Montag, 27. Februar 2023

Worst of des "Das lief ja wie erwartet" Spitzenwochenendes

 Obwohl, es gab ja schon die eine Überraschung: Dass die Bayern nach 15 Minuten nicht zurücklagen. Schließlich hatte Union eine Halbchance und das reicht ja normalerweise für die. Nur halt nicht, wenn es gegen den Rekordmeister geht.

So präsentierte sich Union in der Allianz-Arena plötzlich doch wie ein ganz normaler Bundesligist: viel zu zaghaft und ohne die mangelnde Überzeugung, wirklich etwas zu holen. Das sage ich nicht, das sagt im Wesentlichen Rani Khedira.

So entwickelte sich am Ende ein ganz normales Spitzenspiel, welches die Bayern mit 3:0 gewinnen. Aus dem "Darauf fiebern wir das ganze Wochenende hin" Spiel wurde dann doch eher ein "Zur Halbzeit schalten alle neutralen Fans doch einfach ab"... weil es halt auch nichts Interessantes mehr zu sehen gab. Bayern war so überlegen, dass sogar Thomas Müller ein richtig gutes Spiel gemacht hat. Er wurde vom Kicker zum Spieler des Spieles. Es war sein erstes Spiel mit mehr als einem Scorerpunkt seit Ende September. Was diesen Sieg plötzlich zu einem Trojanischen Pferd macht. Denn jetzt werden ja alle behaupten, dass dieser Müller unbedingt auch gegen Paris St.Germain auflaufen muss. Was bei den Problemen, die sich dort gerade anhäufen, auch die einzige gute Nachricht für sie ist. Wahrscheinlich ist am Ende der nicht verteidigende Angreifer doch fit, aber der so wichtige Verteidiger fällt aus. Da wird selbst ein Müller sich strecken müssen, um für Paris den Unterschied auszumachen.

Die wirkliche Überraschung gab es dagegen in Hoffenheim. Also nicht, weil die TSG ihre beste Saisonleistung wie gefühlt immer gegen Dortmund abrief. Hier ist ein absurder Fun Fact: Der Dorfverein bleibt zum ersten Mal in seiner 124-jährigen Vereinsgeschichte ohne Treffer gegen die Borussia. Und klar, man ist mittlerweile auf einer 4 Spiele Niederlagenserie, aber die ebenfalls historisch ist. Bis vor 2 Jahren hat Hoffenheim halt wirklich regelmäßig gegen die Borussia gepunktet. Also mindestens ein Mal im Jahr. Und selbst in den Jahren, in denen man fast abgestiegen wäre. Was ja an den Dortmund Fans sowas von nagen muss. Einerseits hätte man sich im Jahr 2020 seines Feindbildes entledigen können. Andererseits hat man in schöner Regelmäßigkeit ausgerechnet gegen die seine Meisterschaft verspielt.
Nebenfunfact: Trotz der letzten beiden eher langweiligen 1:0 Siege fallen im Schnitt 2,9 Tore in diesem Duell. Vor dieser Saison waren es über 3. Und die Torbilanz ist ja mit 43:46 extrem eng, auch wenn sich das in den 13 Dortmund Siegen nur bedingt widerspiegelt. Also nur um zu verdeutlichen, dass Hoffenheims vielleicht beste Saisonleistung und der offene Schlagabtausch, den wir zu sehen bekamen, keine Überraschung ist. Nur dass Dortmund dieses Duell gewinnt UND damit die Tabellenführung übernimmt, war nicht zu erwarten.

Wenn Hoffenheim immer so auftreten würde, wären sie in ganz anderen Tabellenregionen unterwegs. Aber zum Glück für den Rest der Liga haben nur die Dortmund Fans ihre persönliche Vendetta mit diesem Verein, was die Spieler anscheinend zu Spitzenleistungen antreibt. Ab wann muss man dieses Duell eigentlich als ein Derby betrachten? Also abgesehen von einer 100-jährigen Geschichte hat es alles, was man braucht: emotionale Siege und Niederlagen für beide Beteiligten. Eine tiefe Ablehnung der beiden Fanlager. Enge und faszinierende Spiele. Und im Gegensatz zum Gipfeltreffen mit den Bayern steht der Ausgang vorher nicht fest.

Jetzt ist nebenbei die letzte offene Frage der Saison: Zieht die Borussia das bis Anfang April durch. Also Bayern gegen Dortmund ist buchstäblich für den 1. April terminiert. Also davon ausgehend, dass sie das auf den Samstagabend legen werden. Damit könnte das 5:0 Schützenfest der Bayern der größte Aprilscherz der Fußballgeschichte werden... Wahrscheinlich werden die Dortmunder aber vorher im Derby gegen Schalke Federn lassen.

Apropos Schalke. Die haben getroffen! 2 Mal! Und dann dachte sich Ralf Fährmann: Da kann ich ja auch mal wieder einen gucken lassen. Nur um den Sieg direkt danach festzuhalten. Dieses Spiel ist nebenbei die perfekte Zusammenfassung von Fährmanns Karriere. Und damit erklärt sich auch, warum er sich auf Schalke nie dauerhaft durchsetzen konnte: Er hatte immer wieder Phasen, in denen er zumindest einen ordentlichen Bundesligatorhüter mimt. Vielleicht sogar mehr. Ein 27-jähriger Fährmann war gar nicht so weit entfernt von der Nationalmannschaft. Also zumindest laut Jens Lehmann und Sport1.de. Nun ist Lehmann als Experte nicht ganz so gut gealtert: Fährmann konnte sich nie wirklich als unumstrittener Stammtorwart durchsetzen. 2016/17 war die einzige Saison, in der er alle Spiele für Schalke absolvieren konnte und durfte. Das liegt einerseits an einer erstaunlich langen Verletzungshistorie. Gerade für einen Torhüter sind 24 aufgeführte Verletzungen brutal. Aber er hatte, auch wenn er fit war, trotz an sich guter Leistungen immer wieder den einen oder anderen Patzer drin. Demonstrativ sei hier mal seine Zweitligakarriere aufgezählt, in der 2 ordentliche Spiele von 2 "Note 5" Auftritten umrahmt werden. Danach holte man dann in Panik einen Martin Fraisl. Immer, wenn er sich zu stabilisieren scheint und 2 ordentliche Einsätze nacheinander vorweist, packt er danach ein richtig finsteres Spiel aus.

Mich erinnert das alles ein wenig an Oliver Reck, der den Spitznamen Pannen-Olli hatte, aber zeitgleich Europameister wurde. Und im DFB Pokalfinale einen Elfmeter gehalten hat, wenn man diesem Fan glauben schenken will. Da er von Zeigler gezeigt wurde, glaube ich ihm das, Arnd kennt sich in der Werder-Geschichte aus. Oh und einen Europacup und 2 Meistertitel holte er auch. 

Der Unterschied ist halt: Reck produzierte diese Aussetzer in einem extrem stabilen Umfeld, geprägt von Otto Rehagel und Willi Lemke. Fährmann produziert sie auf Schalke, einem der größten Unruheherde des deutschen Fußballs. Was einem zu der Frage bringt, welche Entwicklung ein Fährmann genommen hätte, wenn er in einem stabileren Umfeld gespielt hätte.

Aber ja, im Wesentlichen wird Fährmann für den Rest des Jahres ungefähr so spielen, wie bisher in der Rückrunde: Meistens Durchschnitt, in einzelnen Momenten überragend, aber dann winkt er auch wieder einen durch. Die viel wichtigere Frage für die Schalker ist aber, wie sie die nötigen Tore erzielen wollen, damit sie die Klasse halten. Ob Schwolow oder Fährmann da gelegentlich einen durchwinkt, ist da vollkommen egal.

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