Ernsthaft, die Wahl ist doch manipuliert. Da geht es doch nicht nur um sportliche Kriterien.
Natürlich nicht. Es ist eine Wahl. Damit ist es auch immer ein Imagewettbewerb. Da ist das Ergebnis im Fußball genau so neutral und sachlich wie bei einer Landtagswahl in Sachsen. Wer sich am besten verkauft, gewinnt am Ende.
Das Real Madrid, Barcelona und die Premiere League in Sachen weltweiter Vermarktung gewisse Vorteile haben, die dann bei so einer Wahl zu tragen kommen... aber, als hier anonymisierter Leserbriefschreiber (der, wie der letzte, der mir negativ aufgefallen ist, ebenfalls einen Doktortitel führt) im Kicker vom "Tiefpunkt dieser Auszeichnung" zu reden... und vom "Witz des Jahres"... ist lächerlich.
Im wesentlichen weil... Ronaldo eine schwache WM gespielt hat? Wie man's macht, macht man's verkehrt... als 2006 (ja, ist lange her) Fabio Cannavarro gewann, hieß es noch: Da wurde doch nur auf die Weltmeisterschaft geachtet und der Rest des Jahres ignoriert...
Das Beste an dem Leserbrief (und allein schon der direkt folgende beweist, dass es keine Einzelmeinung ist): Der Schreiber bringt die Gegenargumente selbst. Auch wenn er von einem glücklichen Champions League Sieg spricht.
Real Madrid hatte in der letzten Champions League Saison EIN MAL Glück: Als Henrikh Mkhitaryan im Rückspiel Großchancen vergab... Da hätte man wirklich ausscheiden können... und bezeichnender Weise fehlte da Cristiano Ronaldo verletzt... in der nächsten Runde wurden die ÜBER-Bayern so was von entzaubert... Und dann kann man jetzt behaupten, dass ein Finale in der Verlängerung zu gewinnen (und das 1:1 in der Nachspielzeit zu erzielen) Glück ist... aber sein wir ehrlich: Atletico war nach 60 Minuten am Ende. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie den Ausgleich kassieren und danach dann einbrechen... wenn sie das 1:0 über die Zeit gebracht hätten, wäre das für sie ein glücklicher Sieg gewesen... dementsprechend ging das Ding auch 1:4 aus, das war kein Zufall...
Und dann ist da noch der Torrekord in der Champions League... Es hat noch nie jemand in einer Saison 17 Champions League Tore erzielt. Nicht mal ein Lionel Messi als der (und sein Verein) noch in absoluter Überverfassung war... 17 Tore in 11 Spielen sind so Zahlen, die man sonst nur in Fußballsimulationen auf der Spielkonsole erreicht... und der Grund, warum solche Spiele immer noch als "unrealistisch" gelten... Das ist eine absolut überragende (und wahrscheinlich einmalige) Leistung.
Jetzt soll er dafür "bestraft" werden, dass er hinterher übermüdet, überspielt und angeschlagen versucht hat, etwas für sein Land zu reißen?
Und nur so nebenbei: Es geht hier um den (wegen Überflüssigkeit schon mal abgeschafften, dann von den Journalisten zur Selbstbeweihräucherung wiederbelebten) Titel "Europas Fußballer des Jahres". Da stimmen die 54 UEFA-Mitglieder ab... ist es da wirklich "falsch" die Leistungen die in europäischen Wettbewerben abgeliefert wurden als höher einzuschätzen?
Letztendlich ist es eh eine sinnlose Diskussion (wie auch damals um den "Spieler des Turniers" Messi). Alle drei zur Wahl stehenden Spieler waren letzte Saison absolute Weltklasse. Egal bei wem man da das Kreuz macht, es kann gar keinen "falschen" Treffen. Wenn man dann also von der größten Endtäuschung redet, weil kein deutscher (oder wenigstens ein in Deutschland beschäftigter) Spieler den Titel gewinnt... ist kleinkariert. Und das ist der freundlichste Ausdruck, der mir dafür einfällt...
Aber hey, vielleicht hat der Kicker den Leserbrief ja nur gekürzt und in der längeren Version wäre es deutlich gewesen, dass das alles nur zynisch gemeint war...
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