Also um das Bundesligawochenende in 3 Sätzen zusammenzufassen: Im Keller wird nicht mal gewonnen, wenn 2 direkte Konkurrenten aufeinandertreffen.
Bayer Leverkusen hat dann mal extrem viel Druck aus dem Spitzenspiel genommen, weil sie jetzt nicht mal Meister werden, wenn sie die Bayern am Wochenende schlagen sollten.
Es ist noch zu früh, um jetzt schon festzustellen, wer von der breiten Masse zwischen Platz 4 und 11 am Ende noch einen Lauf hinlegt und auf die Wenger Trophy gewinnt.
Haben wir also erledigt. Dann können wir noch mehr Borussia Dortmund machen. Wobei Dortmund nur der Ausgangspunkt sein soll, um deren Grundproblem zu verdeutlichen. Aber rechnen wir das nochmal kurz nach, wie die in die Saison gegangen sind:
Lars Ricken war, bevor er in seine jetzige Position gestolpert ist, 34 Jahre am Stück als Spieler und Jugendkoordinator im Verein.
Sebastian Kehl kam 2002 nach Dortmund und wurde 2022 zum Nachfolger von Michael Zorc befördert. Das sind auch schon wieder 20 Jahre...
Sven Mislintat war 11 Jahre als Scout in Dortmund angestellt. Dann ging er immerhin 6 Jahre auf Wanderschaft, bevor er als Technischer Direktor zurückkam.
Nuri Şahin war 11 Jahre als Spieler in Dortmund beschäftigt. Nach 6 Jahren bastelte er einen kurzen Europatrip in seine Vita, scheiterte aber sachlich gesehen in Madrid und Liverpool. Danach verbrachte er seinen Vorruhestand in Bremen und Antalyaspor. Er war dann 2 1/2 Jahre "Teamchef" in der Türkei, bevor er im Winter 2024 als Co-Trainer zurückkehrte. Er hat zwar von allen die beste Quote, aber trotzdem mehr als die Hälfte seiner Karriere in Dortmund verbracht.
Zusammen kommen diese 4 Legenden also auf 76,5 Jahre in ihren vorherigen Funktionen. Da bekommt "Ein ganzes Leben für den BvB" eine komplett neue Bedeutung. Gleichzeitig kommen sie auf zusammen 13 Jahre "externe Erfahrung". Das ist ein völlig absurdes Verhältnis.
Also ja, Leute mit der Vereins-DNA anstellen, ist eine gute Idee. Aber ausschließlich Leute anzustellen, die beinah nur diesen einen Verein kennen, ist es anscheinend nicht. Also vergleichen wir das mal mit der Konkurrenz.
Der enteilte FC Bayern wurde natürlich jahrzehntelang von Hoeneß und Rummingge geprägt. Das ist ein unfairer Wettbewerbsvorteil. Aber die derzeitigen leitenden Angestellten heißen Christoph Freund, Max Eberl und Vincent Kompany. Eberl hat als einziger von denen mal für die 2. Mannschaft des Rekordmeisters gespielt. Vor allem war er aber 14 Jahre "Sportdirektor" bei Borussia Mönchengladbach. Danach war er beim wahrscheinlich größten Konkurrenten aus Leipzig. Geholt hat man den, weil er über Jahrzehnte nachgewiesen hat, dass er ein richtig guter Manager ist. Auch wenn Stefan Effenberg das nicht glauben wollte.
Bei Christoph Freund hat man sich den Umweg über Leipzig gespart. Den holte man direkt von der Originalfiliale aus Salzburg. Bei den Bayern hat man halt verstanden, dass verdammt viel Expertise bei den Dosenklubs schlummert.
Und Vincent Kompany ist ein interessantes Experiment, dass man auch eingehen musste, weil alle anderen ebenfalls externen Kandidaten abgesagt haben. Anstatt auf irgendeinen arbeitslosen ehemaligen Spieler zu setzen, holt man aber lieber das risikoreiche Talent.
Jeder von denen hat in seiner Karriere als Fußballer und Funktionär mehr externe Erfahrung, als alle 4 Dortmunder Köpfe zusammen.
RB Leipzig musste den Aderlass von Freund und Eberl zu den Bayern ertragen. Genauso, wie sie vorher Julian Nagelsmann ziehen lassen mussten. Dafür holte man sich Marco Rose, Marcel Schäfer und Mario Gomez. Nur Rose hat da einen gewissen Stallgeruch, weil er 6 Jahre lang die Trainerleiter in Salzburg emporkletterte. Aber auch dieses Konstrukt, das ja gerade zu prädestiniert dafür ist, Leute durch die eigenen Reihen zu schleusen, holte sich in der Bundesliga verdammt viel externe Expertise. Oh und sie bezahlen jetzt mit Jürgen Klopp einen der begehrtesten Charaktere. Aber wenn wir alle Glück haben, macht der da einen auf Matthias Sammer und kassiert nur ab, ohne wirklich was zu bewegen.
Bayer Leverkusen hat mit Simon Rolfes zumindest einen Akteur in den eigenen Reihen, der schon als Spieler auf seine spätere Rolle im Management vorbereitet wurde. Der kam 2005 als Spieler und wurde praktisch der Ziehsohn von Rudi Völler. Aber umgeben ist er von einem Xabi Alonso, dessen Verpflichtung als wichtigster Transfer der letzten 10 Jahre gelten dürfte. Mit Fernando Carro sitzt ein weiterer Spanier im Vorstand, der genaugenommen überhaupt keinen Hintergrund als Fußballer hat. Niemand weiß genau, wo die den aufgegabelt haben und wie sie auf die Idee kamen, den überhaupt zu holen. Also bei Herbert Hainer als Bayern-Präsident gibt es wenigstens die Verbindung über Adidas. Zwischen Carro und Bayer gab es keinerlei offensichtliche Verbindung. Dazu kommt Thomas Eichin, der in Bremen vielleicht erkennen musste, dass er in der vordersten Reihe ein wenig überfordert ist. Aber in Leverkusen muss er auch nicht in dieser vordersten Reihe agieren.
Man hat also nicht nur eine Xabi Alonso geholt und dann lief es plötzlich. Man hat sich unter Carro seit 2018 Stück für Stück neu aufgestellt.
Bleibt die Eintracht aus Frankfurt, die ja gerade an den Dortmundern vorbeiziehen. Die holten Dino Topmöller, dessen offensichtliche Verbindung zum Verein darin besteht, dass sein Vater dort schonmal Trainer war. Vor allem war er aber zuletzt mit Nagelsmann unterwegs. Dazu holte man Markus Krösche und Timmo Hardung aus Leipzig. Gerade Ersterer wollte sich nicht hinter Eberl verstecken. Mit Pirmin Schwegler, Christoph Preuß und Karl-Heinz Körbel hat man dann in den kleineren Rollen ehemalige Spieler angestellt.
Wir merken: Die Vereine, die entweder schon an Dortmund vorbeigezogen sind oder jetzt gerade zum Überholmanöver ansetzen haben sich allesamt auch auf der Führungsebene verstärkt, Sie haben nie einfach nur geguckt, wer bei ihnen gerade in den Ruhestand geht, sondern haben sich gefragt, wer bei der Konkurrenz gute Arbeit geleistet hat und deswegen für eine Arbeit in ihrem Verein ein passender Kandidat wäre. Xabi Alonso, Schäfer, Topmöller und Krösche sind alles Leute, die auch in Dortmund arbeiten könnten. Aber dort hat man halt nur in den eigenen Reihen nach Verstärkungen gesucht.
Das tut den Dortmundern jetzt doppelt weh. Denn einerseits sind die "eigenen Talente", auf die man bedingungslos gesetzt hat, nicht so wirklich gut, andererseits ist die Konkurrenz durch all die verpflichteten Leute deutlich besser geworden.
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