Deren Wahlprogramm kann also nur in einer Satire-Liga umgesetzt werden. Also hier die Worst of "Für Europa reicht's" Edition:
Heidenheim nimmt das gerade am wörtlichsten. Also die verkacken in der Liga nur. 5 Niederlagen infolge. Nur 1 Sieg aus den letzten 17 Bundesligaspielen. Selbst gegen Borussia Dortmund verlieren die... Das muss man als Abstiegskandidat erstmal schaffen. Das Krasseste daran: Bevor der Verein Europa für sich entdeckt hatten, sah es so aus, als hätte Tim Kleindienst sich verwechselt. Denn Heidenheim startete mit 3 Siegen aus den ersten 5 Spielen in die Saison. Aber dann begann die Gruppenphase der Conference League und da dachte man sich: Ist ja viel spannender hier.
Die rationale Antwort ist, dass diese Mannschaft einfach nicht mit der Doppelbelastung klarkommt. Wäre das nicht der Moment, in dem man den europäischen Wettbewerb ab schenken und seine B-Elf schicken sollte... Nun ja... das versuchte Heidenheim mehr oder weniger schon übers gesamte Jahr, indem man heftigst rotiert. In Kopenhagen stand sogar der Ersatztorwart Frank Feller im Tor. Wie schon im Hinspiel in der Qualifikation. Frank Schmidt versucht echt alles, um endlich auszuscheiden und die Mission Klassenerhalt anzugehen... nur nützt es halt nichts, denn für Europa reicht's. In 2 Jahren spielen sie dann als Drittligist in der Champions League, obwohl sie krampfhaft seit Jahren versuchen, einfach nur auszuscheiden.
Selbst die glorreichen Bayern haben sich mit diesem Virus infiziert. Zumindest zeigen sie leichte Symptome. So krass dominiert wie an diesem Wochenende wurden sie in der Bundesliga jedenfalls seit dem letzten Besuch in Leverkusen nicht mehr. Das ist immerhin schon ein Jahr her! Und klar, Bayer perfektioniert gerade das "Am Tor vorbeischießen" besser als jede andere Mannschaft. All die Chancen sind schon Hochkaräter, aber meistens gehen die Bälle ganz knapp neben den Kasten. Wenn man die Bundesliga durchgespielt hat, kann man auch so Nebenmissionen wie "Treibe deinen Expected Goals Wert nach oben, ohne dass der Torhüter eingreifen muss" annehmen. Und nach dieser Statistik hat man 2,65 zu 0,06 gewonnen. Viel wichtiger für diesen Beitrag ist allerdings der Fakt, dass die Bayern einen Wert von 0,06 hatten. Das ist der niedrigste Wert in dieser Saison. Also um das mal zu verdeutlichen: Die hoffnungslos unterlegenen Hoffenheimer waren bei ihrem 0:5 neulich dichter an einem Treffer, als die Bayern an diesem Samstag.
Das ist nebenbei tatsächlich der beste Wert der Saison. Also wenn man das Ziel hatte, keinerlei Torgefahr auszustrahlen. Gefolgt von den 0,14, die sich Augsburg gegen die Bayern erarbeitet hat... und dem Hinspiel, wo Bayer Leverkusen mit 0,16 erwartbaren Toren ein 1:1 holte.
Natürlich kann das den Bayern völlig egal sein, denn die Meisterschaft ist ihnen spätestens nach dieser Leistung nicht mehr zu nehmen. Kein Harry Kane Fluch kann das verhindern. Und in der Champions League hat man ja gewonnen. Die können also mit gutem Gewissen behaupten: Für Europa reicht's, aber für die Liga auch.
Optimiert wird dieser Slogan gerade bei Borussia Dortmund. Die sind halt einfach nicht in der Lage, 2 gute Spiele nacheinander abzuliefern, was schlecht ist, wenn man ständig am Mittwoch ran muss. Jetzt haben sie ihre Niederlage bei Holstein Kiel mit einer Niederlage in Bochum veredelt. Sie haben also wirklich gegen den Tabellenletzten UND -vorletzten verloren. Aber Sporting Lissabon souverän geschlagen. Was soll man dazu noch sagen?
Hier muss man nebenbei das Missverständnis der Woche aufklären. Denn Niko Kovač hat ja anscheinend gesagt, dass sich ein Julian Brandt in der "Range" von Jamal Musiala und Florian Wirtz befindet. Also nicht von der Range, die Musiala an diesem Wochenende auf den Rasen gezaubert hat. Und die Kommentarspalten eskaliert und wirft Kovač totale Ahnungslosigkeit vor. Transfermarkt.de will ja in dieser Aussage sogar ein "Lob" gehört haben. Dabei fällt das wichtigste unter den Tisch: „Natürlich muss er es Woche für Woche beweisen.“ Aber Kovač dürfte das nicht als Lob, sondern als Challenge gesehen haben. Denn an den guten Tagen ist diese Aussage durchaus seine Berechtigung. Brandt hat schon 8 Saisons mit mehr als 10 Scorerpunkten in seinem Lebenslauf stehen. Sein Höhepunkt waren 7 Tore und 14 Vorlagen in 33 Spielen. Das war noch im Trikot von Bayer Leverkusen, ist aber einfach beeindruckend. Denn selbst Wirtz kam in seiner bisher besten Saison auf 23 Scorerpunkte.
Brandt hatte durchaus die Anlagen, um den deutschen Fußball zu prägen. Er hat aber seine beste Saison mit Anfang 20 gespielt. Das macht ja seine Stagnation und sein totales Abtauchen in dieser Saison so frustrierend. Und Kovac versucht jetzt den Youngstar, der ja noch irgendwo in diesem Spieler stecken muss, wieder herauszukitzeln.
Da muss ich dann auch Lothar Matthäus und seinem "Der ist immer Talent geblieben" widersprechen. Denn spätestens in dieser Saison muss man in Dortmund zugeben, dass Brandt sich zurück- anstatt weiterentwickelt hat. Als Talent war er wesentlich besser.
Die 3 Europacup-Teilnehmer erzielten also zusammen 0 Tore und holten einen Punkt. Das sind Bilanzen, die wir sonst nur von Abstiegskämpfern kennen. Aber das ist ja nur die eine Ebene des "Für Europa reicht's" Konzepts.
Denn RB Leipzig spiegelt das Ganze: Sie haben sich in der Champions League mehr oder weniger blamiert und verpassten frühzeitig die K.O. Phase. Es reichte halt nicht. Aber in der Liga liegt man trotzdem auf Platz 4. Nicht nur das man hält diese Position, obwohl man nur eines seiner letzten 6 Spiele gewonnen hat. Aber hier ist das völlig absurde: Diese Serie begann ja mit der Niederlage gegen den VfB Stuttgart am 17. Spieltag. In der Rückrundentabelle steht RB Leipzig trotzdem VOR dem VfB und auch der Borussia aus Dortmund. Also haben sie mit einem Sieg in 5 Spielen ihren Vorsprung auf die realistisch härtesten Konkurrenten ausgebaut. Auch auf die wirklichen Verfolger aus Mainz hat man auf Distanz gehalten. Auf Freiburg hat man lediglich 2 Punkte verloren.
Und ja, Mainz und Freiburg haben gerade Platz 4 im Visier, weil offensichtlich keiner nach Europa will. Selbst bei den Nurgrünversiften Radfahrern und dem Karnevalsverein heißt es gerade: Für Europa könnte es reichen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen