Eine der spannendsten Fragen dieses Wochenendes war ja,wie Fußballdeutschland darauf reagieren würde, wenn am Samstag Abend in Leipzig das Stadion voll und sie Stimmung bombastisch ist. Samstag 18:30 wurde es halt endgültig kompliziert zu behaupten, dass RB nur ein seelenloser Konzernverein ist... denn jetzt sollte endgültig bei allen angekommen sein, dass dieser Verein in dieser Region extrem gut angekommen ist.
An der Stelle wollte ich noch mal erwähnen, dass es genau genommen echt Schade ist, dass die Dortmunder Ultras dieses Spiel boykottiert haben... Denn die Stimmung wäre mit einem gut organisierten und lautstarken Gästeblock definitiv nicht schlechter gewesen.
Aber als jemand, der schon länger in Leipzig ist als RB... habe ich natürlich über die Sozialen Netzwerke haufenweise Bilder aus dem Stadion bekommen. Und der Standartvorwurf der Gegner war natürlich ein "Ihr seid doch nur Erfolgsfans"... und das ging am Ende so weit, dass mein bekennender Real Madrid Fan das anderen vorwerfen wollte...
Was mich dann zum Überlegen gebracht hat. Der Vorwurf der "Erfolgsfans" ist ja kein neuer. Der kommt schließlich jedes Mal auf, wenn eine Mannschaft... nun ja... im Erfolg ihre Anhängerschaft erweitert...
Man kann 90% aller Fußballfans ganz einfach in 3 Kategorien sortieren. Die erste ist dabei der
Lokalpatriotismus.
Der ist ja auch ganz einfach nachzuvollziehen. Ich bin ja gebürtiger Rostocker. Und in Rostock waren wir alle irgendwie Hansa Fans. Weil halt jeder, der sich bei einem Fußballverein, egal wie klein dieser war, davon geträumt hat, dass Hansa ihn entdeckt und er dort Profi wir. Und dann hat man ein Mal gegen die Jugendmannschaft von Hansa gespielt, 18 Tore in 40 Minuten kassiert und gemerkt "Das wird wohl eher nichts." Hansa Fan ist man auf Grund der örtlichen Nähe natürlich trotzdem geblieben.
Dieser Lokalpatriotismus weiter sich nebenbei gerne auf ganz Deutschland aus. Also überraschend viele Bayern-Gegner, die sich in der Bundesliga jedes Mal freuen, wenn die mal verlieren, sind dann im Internationalen Geschäft auf ein Mal doch für Bayern.
Die Erfolgsfans:
Und ja, die gibt es. In jeder Region und bei jedem Verein. Drücken wir das ganze mal so aus: Wenn dein Verein erfolgreich ist, wird der Druck des Lokalpatriotismus erhöht. Das merkt ja auch jeder Verein an seinem Zuschauerschnitt, der in schöner Regelmäßigkeit nach oben steigt, wenn man in der Tabelle oben steht.
Das liegt ja auch in der Natur der Sache. Die meisten von uns feiern lieber Meisterschaften als Abstiege zu betrauern. Und wir sehen lieber großartige Spielzüge und Tore des Monats als zusammen gestolperte Kacktore.
Und wenn die Erfolge dann nachlassen, lässt auch das Interesse der Fans an dem Verein nach. Fragt euch einfach mal, wo all die Werder-Fans hin sind. Die sind nicht mit und wegen Thomas Schaaf weiter nach Frankfurt gezogen... sondern nach Dortmund, weil die halt die Rolle des Bayern-Herausforderers übernommen haben.
Leuten vorzuwerfen, dass sie auf erfolgreichen und attraktiven Fußball stehen ist sinnlos. Wir sind halt als Menschen so gestrickt, dass wir uns in unserer Freizeit eher zu schönen und angenehmen Dingen hinwenden und von den Frust produzierenden ab.
Um ein anderes Beispiel zu bringen: Würdet ihr jemanden vorwerfen, wenn er Taylor Swift Fan ist? Wahrscheinlich nicht. Der Westliche Mensch steht halt fast schon traditionell auf seichte Melodien und simple Texte die von attraktiven Damen gesungen werden. Das war schon bei Jo Stafford in den 60ern so. Und bei Britney Spears zur Jahrtausendwende. Und auch 2025 wird es eine Blondine geben, die die Charts dominiert. Genau so wie im Jahr 2025 Fußballfans zu erfolgreichen Mannschaften ins Stadion pilgern. So funktioniert Mann halt...
Die anders Motivierten:
Ja, ist nen Kackname für ne Kategorie. Aber direkt von "Den St.Pauli Fans" zu reden, ist auch irgendwie blöd. Aber übertrieben gesagt sind doch alle "Linken" im Land St.Pauli Fans. Und das hat wenig mit dem Fußball, den die Spielen zu tun.. sondern viel damit, dass sie sich einfach mal als erstes gegen eine groß geplante Bild Aktion stellen. St.Pauli, sowohl das Viertel als auch der Verein, steht halt für eine alternative und linke Lebenskultur. Deswegen liegt man als Zweitligist auch auf dem Vierten Platz beim gerade veröffentlichten Markenindex. Die Linken wollen halt auch Fußball gucken und bekommen immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie ein Nike Trikot tragen müssen.
Ein weiteres aktuelleres Beispiel ist Darmstadt 98, die durch ihre derzeitigen Aktionen (und dem Fakt, dass sie sich als gallisches Dorf gegen den Modernen Fußball stemmen) ebenfalls viele überregionale Sympathien gewinnen dürften. Auch wenn das natürlich eher auf dem SC Freiburg Niveau ist. Also kaum jemand ist wirklich Freiburg (oder Darmstadt) Fan, aber wir finden diese Vereine allesamt sympathisch.
Diese Vereine haben überregional viele Anhänger, weil sie halt für Mehr als nur das einfach 11 gegen 11 stehen.
Wenn man jetzt den Leipziger Menschen, die ins Stadion gehen und so die Werbetrommel unterstützen, vorwirft Erfolgsfans zu sein... dann wirft man denen im wesentlichen vor, dass es keinen ordentlichen Lokalpatrioten in ihrer Region gibt. Dafür kann doch aber der gemeine Leipziger nichts. Das Lok und Chemie es verkackt haben, diesen riesigen Markt ordentlich zu bedienen, ist doch einzig und allein deren Schuld.
Im Wesentlichen... werft ihr ihnen an der Stelle vor, dass sie gerne in friedlicher Umgebung guten Fußball sehen wollen. Das ist einfach etwas, was man bedenken sollte, bevor man das nächste Mal mit begriffen wie "Erfolgfans" um euch werft. Am Ende sind das auch nur ganz normale Menschen, die ihr Leben mit schönen Erlebnissen aufheitern wollen.
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