Leistungszentren) sicherlich geholfen haben. Aber Leistungszentren haben die Engländer auch schon. Manchester United wurde zu der Hausmarke, die sie heute sind, weil sie mit Paul Scholes, Gary und Phil Neville und David Beckham Champions League Sieger wurden. Aber wann hat es in der Premiere League das letzte Mal eine Überraschungsmannschaft gegeben, die mit selbst ausgebildeten Spielern bis in die Champions League gestürmt ist?
In Deutschland begann der Spaß in der Saison 2002/03 mit dem VfB Stuttgart und seinen "Jungen Wilden". Aber die Stuttgarter setzten nicht freiwillig auf all diese Talente... Nach dem Einbrechen der Fernsehgelder durch das Wegbrechen der Kirch-Gruppe hatte man schlicht und einfach kein Geld mehr um sich Spieler zu kaufen. Es ist faszinierend, dass aus diesem Super-GAU, der uns alle gegen die Wand fahren lassen sollte, der Grundstein dieser jetzt so geilen Fußball spielenden Generation wurde... Einerseits hätte es Borussia Dortmun fast in den Ruin getrieben, andererseits war es die Grundlage für die letzten beiden Meisterschaften... Und es ist faszinierend, wie überragend diese Krise am Ende für den Deutschen Fußball ausgegangen ist... halt so gut, dass man sich als englischer (Nationalmannschafts-)Fan fast fragen muss: Können wie so eine Krise auch mal haben?
Wenn man Spieler die noch für die U21 spielen/spielen könnten (und hier nicht berücksichtig wurden), wäre das Bild vermutlich noch dramatischer ...bei England gab es jetzt Ärger das Ox-Chamberlain und ein zweiter Spieler neben der A-Nationalmannschaft nicht auch noch für die U21 spielen wollten.
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